FC Bayern in der Bundesliga:Zeit für neue Experimente

Fortuna Düsseldorf - FC Bayern München

Lachende Bayern beim Hinspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und dem FC Bayern. Die Münchner gewannen 5:0.

(Foto: dpa)

Bayern-Trainer Jupp Heynckes bastelt an seinem Nachlass. Da kommt ihm der nächste Gegner Düsseldorf gerade recht. Die Fortuna ist das Versuchskaninchen für das eigentliche, große Ziel der Saison: den Gewinn der Champions League.

Von Andreas Glas

Als Bayern-Trainer hat Giovanni Trapattoni eine Meisterschale gewonnen und einen DFB-Pokal. Seine wohl großartigste Hinterlassenschaft steht aber in keiner Vitrine, sondern ist im Internet verewigt und dauert exakt 318 Sekunden. Es ist die Wutrede, mit der Trapattoni einst die deutsche Sprache so bereichert hat ("Ich habe fertig", "Flasche leer"). Ziemlich genau 15 Jahre ist das her, weshalb ein Münchner Radiosender am Freitag ein paar Auszüge der Rede spielte - und Jupp Heynckes auf der Fahrt zum Trainingsgelände herrlich amüsiert hat: "Ich finde das super", sagte der heutige Bayern-Trainer, als er auf dem Podium im Presseraum saß, "das ist Kult."

Im Gegensatz zu Trapattoni ist Heynckes keine klassische Kultfigur. Er ist ein Mann mit Charisma, kein Zweifel. Und seit feststeht, dass ihn in der kommenden Saison Pep Guardiola als Trainer beerben wird, bastelt auch er an seinem Nachlass.

Zwei Meisterschaften hat er mit dem FC Bayern schon gewonnen - in den Jahren 1989 und 1990. Ein internationaler Titel fehlt ihm als Bayern-Trainer noch. Auf dem Weg zu diesem großen, womöglich letzten Ziel als Fußballtrainer dürfte ihm die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf ganz recht kommen - gewissermaßen als Versuchskaninchen für das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions-League am kommenden Mittwoch gegen Arsenal London.

Denn dank 17 Punkten Vorsprung in der Tabelle kann es sich Heynckes leisten, im Bundesligaspiel gegen Fortuna ein wenig zu experimentieren. Es sei "natürlich eine Überlegung", Luiz Gustavo im defensiven Mittelfeld aufzustellen, sagte Heynckes - mit Weitblick auf das Spiel gegen Arsenal, in dem Bastian Schweinsteiger, der eigentliche Stammspieler auf der Sechser-Position, gesperrt fehlen wird.

Heynckes warnt trotzdem

Aber Heynckes wäre nicht Heynckes, wenn er nicht trotzdem warnen würde vor dem Aufsteiger aus Düsseldorf: "Das ist eine Mannschaft, die gut strukturiert ist, kompakt steht und defensiv gut aufgestellt ist. Das wird kein einfaches Spiel." Angetan hat es Heynckes vor allem die Abwehrstärke des Tabellen-Zwölften, der mit 32 Gegentoren nur vier Treffer mehr kassiert hat als der Zweite Borussia Dortmund. "Wenn man jetzt noch unsere fünf Treffer aus dem Hinspiel wegnimmt", rechnete Heynckes vor, "dann hat die Mannschaft eigentlich defensiv sehr gut agiert in der Liga."

In der Tat darf der FC Bayern am Samstag keine wild stürmenden Düsseldorfer erwarten. "Natürlich richten wir uns nach dem Gegner aus", hat Fortuna-Trainer Norbert Meier bereits angekündigt. Er will eine Demütigung wie im Hinspiel verhindern, als die Bayern 5:0 gewannen und seine Mannschaft förmlich an die Wand spielten. Auf außergewöhnliche Vorbereitungsmethoden will Meier trotzdem verzichtet haben: "Wir haben keine Raumfahrtanzüge angezogen und auch nicht nackig trainiert", versicherte er.

Wie stark Jupp Heynckes gegen Düsseldorf letztlich rotieren lässt, wollte er nicht verraten. Ob einige Stammkräfte eine Verschnaufpause bekommen, hängt ohnehin auch davon ab, ob die angeschlagenen Reservisten Mario Gomez (Beckenkammprellung) und Arjen Robben (Wadenverhärtung) rechtzeitig fit werden.

So oder so mühte sich Heynckes, die Erwartungen der Bayern-Fans vor dem Fortuna-Spiel zu bremsen: "Wir wollen in der Liga weiter marschieren, aber diese Spiele gewinnst du nicht mit links." Trotzdem will Heynckes aus der Liga Schwung mitnehmen in die Champions-League: "Natürlich ist das Spiel auch wichtig für das Spiel am Mittwoch." Er weiß eben: Über seinen Nachlass entscheiden längst nicht mehr die Bundesliga-Samstage.

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