FC Bayern in der Einzelkritik:Juan Bernat führt die Polonäse an

Bevor die Spieler auf dem Platz feiern, besticht Niklas Süle mit eisernen Wangen. Und Sandro Wagner geht jetzt als Feingeist durch. Die Bayern in der meisterlichen Einzelkritik.

Von Saskia Aleythe, Augsburg

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Sven Ulreich

Sven Ulreich

Quelle: dpa

Ist bisher noch kein Opfer des Heynckes'schen Schonmodus' geworden, musste deswegen auch gegen Augsburg nicht für Tom Starke Platz machen. Bedankte sich mit einer flinken Pranke, die das 0:1 nach 16 Minuten verhinderte. Bedankte sich auch mit einer Fußabwehr gegen Sergio Córdova. Dann stand es trotzdem 0:1 nach 18 Minuten: Der Abpraller klatschte Süle ins Gesicht, der Ball schnipste ins leere Tor. Konnte später aber recht gelassen verfolgen, wie sich langsam der Geruch vom Meisterschafts-Champagner verbreitete.

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Joshua Kimmich

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Quelle: AFP

Sagte zuletzt dem Guardian, er hätte das Angebot des FC Bayern einst für einen Witz gehalten. Aus Überraschung freilich. Überraschte im zweiten vernünftigen Angriff der Münchner nach 31 Minuten einfach mal mit einer Flanke in den Strafraum, die eher nach Computer-Simulation aussah als nach Realität: Kollege Tolisso musste sich nicht mal bewegen, nur den Kopf hinhalten zum 1:1. Zeigte beim 2:1, dass er nicht nur hoch flanken, sondern auch tief tippeln kann. Kimmich umkurvte gleich mehrere Augsburger schnurstracks durch den Strafraum hindurch. Spielt ohne Witz ganz richtig beim FC Bayern.

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Jérôme Boateng

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Quelle: AP

Mit Frühlingswetter ist es ja so: Es hebt die Laune, kann aber auch zum gemütlichen Verweilen im Sonnenschein verleiten. Im Bayern-Strafraum war Schatten und Boateng zu Beginn gedanklich noch nicht ganz im Verteidigungsmodus angekommen. Ließ sich folglich von Córdova den Ball stibitzen, es war die Vorlage zur Führung der Augsburger. Als er im Anschluss von Michael Gregoritsch gefoult wurde, brodelte es in Boateng, er machte Scheibenwischer-Gesten Richtung Gegner - Gelb hatte er sich da fürs Schimpfen schon abgeholt. Wurde später stärker, hatte aber auch unwirsche Szenen. Gegentore nerven halt.

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Niklas Süle

FC Augsburg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Erlebte das Undankbarste, was einem Verteidiger passieren kann: Erzielte für den Gegner ein Tor. Schmerzhaft war das auch noch, wie der Ball von seinem Gesicht zurückprallte, aber er kann nun immerhin die eisernsten Wangen der Bundesliga vorweisen. Hatte viel zu tun in den Anfangsminuten, konnte sich und den Schädel dann aber ausruhen. War in der zweiten Hälfte auch mal als Ersthelfer bei verpatzten Rafinha-Aktionen aktiv und schließlich Vor-Vorlagen-Geber beim 3:1.

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Rafinha

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Quelle: AP

Ist wie die Obstkonserve in jedem gut gepflegten Haushalt: Da, wenn man ihn braucht und wird nicht sauer, wenn man ihn nicht braucht. Heynckes brauchte ihn zuletzt öfter. Hatte nun einen Arbeitsplatz an der Seite von Augsburgs Jonathan Schmid, dessen interessante Frisur auch bei Rafinha Wirkung zeigte, der Verteidiger spielte ihm den Ball einmal direkt vor die Füße. Stocherte in den hitzigen Minuten nach der Augsburger Führung auch einmal drohend mit dem Zeigefinger durch die Luft. Ist eben ein 1a-Teamplayer.

