FC Bayern in der Einzelkritik:Brillantes rotes Orchester

Torwart Manuel Neuer hätte auch mit Gamsbarthut keinen Gegentreffer kassiert, Franck Ribéry brilliert an der französischen Klarinette, Anatolij Timoschtschuk wird anstelle von Bastian Schweinsteiger vom Aushilfstrommler zum Dirigenten: Die Bayern beim 3:0 gegen Leverkusen in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Fröttmaning

FC Bayern in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Torwart Manuel Neuer hätte auch mit Gamsbarthut keinen Gegentreffer kassiert, Franck Ribéry brilliert an der französischen Klarinette, Anatolij Timoschtschuk wird anstelle von Bastian Schweinsteiger vom Aushilfstrommler zum Dirigenten: Die Bayern beim 3:0 gegen Leverkusen in der Einzelkritik. Von Thomas Hummel, Fröttmaning Mogelte sich nach dem Aufwärmen an den Musikkapellen aus Neubeuern und Sontheim vorbei, um wie immer als Erster in der Kabine zu verschwinden. Wäre es aufgefallen, hätte er sich als Beweis endgültiger Bayernhaftigkeit dazugestellt und mitgespielt? Zumindest hätte er dann einen Moment für sich gehabt: Manuel Neuer an der Trompete in Haferlschuhen, Lederhosn und Gamsbarthut. Selbst mit dieser Tracht hätte er an diesem Abend kein Gegentor bekommen. Wenn er gewusst hätte, wie langweilig der Job als Bayern-Torwart sein kann, vielleicht wäre er doch in Gelsenkirchen geblieben.

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Rafinha

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Seit diesem Tag weiß auch der Rechtsverteidiger aus Londrina in  Brasilien, wo er gelandet ist. Brasilianer sind ja Musikgruppen mit Trommeln durchaus gewöhnt, aber beim Aufwärmen blickte er so ungläubig hinüber zum Auftritt der bayerischen Kapellen und Goaßlschnalzer auf dem Rasen, dass er fast vergessen hätte, sein gelbes Leibchen auszuziehen. Kam dabei scheinbar aus dem Takt, musste sich gegen Sidney Sam mit einigen Fouls helfen. Gehört auch deshalb zur Fraktion der grimmigen bayerischen Defensivspieler, vor denen offenbar die ganze Liga Angst hat.

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Daniel Van Buyten

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Eine Blaskapelle mit Daniel Van Buyten hätte den stärksten Paukisten der Welt. Ein Bumm des Belgiers würde selbst den fahrigsten Bläser wieder eintakten. Oder auf den Fußball übertragen: Ein Bumm des Belgiers lässt die stärksten Leverkusener auseinander hüpfen. Bei seinem Freistoß aus 30 Metern  zum 2:0 sauste der Ball schneller in die Maschen, als eine Achterbahn fahren kann.

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Holger Badstuber

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(Foto: AFP)

Manchmal merkt man gar nicht, dass er mitspielt. Und doch ist er tragender Teil der besten Bayern-Abwehr seit langem. Ging in jedem Duell so resolut zur Sache, so dass er den Ball wegköpft und Gegenspieler Kießling noch ein wenig Schmerzen hatte. Weiß meist schon vorher, wo der Ball hinkommt, weshalb er dort mit seinen eckigen Knochen schon auf den Gegner warten kann. Spielt famose Pässe auch über 60 Metern zum Rechtsaußen Müller. Ein Grund, warum die Leverkusener schnell aufgaben.

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Philipp Lahm

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(Foto: dapd)

Ein Spiel nach seinem Geschmack. Nach 20 Minuten fällt das 2:0 und die restlichen 70 Minuten kann man sich mit Ergebnis-Verwaltungsmaßnahmen begnügen. Es war ohnehin schon ein äußerst langweiliges Gekicke, der Linksverteidiger stand unter Gefahr, unter eingeschlafenen Füßen zu leiden. Hätte er am Samstagvormittag im Schottenhamel-Zelt zwei Maß Bier getrunken, keiner hätte es gemerkt. Mangels Beschäftigung versuchte er einmal, bei einer Rettungsaktion den Linienrichter umzugrätschen. Es gelang nicht.

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Anatolij Timoschtschuk

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(Foto: AP)

Angestellt eigentlich als braver Aushilfstrommler, gab der Ukrainer plötzlich den Dirigenten. Ordnete das defensive Mittelfeld mit grimmiger Entschlossenheit und öffnete zudem das bayerische Offensivspiel häufig mit einem schlauen Pass. Aus der Ukraine sollen ja die Kosakenlieder überliefert sein. An diesem Abend  passten sie hervorragend zur bayerischen Blasmusik. Dass dabei auch in schöner Regelmäßigkeit ein falscher Ton, sprich ein Foul, dabei war, störte nicht, weil Schiedsrichter Gräfe ihn gewähren ließ.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Angestellt eigentlich als Dirigent des roten Orchesters. Erkannte aber diesmal, dass der ukrainische Kosake hinter ihm das besser konnte. War sich nicht zu schade, die Leverkusener Gegenspieler wie im Basketball auszublocken oder auf den Flügel zu rennen und Flanken zu schlagen. Spielte im Mittelfeld deutlich die zweite Trompete, fühlte sich aber nicht unwohl dabei.

