FC Bayern in der Einzelkritik:Alaba nobelpreisverdächtig

Als Linksverteidiger dirigiert der Österreicher das Münchner Spiel. Rafinha hat bei einem doppelten Ellenbogenschlag Glück - und Franck Ribéry verletzt sich nicht. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

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FC Augsburg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

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Manuel Neuer

Spielte an einem dieser Tage, die man als Torhüter des FC Bayern nun mal über sich ergehen lassen muss: Schneeregen und oft allein in der eigenen Hälfte. Noch bitterer für ihn: Hatte vor dem Darmstadter Gegentor (an dem er schuldlos war) gefühlt einen Ballkontakt. Hätte dann als Kapitän in Abwesenheit von Philipp Lahm eingreifen müssen, stand aber weiter alleine in seiner Hälfte rum. Musste dann allerlei tun, um sich gegen die Jungs aus der Wissenschaftsstadt (Eigenbezeichnung von Darmstadt) warm zu halten. Denn laut Biologen kühlt der menschliche Körper in Ruhe schneller aus als in Bewegung. Seine intensivste Bewegung: Ruderte mit den Armen, um seine Mannschaft nach dem Gegentor anzutreiben. Wird am Dienstag gegen Juventus mehr zu tun haben.

VfL Bochum v Bayern Muenchen - DFB Cup

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Rafinha

Wissenschaftlich gesehen sowas wie Säure auf dem Spielfeld: giftig und ätzend. Hatte beim doppelten Ellenbogenschlag gegen Sandro Wagner Glück, dass er nicht Rot sah. Profitierte später davon, dass David Alaba in die Innenverteidigung rückte und er mehr Bälle zum Verteilen bekam. Tat das direkt nach Wiederanpfiff mit einem genauen Pass auf Thomas Müller, der zum 1:1 traf.

FC Augsburg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

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Joshua Kimmich

Sein Talent ist so etwas wie die Gravitationswelle des FC Bayern. Lange rechnete man fest damit, dass es da ist, aber erst in den vergangenen Wochen lieferte er den endgültigen Nachweis. Hatte in diesem Spiel eine undankbare Position als Innenverteidiger gegen einen Gegner, der (bis auf das Gegentor) einfach nie angriff. War da, als er gebraucht wurde, gewann die Zweikämpfe, die er gewinnen musste, spielte die Pässe sauber, die er sauber spielen musste. Lieferte also nur eine souveräne und unauffällig Partie ab. Das muss mal reichen.

Bayern Munich v SV Darmstadt - German Bundesliga

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Serdar Tasci

Spielte sein erstes Spiel für den FC Bayern und wenn jemand seinen ersten Tag hat, dann kann man nachsichtig sein. Zum Beispiel, dass er den Spielaufbau, den Jérôme Boateng auf seiner Position immer gleich mitübernimmt, abgab, in dem er häufig Rafinha oder noch häufiger David Alaba anspielte. Weniger Nachsicht kann er beim Gegentor erwarten. Sandro Wagner kam bei der ersten Flanke vor Tasci an den Ball, setzte sich auf den Hintern, stand auf und köpfte das 1:0 für Darmstadt. Das dauerte sehr lange und Serdar Tasci tat in dieser Zeit nichts. Wäre er in dieser Situation ein physikalisches Gesetz, er wäre die Trägheit. Fraglich, ob Pep Guardiola ihm gegen Juventus seinen zweiten Arbeitstag ermöglicht. Ging in der 53. Minute für Bernat.

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David Alaba

Einer der berühmtesten Wissenschaftler Österreichs ist Erwin Schrödinger. Den kennt man hauptsächlich wegen seiner nach ihm benannten Katze, die gleichzeitig tot und lebendig ist, also in einer Zwischenphase. Der Österreicher David Alaba ist ja auch gerade so in einer Zwischenphase zwischen echtem und falschem Innenverteidiger. Spielte gegen Darmstadt eigentlich Linksverteidiger, war aber in Abwesenheit von Xabi Alonso und Thiago (und weil Serdar Tasci und Arturo Vidal nicht konnten) auch Spielgestalter. Musste die Bälle oft an Douglas Costa weitergeben, weil der eben auch auf Links spielte. Weil Costa bei der Ballverarbeitung mittelmäßig erfolgreich war, rückte Alaba teilweise auch noch ganz nach vorne. Versuchte, alle Positionen und Phasen seriös zu spielen. Tat das nobelpreisverdächtig.

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Arturo Vidal

Ein Spieler, der streng nach dem zweiten Newtonschen Gesetz spielt: "Die Änderung der Bewegung ist der Einwirkung der bewegenden Kraft proportional und geschieht nach der Richtung derjenigen geraden Linie, nach welcher jene Kraft wirkt." Heißt übersetzt: Alles fliegt in die Richtung, in die man es stößt. Vidal wandte dieses Gesetz erfolgreich gegen manche Gegenspieler an, häufig auch gegen den Ball. Hätte als zentraler Mittelfeldspieler in Abwesenheit von Alonso und Thiago das Spiel sortieren müssen. Tat das trotzdem weniger engagiert als David Alaba. Setzte ein paar gefährliche Schüsse aufs Tor. Aber das hätten auch andere tun können.