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Corentin Tolisso

FC Augsburg - FC Bayern München

Quelle: dpa

Köpfte den Ausgleich mit der Ruhe eines Mannes, der auf die Fähigkeiten seiner Mitspieler vertraut: Kimmichs Flanke war so perfekt, dass jede Bewegung von Tolisso die Aktion zerstört hätte. Erstarrte folglich goldrichtig. Prüfte anschließend Torwart Marvin Hitz auch in Eigeninitiative, hat sein Jobprofil an diesem Tag voll erfüllt.

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Sebastian Rudy

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Quelle: AFP

Spielte nach dem Anpfiff zunächst eine Art Kauderwelsch-Fußball, also solchen, den man nicht richtig versteht: Leistete sich einen unnötigen Ballverlust an der Mittellinie, den die Augsburger zum eifrigen Kontern nutzen. Nach der Pause in engagierte Fuß-Ringkämpfe um den Ball verwickelt, in der Endphase auch mal mit einem Konter-Versuch, der allerdings folgenlos verpuffte.

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Arjen Robben

Bundesliga - FC Augsburg vs Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Kann wirklich nicht als Schön-Wetter-Läufer gelten: Ist in Strumpfhosen bei Sauwetter genauso aktiv wie mit Blanko-Knien bei Sonnenschein. Tat dies im Augsburger Frühling nun aber besonders lustvoll, als die Münchner sich auch mal dem FCA-Tor näherten. Zog Kreise, als würde er mit einem Trecker Mandalas in Kornfelder malen, das sah nicht nur schön aus, sondern war auch effektiv. Schoss lauffreudig, aber schnörkellos das 3:1.

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James

FC Augsburg - FC Bayern München

Quelle: dpa

Bedankte sich beim stark aufspielenden Kimmich, indem er seine Bälle im bestmöglichen Fußball-Sinne nutze: Schoss das Tor zum 2:1. Spielte selber stark auf, eh klar, so kennt man ihn aus den vergangenen Wochen. Passte vorm 3:1 den Ball aus dem FCA-Strafraum zurück auf die Robben-Seite, der sich folglich bei James bedankte.

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Juan Bernat

FC Augsburg - FC Bayern München

Quelle: dpa

Ging in Sevilla als Verwundeter vom Platz, kehrte in Augsburg als Genesener zurück. Hielt diesen Status 15 Minuten, dann wurde er umgesenst und musste sich behandeln lassen. Konnte aber weitermachen und spielte später klug getimte Raumöffner-Pässe, die in Torgefahr der Münchner mündeten. Leitete so auch gedankenschnell per Hacke weiter zum 2:1 durch James. Führte nach dem Schlusspfiff die Meister-Polonäse auf dem Spielfeld an.

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Sandro Wagner

FC Augsburg - Bayern München

Quelle: dpa

Nahm die Flanke von Robben in der 42. Minute fast als tätlichen Angriff wahr: Bekam die Kugel so prompt und wuchtig an die Birne, dass Wagner noch nicht in Einnickposition war und der Ball übers Tor flog. Ließ später mal formschön ein Zuspiel durch die eigenen Beine kullern und eröffnete Tolisso damit eine adrette Chance. Geht nun fast als Feingeist durch. Machte zur Selbstbelohnung das 4:1.

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Einwechselspieler

Bundesliga - FC Augsburg vs Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Javi Martinez: Kam in der 64. Minute für James, da stand es schon 3:1. Musste dann mehr hinten aushelfen als vorne eingreifen.

Franck Ribéry: Ist an diesem Tag offiziell 35 Jahre alt geworden. Damit er am Mittwoch gegen Sevilla wieder spielt wie 25, brachte Heynckes ihn erst in der 82. Minute. Erlebte noch das 4:1 mit - und präsentierte trotzdem ganz stolz die Papp-Meisterschale.

Thomas Müller: Durfte in der 83. Minute auflaufen, was noch für sieben Minuten Anschwitzen genügte. Hat sich den Champagner also auch verdient.

© SZ.de/ebc/schma
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