FC Bayern in der Einzelkritik:Boateng packt die Rohrzange aus

Jérôme Boateng fehlt im Nahkampf das Timing, Arjen Robben zeigt Schüsse aus einem Retro-Seminar und Robert Lewandowski bleibt ein Denkzettel-Kandidat. Der FC Bayern beim 1:1 gegen Schalke 04 in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

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Manuel Neuer

FC Bayern Muenchen v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Alexander Hassenstein/Getty

Ein Fünkchen Gelsenkirchen schlummert ja immer noch in ihm, auch wenn er jüngst am Tegernsee zu bauen begann. Hatte für Schwelgerei in Schalker Erinnerungen aber kaum Zeit. Als es losging, war er gleich als Kommandogeber zu hören, denn die Bayern-Ultras hinter seinem Tor gedachten zunächst still einem verstorbenen Fan. Trabte vor lauter Saukälte öfter bis zur Mittellinie, war dann aber doch in seinem Metier gefragt: Freute sich über Choupo-Motings Lachnummer vom Punkt, den er wohl auch mit einer Tasse Darjeeling in der Hand herausgefischt hätte. Fror den Rest des Spiels vor sich hin und konnte beim 1:1 wirklich nichts machen.

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Mitchell Weiser

FC Bayern München - FC Schalke 04

Quelle: dpa

Baut mit seinen 20 Jahren wohl erst in ferner Zukunft ein Haus. Durfte als personifizierter Denkzettel für Sebastian Rode mitspielen. Auf der rechten Seite mit braven Kurzpässen und ohne Kalamitäten - aber eben auch nicht mit gehobener Offensivkunst. Gegen die Schalker Renner Meyer und Sam als Tempodrossler gut gefordert, immerhin das gelang passabel. Zeigte nach der Pause etwas mehr Mut und spielte seine Kurzpässe auch mal in der gegnerischen Hälfte. Als Häuslebauer trotz gelbgeahndeter Stänkereinlage gegen Boateng sicher eines Tages ein braver Nachbar.

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Medhi Benatia

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Quelle: AFP

Durfte als personifizierter Denkzettel für Dante mitspielen und begann wie immer: betend. Hatte sich gerade die Absolution vom Lieben Gott geholt, da war er schon der einzige verbliebene Innenverteidiger der Münchner. Dankte dem Herren und Guardiola, dass bald Dante hereinkam, um ihn gegen Schalkes mutige Angriffe vor der Pause zu unterstützen. Musste den Rest der Partie aber aus eigener Kraft bestreiten, was pässlich gelang, denn die Schalker Angriffe wurden immer weniger. Beim 1:1 schuldlos, im Gegensatz zu den Kollegen.

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Jérôme Boateng

FC Bayern Muenchen v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Gab den personifizierten Ironman, indem er schon beim Warmmachen kurzärmelig herumlief. Bekam von Guardiola früh eine handgefuchelte Ansage, nickte brav zurück wie der Klempner Eckhart bei Werner Beinhart: "Joo, Meista." Als er ausgenickt hatte, fand er sich plötzlich im Nahkampf mit Sidney Sam wieder und packte gegen den Schalker die gegrätschte Rohrzange aus: Rot plus Elfmeter - und das zurecht.

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David Alaba

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Quelle: AFP

Neben Schalkes Christian Fuchs einziger Österreicher weltweit, der zum Start der Ski-WM lieber Fußball spielt als ORF zu schauen. Verlängerte vor dem Elfer per Kopf nach hinten, was Boateng in arge Schwierigkeiten brachte. Agierte ungewohnt oft als dritter Innenverteidiger im Dreierverbund, was ihn nach vorne ziemlich limitierte. Durfte sich an diesem Abend immerhin einmal freuen: Seine Landsfrau Anna Fenninger holte WM-Gold im Super-G.

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Xabi Alonso

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Quelle: AFP

Hat mit Skifahren eher wenig am Hut und musste sich zuletzt Unerhörtes anhören: Zu alt. Zu behäbig. Zu konteranfällig. Für einen der letzten Würdeträger der Fußball-Noblesse eine Majestätsbeleidigung! Bei einigen Sprints in der Rückwärtsbewegung durchaus bemüht, keine weiteren Altherrenvorwürfe aufkommen zu lassen. Nach vorne dafür ohne zündende Impulse. Ließ sich unter Bedrängnis sogar den Ball abjagen, was bei ihm zuletzt 2011 vorgekommen sein muss. Peppte seinen durchwachsenen Auftritt immerhin mit der Eckenvorlage zum 1:0 auf.

