FC Bayern in der Champions League:Bayern spaziert, Ribéry humpelt

Bayern München - Schachtjor Donezk

Fast jeder ein Torschütze: Jérôme Boateng (re.) jubelt gegen Donezk

(Foto: dpa)
  • Sogar die Verteidiger treffen: Der FC Bayern zieht mit einem souveränen 7:0 gegen ein scheues Schachtjor Donezk ins Viertelfinale der Champions League ein.
  • Doch es gibt auch schlechte Nachrichten.
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Von Benedikt Warmbrunn

Thomas Müller blieb einfach stehen, lehnte sich leicht zurück, streckte beide Arme in die Höhe, er brauchte jetzt keine weitere Regung, um die Bedeutung des Moments zu genießen. Müller jubelte über sein zweites Tor an diesem Abend, über sein 26. Tor in der Champions League, mit dem er gleichgezogen hat mit Mario Gomez als bestem deutschen Schützen des Wettbewerbs. Ach ja, dass der FC Bayern das Viertelfinale erreicht hat, darüber jubelte Müller auch. Wobei daran schon lange niemand mehr zweifelte, in dieser 51. Minute im Achtelfinal-Rückspiel gegen Schachtjor Donezk.

90 Minuten lang dominierte der FC Bayern am Mittwochabend die Partie, phasenweise mit ansehnlichen, überraschenden Kombinationen. 87 Minuten lang spielte der FC Bayern allerdings auch mit einem Mann mehr, nach einem frühen Platzverweis. Spätestens zu diesem Zeitpunkt endete auch der aktive Widerstand der Gäste. Am Ende gewann der FC Bayern 7:0 (4:0). "Die Mannschaft hat das seriös gelöst", lobte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. "Eine erfahrene Mannschaft, wie wir sie haben, ist in solchen Konstellationen auf den Punkt da", sagte Sportvorstand Matthias Sammer. Wie weit es für das Team dieses Jahr in der Champions League gehen kann, verriet der Abend gegen diesen scheuen Gegner jedoch nicht.

Nach dem uninspirierten 0:0 im Hinspiel in der Ukraine ging es vor dem Rückspiel vor allem darum, für welche Aufstellung Pep Guardiola sich entscheiden würde. Und der Trainer entschied sich für die offensivste aller Varianten: Lewandowski, Robben, Ribéry, Müller und Götze, dazu die gewohnt angriffsfreudigen Außenverteidiger Alaba und Rafinha. Auf der Bank saß Philipp Lahm, 113 Tage nachdem er sich das Sprunggelenk gebrochen hatte, kehrte der Kapitän in den Kader zurück; zweimal hatte er erst mit der Mannschaft trainiert. Lahm, das war der Notfallplan. Als Option, falls es eng werden sollte. Wurde es aber nicht. Nicht einmal im Ansatz.

Die dritte Minute, der erste sehenswerte Angriff, Ribéry passte zu Götze, ein Foulspiel von Donezk-Verteidiger Kutscher. Elfmeter, eine umstrittene rote Karte. Müller lief in Trippelschritten an, schoss halbhoch ins linke Eck. Einsnull.

"Der Spielverlauf war exzellent für uns", sagte Müller.

"Wir hatten dann viel Platz, und das haben wir ausgespielt." Schon im Hinspiel war Donezk nach vorne sehr harmlos, hatte nur einmal auf das Tor von Manuel Neuer geschossen. Im Rückspiel war das nicht anders. Mit einem Mann mehr kontrollierte der FC Bayern das Spiel souverän, in vielen Angriffen zeigte die Mannschaft auch wieder die Kreativität, die ihr in der Ukraine gefehlt hatte. Immer wieder starteten sie über die linke Seite eine Attacke, immer wieder lockten sie die dicht gestaffelte Defensive der Gäste auf den Flügel, indem Lewandowski auf die Außenposition rückte, indem Ribéry und Robben ein paar Schritte ins Zentrum liefen - dann eine schnelle Spielverlagerung auf die andere Seite - immer wieder erspielte sich der FC Bayern nach diesem Muster eine Chance. Nur nutzte das Team diese Gelegenheiten zunächst nicht.

Robben rutschte an einer Flanke von Lewandowski vorbei, auch, weil der Ball kurz auftippte (8.); elf Minuten später musste Robben aufgrund eines eingeklemmten Nervs im Rücken ausgewechselt werden. Spielverlagerung nach rechts, Flanke Rafinha, Kopfball Lewandowski, Pfosten (24.). Dribbling Ribéry, Donezk-Torwart Pijatow reagiert flink mit der Hand (28.).

Die Gegenwehr nimmt weiter ab

Spätestens jetzt war es eine dominante Vorstellung. Unterstützt wurde sie vom Auftritt der Gäste, die höflich Platz machten für alle Kombinationen. Zum Beispiel in der 34. Minute, Jérôme Boateng hielt schon lange nichts mehr in der FC-Bayern-Abwehr, auch er stand am gegnerischen Strafraum. Oder im Fünfmeterraum, so wie nach einem Schuss von Lewandowski. Donezk-Kapitän Srna fiel hinter die Torlinie, und so staubte Boateng aus wenigen Metern ab.

"Danach war ich ein bisschen ruhiger", sagte Sammer, selbst der Mahner wusste, dass das Spiel durch diesen Treffer eigentlich entschieden war. Tief in der gegnerischen Spielfeldhälfte störte der FC Bayern die zaghaften Bemühungen der Gäste, verlor der Gastgeber den Ball, gewann er ihn sofort zurück. Und so attackierten sie und attackierten und attackierten.

Auch in der zweiten Halbzeit. Vier Minuten waren wieder gespielt, da rannte Ribéry die linke Seite entlang, wieder standen zahlreiche Verteidiger im Strafraum, sie störten aber nicht. Und so spielte Ribéry einen Doppelpass mit Alaba, dann traf auch er. Elf Minuten später humpelte Ribéry vom Platz. Da hatte Müller schon über seinen zweiten Treffer gejubelt, vorbereitet durch eine abgefälschte Flanke von Ribéry (54.).

Eine Minute nach dem 4:0 - der erste Torschuss der Gäste. Luiz Adriano schoss, doch der Ball kullerte am Pfosten vorbei.

Gefährlicher wurden die Gäste nicht mehr, und so hielt es auch Holger Badstuber, den zweiten Innenverteidiger des FC Bayern, nicht mehr nur vor dem eigenen Tor. Wieder lief der Angriff über die Außenseite, dieses Mal flankte Rafinha, der Ball flog präzise in den Lauf von Badstuber, der nur noch seinen Kopf hinhalten musste (63.). Pijatow sah dabei sehr unglücklich aus, der Ball flog direkt auf ihn zu. Badstuber jubelte dennoch, es war sein erstes Tor in der Champions League.

Der FC Bayern spielte diese Partie nun lässig zu Ende, die wichtigste Nachricht war, dass Guardiola als dritten Spieler Dante einwechselte, für Badstuber (67.); Lahm blieb auf der Bank sitzen. Die Gegenwehr der Gäste nahm immer weiter ab, und so durften sich zwei weitere Spieler in der Statistik eintragen lassen. Erst Lewandowski (75.), dann Götze (87.). Jubeln wollte da schon niemand mehr.

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