FC Bayern in der Champions League:Wer kam gegen Real ins Stadion?

FC Bayern Muenchen v Manchester United - UEFA Champions League Quarter Final

Begehrte Plätze: die Bayern-Fankurve in der Champions-League gegen Real Madrid.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Drei Tage bevor feststand, wer der Gegner im Champions-League-Viertelfinale sein würde, beendete der FC Bayern die Bewerbungsfrist für Eintrittskarten.
  • Da lagen dem Klub bereits Wünsche für 200 000 Karten vor. Für diese gab es ohnehin nur noch etwa 22 500 Plätze, der Rest war schon vorher weg.
  • Manche Dauerkartenbesitzer zahlten trotz der großen Nachfrage gegen Madrid nur 15 Euro Eintritt.

Von Thomas Hummel

Anhänger des FC Bayern München haben 270 000 Karten vorbestellt. Fast vier Mal könnte der Klub die Arena im Norden der Stadt füllen und es werden vermutlich noch mehr Anwärter hinzukommen. Die Frist läuft noch bis Sonntag.

Nun könnte man einwenden, dass hier 270 000 Karten bestellt sind für ein Fußballspiel, das es noch gar nicht gibt. Das vielleicht niemals stattfinden wird. Es handelt sich um das Heimspiel im Champions-League-Halbfinale und das hat der FC Bayern noch gar nicht erreicht. Dazu muss die Mannschaft im Viertelfinale den Titelverteidiger Real Madrid besiegen, was nicht gerade eine Kleinigkeit ist. Doch solch ein Einwand wäre selbstverständlich kleinkariert und ginge an der Realität vorbei. Wer im letzten Saisondrittel bei einem der großen Heimspiele des FC Bayern im Stadion sitzen will, der muss sich sehr früh darum kümmern, sehr gut organisiert sein. Oder sehr gute Beziehungen haben.

Weil die Europäische Fußball-Union Uefa keine Stehplätze zulässt, dürfen an diesem Mittwoch nur 70 000 Menschen das Viertelfinale gegen Real im Stadion schauen. Während das Interesse an normalen Bundesliga-Partien auch beim Münchner Glitzerklub langsam und leicht zurückgeht, wollen ein solches Topspiel Hunderttausende sehen. Wer schafft es am Ende in die Arena?

Helmut Aurnhammer aus Stopfenheim zum Beispiel. Der Mann ist 67 Jahre alt, hat einen Friseursalon in dem kleinen Ort in Mittelfranken - und ist Vorstand des größten FC-Bayern-Fanklubs. Fast 5400 Mitglieder zählen die Red Dogs Stopfenheim, das sind sechseinhalb Mal mehr Menschen als in dem Ort zwischen Nürnberg und Augsburg wohnen. Aurnhammer ist bei praktisch allen Spielen des FC Bayern dabei, seit Jahren, natürlich auch beim Heimspiel gegen Real Madrid.

36 000 Dauerkartenbesitzer

Der Mann besitzt eine Dauerkarte, Stehplatz. Und Dauerkarten-Inhaber können die Heimspiele der Champions League zusätzlich buchen. Aurnhammer erzählt, er müsse für das Achtelfinale und Viertelfinale je 15 Euro extra bezahlen, das Halbfinale koste dann 20 Euro.

15 Euro Eintritt für das Spiel FC Bayern gegen Real Madrid! Zieht man die kapitalistische Lehre von Angebot und Nachfrage in Betracht, ist das ein absurd niedriger Preis. Würde der Klub die Zuschauerplätze streng den Meistbietenden überlassen, der Preis würde 30 oder 40 Mal höher liegen. Die Schatzmeister in der sehr profitorientierten englischen Premier League können da nur den Kopf schütteln. Es sind die letzten Ausläufer von Bürgernähe, die man sich in Münchner leistet.

36 000 Dauerkartenbesitzer sitzen nach Angaben des Klubs am Mittwochabend auf ihren Plätzen in der Arena. Dazu gingen 10 000 Karten an Fanklubs, die an einem der speziellen Programme teilnehmen. Die Red Dogs Stopfenheim melden sich zum Beispiel vor der Saison beim Programm "Allesfahrer" an, eine Abordnung ist also bei jeder Partie dabei. Egal ob in Fröttmaning, Dortmund oder Rostow. "Wir kriegen für alle Spiele Karten", sagt Aurnhammer. Allerdings nicht für alle Fanklub-Mitglieder, im Fall Real Madrid waren es 40.

Im Internet Eintrittskarten ab 470 Euro

40 Karten für 5400 Fanklub-Mitglieder? "Wer sich zuerst anmeldet, kriegt eine", erklärt Aurnhammer, das sei überhaupt kein Problem. "Natürlich haben viele Leute bei mir angerufen, und wollten Karten. Wildfremde waren dabei. Die hab ich alle abgewimmelt." Am Mittwoch saßen die Inhaber der 40 Fanklub-Karten plus 25 Dauerkartenbesitzer im Bus von Stopfenheim nach München. Mehr geht nicht.

Für Dauerkartenbesitzer und Fanklubs gehen also schon mal 46 000 Karten weg. Dazu 1374 Zuschauer in den Logen (siehe Beziehungen!), knapp 3000 sind für Anhänger der Gäste reserviert. Bleiben etwa 22 500 Tickets für den freien Verkauf.

Um sich dafür zu bewerben, mussten sich die Fans beim FC Bayern auf der Internetseite anmelden. Die Frist für das Spiel gegen Real Madrid lief am 14. März ab, der Klub schloss anschließend das Portal, weil bereits Wünsche für 200 000 Karten eingegangen waren. Der Verein hat die Tickets verlost, Mitglieder des FC Bayern genossen Vorrang.

Nun könnte man anmerken, dass zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal feststand, wer der Gegner sein würde. Die Auslosung war erst drei Tage später.

"Suche Ticket" vor dem Stadion

Und wer es sich doch noch überlegt hat und sozusagen spontan ins Stadion wollte? Die Bayern-Mitglieder können im sogenannten Ticketzweitmarkt im Internet ihr Glück versuchen, verhinderte Karteninhaber sollen hier ihr Ticket einstellen und können es zum Normalpreis abgeben. Der Schwarzmarkt rund ums Stadion ist ein unsicheres und teures Terrain, Klub und Polizei warnen stetig davor. Dennoch kommen einem schon an der U-Bahn-Haltestelle die Leute mit den "Suche Ticket"-Schildern entgegen.

Und dann gibt es noch die Internet-Tickethändler wie die Plattform Viagogo. Auch vor diesen warnt der Klub und hat sogar eine Anwaltskanzlei beauftragt, den "gewinnorientierten Weiterverkauf" zu verfolgen und ahnden. Auch sollen bisweilen gefälschte Tickets angeboten werden. Dennoch gab es hier am Dienstag noch Karten für die Partie gegen Real Madrid zu erwerben und diese fanden auch Käufer. Preise zwischen 470 und 770 Euro für ein Ticket wurden aufgerufen. So viel Geld gibt Helmut Aurnhammer aus Stopfenheim nicht einmal aus, wenn er drei Spielzeiten lang jedes Heimspiel des FC Bayern besucht.

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