FC Bayern in China:Benders Absage trübt die Marketing-Reise

Präsident Uli Hoeneß sieht im China-Trip der Mannschaft einen "Schritt zur Globalisierung des FC Bayern". Das Team macht gegen den Erstligisten Beijing Guo'an Werbung für sich. Doch auf der Suche nach einem Mittelfeldspieler erleidet der Klub einen Rückschlag: Lars Bender bleibt in Leverkusen.

Benedikt Warmbrunn

Eine Werbereise also. Da geht es drei Stunden nach der Landung zur Autogrammstunde im Laden des Ausrüsters, am ersten Abend lädt der Biersponsor zu einem Empfang ein. Und wenn am zweiten Abend ein Fußball-Spiel ansteht, dann ist das nicht einfach ein Test gegen Beijing Guo'an, den Fünften der chinesischen Super League. Sondern dann geht es um einen Pokal, der nach einem Fotovoltaik-Unternehmen benannt ist. Die Werbe-Partie gewann der FC Bayern am Dienstagabend (Ortszeit) souverän 6:0 (3:0).

FC Bayern in China: Mario Mandzukic kam in Peking in der zweiten Halbzeit und bildete mit Mario Gomez eine Doppelspitze.

Mario Mandzukic kam in Peking in der zweiten Halbzeit und bildete mit Mario Gomez eine Doppelspitze.

(Foto: AFP)

Vor der Abreise des Teams am Sonntagabend hatte Präsident Uli Hoeneß den Sinn der fünftägigen Reise erläutert. "Ich denke, dass wir einen weiteren Schritt zur Globalisierung des FC Bayern beitragen können." In China leben 1,34 Milliarden Menschen, das sind 1,34 Milliarden potenzielle Käufer von FC-Bayern-Fanartikeln.

In schönstem Marketing-Kitsch hatte sich der Klub eigens für das Testspiel gegen den Pekinger Erstligisten neue Trikots anfertigen lassen, unter den Rückennummern standen die Namen der Spieler, geschrieben in chinesischen Schriftzeichen. In der Partie selbst waren dabei zunächst nur die Namen von drei deutschen Nationalspielern auf Chinesisch zu lesen, nämlich die von Manuel Neuer, Toni Kroos und Jérôme Boateng, die erstmals nach ihrem Urlaub eingesetzt wurden.

Lars Bender, an dem der FC Bayern gesteigertes Interesse zeigt, dagegen wird seinen Namen wohl so schnell nicht auf einem Trikot der Münchner finden, weder auf chinesisch, noch auf deutsch. Der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen sagte am Dienstag dem FC Bayern ab, mit eindeutigen Worten. "Bayer 04 hat mir ganz deutlich gesagt, dass ich ein Eckpfeiler des Teams bin und man mich nicht abgeben wird. Ich habe erst kürzlich meinen Vertrag in Leverkusen verlängert und will jetzt den nächsten Schritt mit Bayer 04 gehen", so wird Bender auf der Homepage von Bayer 04 zitiert, "damit ist absolut alles gesagt, ich möchte und werde mich an weiteren Spekulationen nicht beteiligen."

Auch Mario Gomez trifft

Der FC Bayern wird also weiter nach einem Spieler für die zweite Position vor der Abwehr suchen müssen. Gegen Beijing Guo'an spielten auf der Doppelsechs Kroos und Anatoli Timoschtschuk; Bastian Schweinsteiger trainiert derzeit mit Philipp Lahm in München. Als Sturmspitze stellte Trainer Jupp Heynckes Claudio Pizarro auf, Mario Gomez und Mario Mandzukic saßen zu Beginn auf der Bank.

Es war auch Pizarro, der in einer einseitigen Partie die Führung für den FC Bayern erzielte: In der achten Minute legte Arjen Robben für den Peruaner auf, dessen Schuss ging an den Pfosten und von dort ins Tor; ein Pekinger Verteidiger versuchte zu klären, schlug den Ball aber nur ins eigene Netz. Zwei Minuten später traf Robben selbst, mit einem Kopfball. Da das Team defensiv nicht gefordert wurde, gönnte es sich hin und wieder ausgiebige Phasen zum Durchschnaufen. In der 43. Minute traf erneut Pizarro, er köpfelte den Ball nach einer Flanke von Franck Ribéry ins Tor.

In der zweiten Halbzeit wechselte Heynckes sieben neue Spieler ein und änderte das System. Gomez und Mandzukic bildeten nun das Sturmduo in einem 4-4-2, dabei ließ sich der während der EM für seine Spielweise kritisierte Gomez immer wieder zurückfallen. Nachdem die beiden Angreifer zusammen ein halbes Dutzend Chancen vergeben hatten, verwandelte Thomas Müller auf Zuspiel von Gomez zum 4:0, dann traf auch Mandzukic, und so fehlte zum vollendeten Marketing-Kitsch nur noch ein Tor von Gomez.

In der 80. Minute bekam der starke Xherdan Shaqiri an der linken Seitenauslinie den Ball, er dribbelte, machte einen Übersteiger und flankte auf Gomez, der mit einem wuchtigen Kopfball traf. Die 40.000 Zuschauer im "Workers Stadium" applaudierten artig. Einige von ihnen waren bereits mit FC-Bayern-Fanartikeln ausgestattet.

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