FC Augsburg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

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Kingsley Coman

Teil eins des Schallgeschwindigkeits-Trios des FC Bayern (Costa, Coman, Robben), das Pep Guardiola gegen Darmstadt gleichzeitig auf den Platz warf. Coman war der Teil, der das Pech hatte, auf Rechtsaußen in der ersten Halbzeit am weitesten von David Alaba und damit vom Ball weg zu spielen. Sah deswegen die Kugel sehr selten und wenn, dann rochierten Arjen Robben und Thomas Müller auf seine Seite, und er war die Kugel schnell wieder los. War im DFB-Pokal noch einer der auffälligsten Bayern-Spieler gegen Darmstadt. Diesmal unauffällig, aber nicht unauffällig souverän wie Joshua Kimmich, sondern nur unauffällig. Ging früh für Ribéry.

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Thomas Müller

Die Chaos-Theorie auf dem Fußballplatz. Die beschäftigt sich mit der "Nichtlinearen Dynamik" und wenn irgendein Fachbegriff Thomas Müller akkurat und zu kompliziert umschreibt, dann "Nichtlineare Dynamik". Lief unvorhersehbar in die wenigen Lücken der blauen Mauer aus Darmstadt und war so etwas wie das Gegenteil von Costa. Weniger spektakulär, dafür effektiver. Stach direkt nach Wiederanpfiff durch die Lücke und müllerte den Ausgleich. Nahm dann einen Ball von Vidal an und verwandelte per Fallrückzieher-Lupfer. Nach wie vor hat kein noch so kluger Fußball-Theoretiker eine Formel gefunden, um die Bewegungen von Thomas Müller vorherzusagen.

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Quelle: AFP

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Arjen Robben

Beim Thema Physik und Robben fällt zwangsläufig der Begriff "Schwerkraft". Die ist ja laut physikalischer Definition der Fallbeschleunigung auf der Erde nahezu konstant (an den Polen etwas größer als am Äquator). Bei Arjen Robben, so seine Kritiker, verläuft diese Grenze zwischen gegnerischem Strafraum und dem Rest des Feldes. Hatte diesmal kein physikalisches Problem sondern eher ein psychologisches. Konnte sich nämlich in der ersten Halbzeit nicht selbstlos vom Ball trennen als Thomas Müller in der Mitte völlig frei stand. Schoss dann mehrfach auf das Tor von Christian Mathenia und wurde immer wieder von irgendwem geblockt. Umtriebigster Bayern-Spieler an diesem Tag, aber ihm fehlt die Lückenfinder-Fähigkeit eines Thomas Müller.

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Quelle: AFP

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Douglas Costa

Teil drei des Schallgeschwindigkeits-Trios des FC Bayern. Hatte in der ersten Halbzeit den großen Vorteil, dass er auf der gleichen Seite spielte wie David Alaba. Bekam deswegen sehr oft den Ball, tat damit aber effektiv nicht so wahnsinnig viel. Hat eine erstaunliche Streuung in seinen Pässen und Schüssen. Teilweise finden die Gewalt-Schüsse ihren Weg zum Tor und werden nur durch Darmstadter Schädel am Einschlag gehindert. Teilweise sind seine Pässe aber auch schlicht ungenau. Undankbares Spiel für Costa, der zwar immer noch eine Dynamik wie eine Eisenbahn hat, aber nicht mehr den Erfolg der Hinrunde.

Bayern München - Darmstadt 98

Quelle: dpa

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Robert Lewandowski

Der Juventus-Trainer Allegri sagte im Interview mit der SZ auf die Frage, welchen Bayern-Spieler er speziell fürchte: Robert Lewandowski. Sagte aber auch, dass er keinen "Abwehr-Käfig" für ihn bauen werde. Darmstadt baute den jedoch für Lewandowski, und der Pole rieb sich in Zweikämpfen auf. Blockte Gegenspieler weg, als wäre er mit einer Stoßstange aufgelaufen. Leitete in der ersten Hälfte mit dem Außenrist einen Pass weiter auf Robben, was die Vorlage des Tages gewesen wäre, wenn Robben die Chance nicht versemmelt hätte. Traf dann in der zweiten Hälfte das Tor, wurde aber wegen Abseits zurückgepfiffen. Schoss dann doch noch ein reguläres Tor, was bei seiner Formkurve im Moment offenbar zwangsläufig ist.

Bayern München - Darmstadt 98

Quelle: Tobias Hase/dpa

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Franck Ribéry

Mit Stehenden Ovationen in der Arena begrüßt und von den Fans mit minutenlangen Gesängen gefeiert. Spielte dynamisch, bereitete das 3:1 durch Lewandowski vor und verletzte sich nicht.

FC Augsburg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Juan Bernat und Xabi Alonso

Bernat kam für Tasci als Linksverteidiger in ein Spiel, in dem er nichts verteidigen musste. Alonso durfte sich für Juventus Turin warmlaufen.

© sz.de/schma
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