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Bastian Schweinsteiger

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Quelle: AFP

Zu alt? Zu behäbig? Ein Konterrisiko? Diese Vorwürfe wollte Schweinsteiger, dieses "Mia san mia" auf zwei Beinen, mit einem Chef-Auftritt widerlegen. Das gelang zunächst nicht, denn für Kapitänsfußball war keine Zeit. Verstrickte sich in Luftduellen und Bodenkämpfen, was wohl kaum seinem Gusto entspricht. Musste ungewohnt viel dem Ball hinterher laufen und Löcher stopfen - da war es mit dem Statement in eigener Sache natürlich schwer. Braucht weitere Praxistests im Verbund mit Alonso. Aber bekommt er dafür die Zeit?

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Juan Bernat

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Quelle: AP

Ist alles andere als alt und behäbig, kehrte vielmehr als Einziger mit einem Erfolgserlebnis aus Wolfsburg zurück: Hatte dort sein erstes Bundesligator erzielt. Versuchte mit einigen Läufen über links erneut in Tornähe zu gelangen, doch im Unterholz des Schalker Defensiv-Urwaldes war kein Durchkommen. Hielt sich danach so sehr zurück, dass man sich fragte, ob er überhaupt mitspielte. Erzielte diesmal kein weiteres Bundesligator.

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Arjen Robben

FC Bayern Muenchen v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Verhalf einst in eisigen Qualtagen der lange Unterhose wieder zur Salonfähigkeit. Knallrot und knalleng, so gewandete er auch diesmal sein Flitzergebein. Musste bald feststellen, dass fürs Flitzen diesmal recht wenig Platz war, überall wimmelte es vor Schalker Spielverderbern. Probierte es deshalb mit einem Robben-Schlenzer aus dem Retro-Seminar 2009. Probierte es schließlich auf ganz untypische Weise: Mit einem Kopfball! Streichelte Alonsos Eckballflanke geschickt ins lange Eck. Robben per Kopf zum 1:0 - das kommt in keinem Retro-Seminar vor. Das ist zeitlos selten.

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Thomas Müller

FC Bayern München - FC Schalke 04

Quelle: dpa

Ist eher keiner für lange Unterhosen, seine oberbayerischen Haxen halten auch Eisbrand und Frostbrüche aus. Hatte es nach Götzes Austausch schwer, denn ihm fehlte vorne ein Partner, um die feinen Füße für Kombinationen zu nutzen. Musste in Unterzahl quasi falsche und echte Neun in einem geben, was sogar für den fabelhaften Müllerthomas eine gehobene Herausforderung ist. Beendete seinen Arbeitstag in der 55. Minute, als Lewandowski für ihn rein durfte. Bekam immerhin keinen Eisbrand.

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Mario Götze

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Quelle: AFP

Besitzt Allgäuer Haxen (Geburtsort Memmingen), die ihn schon weit getragen haben: Diesmal sogar von der Ersatzbank in die Startelf - und nach 27 Minuten unter die Dusche. Bis dahin hatte er seine Füße immerhin für ein paar weltmeisterliche Dribblings genutzt. Für ihn kam Dante, eine Zweierkette in der Abwehr schien nach Boatengs Platzverweis sogar Guardiola zu riskant.

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Dante

Bayern Munich's Dante and Schalke 04's Matip jump for a header during their Bundesliga soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

Der Denkzettel für ihn nach dem Wolfsburg-Desaster dauerte nur kurz an, dann wurde Dante gebraucht. Platzierte sich an Boatengs Stelle in der Dreierkette und avancierte binnen weniger Minuten vom Strafversetzten zum Abwehrchef. War froh, dass weit und breit kein Kevin De Bruyne sein Unwesen trieb, kümmerte sich dafür ausgiebig um den Spielaufbau und ums Fehlervermeiden. Befand sich beim 1:1 zumindest in der Nähe des Entstehungsortes, auch wenn wohl Lewandowski für Höwedes eingeteilt war.

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Robert Lewandowski

FC Bayern München - FC Schalke 04

Quelle: dpa

Noch so ein Denkzettel-Kandidat, dem Guardiola ein Zeichen geben wollte: So wirkungslos wie in Wolfsburg geht es nicht. Ersetzte schließlich Müller als Solokämpfer in der Spitze, wo er prompt per Billardeinlage das vermeintliche 1:0 erzielte. Wurde zurückgepfiffen, weil der Linienrichter den Ball schon im Aus gesehen hatte. Ließ dann vor lauter Irritation beim 1:1 Höwedes so frei köpfeln, dass der sich schon arg wundern musste. Könnte bald den nächsten Denkzettel erhalten, es war einfach nicht sein Tag.

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Sebastian Rode

FC Bayern Munchen v PFC CSKA Moskva - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Durfte gegen Schalke nicht von Beginn an ran - bekam von Guardiola erst in der 88. Minute das Go. Das reichte gerade mal zum Warmlaufen. Glückte Rode aber unfallfrei. (Archivbild)

© Süddeutsche.de/ska
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