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Toni Kroos

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(Foto: dapd)

Hatte lange Zeit überhaupt keine Szenen, denn wenn es nach vorne ging, landete der Ball von der Abwehr oder Timoschtschuk gleich in der Sturmreihe. Hatte mit Lars Bender den einzigen Leverkusener gegen sich, der es mit der bayerischen Grimmigkeit aufnehmen konnte, was kein Wunder war, schließlich kommt Bender aus dem oberbayerischen Brannenburg.

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Franck Ribéry

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(Foto: dpa)

Eine bayerische Blaskapelle mit französischem Klarinettenspieler - was kann es Schöneres geben? Ribérys Dribblings erinnern ja an guten Tagen durchaus an ein ausgefeiltes Solo mit hohem Klang. Notgedrungen stellte Leverkusen den jungen Danny da Costa gegen ihn, dem Ribéry nach fünf Minuten das erste Mal, na ja, den Marsch blies. Ribéry ging locker leicht vorbei, seine Vorlage führte zum 1:0. Klimperte auch danach noch hin und wieder schön, was den Zuschauern wenigstens kleine Freuden bereitete. Entscheidendes kam jedoch auch von ihm nicht mehr.

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Thomas Müller

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(Foto: dapd)

Eindeutig der Flügelhorn-Spieler des roten Orchesters. Klebte derart penetrant am rechten Flügel, dass dagegen selbst Arjen Robben ein Raumdeuter-Freigeist wäre. Obwohl er immer an der gleichen Stelle zu finden war, stand er dennoch ständig frei. Gegenspieler Gonzalo Castro muss da was falsch verstanden haben. Vielleicht lag es daran, dass Müller bei seinem ersten Sturm in die Mitte gleich das 1:0 ins Tor spitzelte. Sein Jubel fiel laut und emotional aus, nicht dass einer meint, Triangelspieler Gomez wäre es gewesen. Ging später in die Sturmmitte und zeigte dort sein gesamtes Repertoire: Lupfer, Hacke, Beinschüsse. Seine gekonnten Entrées konnten die Mitspieler aber nicht mehr nutzen.

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Mario Gomez (links)

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(Foto: dapd)

Mario Gomez spielte wie immer: Zwischen den Abwehrspielern stehend, sich durchaus dahin und dorthin ein paar Meter bewegend. Aber der Ball? Kommt selten zu ihm. Wie ein Triangelspieler, der minutenlang auf seinen Einsatz wartet und den dann aber ordnungsgemäß und entschlossen auszuführen. Diesmal verpasste er jedoch seine Einsätze, stand zu oft im Abseits und musste seinen Platz nach 65 Minuten räumen.

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Luiz Gustavo

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kam überraschenderweise für Mario Gomez. Durfte dennoch neben dem Dirigenten Timoschtschuk im defensiven Mittelfeld ackern. Ein Trainer namens Rangnick sagte einmal, er sei der beste Spieler der Liga "gegen den Ball", was beim Trainer Heynckes sehr geschätzt wird. Fügte sich tadellos ins grimmige Bayern-Abwehrspiel ein.

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Arjen Robben

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(Foto: REUTERS)

Als das Spiel Anfang der zweiten Halbzeit langweiligst vor sich hin dämmerte, kam plötzlich Jubel auf. Der Jubel schwoll an, weil immer mehr Fans sahen, dass sich Arjen Robben aufwärmte. Robben war mal wieder verletzt gewesen, nach 77 Minuten durfte er für Kroos auf den Rasen. Immerhin ein Hingucker in dieser unglaublich faden zweiten Halbzeit. Und der Niederländer beendete das Spiel standesgemäß mit seinem Tor zum 3:0. Robben ist zurück.

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David Alaba

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(Foto: REUTERS)

Löste Franck Ribéry ab nach 82 Minuten. Fiel nicht weiter auf.

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Jupp Heynckes

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nannte die Spieler aus Leverkusen im vergangenen Jahr noch "meine Mannschaft". Wusste deshalb vermutlich, dass seine alte Mannschaft auch diesmal nicht gerade mit Eroberungsmut nach Bayern gefahren war. War dennoch der mit Abstand emotionalste Akteur im Innenraum des Stadions. Gestikulierte und schimpfte, als würde seine Blaskapelle keinen Ton treffen. Dabei hätte er eigentlich einen ruhigen Abend haben können.

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