FC Bayern:Rückkehr aus dem Reizklima

ICC Singapore - Bayern v FC Internazionale

Thomas Müller: Gewinner der Vorbereitung und unverletzt

(Foto: Getty Images for ICC)
  • "Wir haben alle Ziele, die wir uns gesetzt haben, komplett erreicht", sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zum Abschluss der Asienreise des FC Bayern.
  • Allerdings kehrt der Klub mit Verletzten und sportlichen Dämpfern zurück.
  • Auf Kritik reagieren die Verantwortlichen gereizt.

Von Sebastian Fischer

Es ist bekannt, dass sie beim FC Bayern eine Aversion gegen sogenannte Fake News haben. Das weiß man, seit es einen Fernsehsender namens FC Bayern.tv gibt, in dessen Programm, so sagte es Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Frühjahr, "neueste News" gesendet werden, "die gesichert auch der Wahrheit entsprechen". Nun, während der FC Bayern den fernen Osten bereiste, kursierten mal wieder ein paar dem Klub nicht so liebe Wahrheiten. Präsident Uli Hoeneß hatte vier Testspiele in zwei Ländern in zwölf Tagen als "grenzwertig" bezeichnet, was als Kritik an der Reise interpretiert wurde. Also mussten sie etwas klarstellen.

"Die Reise war fantastisch", sagte Rummenigge den mitgereisten Journalisten zum Abschluss: "Das war wahrscheinlich die effektivste, beste und auch schönste Tour, die der FC Bayern in den letzten Jahren gemacht hat. Wir haben alle Ziele, die wir uns gesetzt haben, komplett erreicht." Er sprach dabei auch von "wirtschaftlichen und politischen Beziehungen".

Welche außenpolitischen Verdienste der Meister in China und Singapur erworben hat, das herauszufinden wird eine Aufgabe für die Investigativreporter von FC Bayern.tv sein. Doch die wirtschaftlichen Erträge sind verbürgt. Der Klub habe "neue Benchmarks gesetzt", sagte Jörg Wacker, der im Vorstand für die Internationalisierung verantwortlich ist. Es soll Hunderte Millionen von FC-Bayern-Sympathisanten in Asien geben. Und bis zu zehn Millionen Euro, heißt es, sollen die Münchner allein in diesen Tagen eingenommen haben.

Die Reise war also ein voller Erfolg. Wären da nicht diese Testspiele gewesen.

Gegen den FC Arsenal hatte der FC Bayern im Elfmeterschießen verloren, gegen den AC Mailand 0:4, es folgte ein 3:2-Sieg gegen den FC Chelsea. Doch zum Abschluss wurden aus Asien wieder Bilder bedröppelter Münchner gesendet: Sie verloren das letzte Spiel der Reise 0:2 (0:2) gegen Inter Mailand, den Siebten der vergangenen Saison in der Serie A.

Miroslav Klose wird laut Rummenigge nicht Sportdirektor

Die sportlichen Debatten haben sie eigentlich mit Routine moderiert. Hoeneß hat angekündigt, bald einen Sportdirektor zu präsentieren, der Bindung zwischen Vorstand und Mannschaft herstellen soll, "da haben wir eindeutig ein Defizit". Miroslav Klose, der als PR-Botschafter mitgeflogen war, wird es laut Rummenigge nicht werden. Die Suche sei abgeschlossen, sagt Hoeneß, der Kandidat gefunden, die Entscheidung trifft nun der Aufsichtsrat. Den Namen Mark van Bommel, zum Beispiel, hat noch kein Münchner dementiert.

Auch den Konkurrenzkampf bewertet Rummenigge positiv, die vergangenen Tage hätten gezeigt, dass Zugang James Rodríguez und Thomas Müller zusammen spielen könnten. Sogar Renato Sanches, dessen Ausleihe noch immer eine Option ist, spielte sich wieder in den Vordergrund. Noch mal: alles gut.

Und doch hat der FC Bayern am Ende dieser Asien-Reise drei von vier Test-Kicks verloren und drei angeschlagene bis verletzte Spieler mehr.

Franck Ribéry verletzt sich am Knöchel und wird genäht

Am Donnerstag gegen Mailand wurde Franck Ribéry aus dem Stadion getragen, er erlitt im Zweikampf mit dem Mailänder Milan Skriniar eine Blessur am Sprunggelenk, eine blutende Fleischwunde, die genäht werden musste; er wird drei bis vier Tage pausieren müssen. Bereits abgereist waren in den Tagen zuvor Thiago (Wadenverletzung) und Juan Bernat (Syndesmosebandriss). Und Arjen Robben war wegen einer Wadenverletzung gar nicht erst mitgeflogen. Immerhin soll Robben inzwischen "hundertprozentig fit" sein, sagt Hoeneß.

Es wird wieder viel abhängen von Ribéry und Robben, das deutet sich an. Ribéry, 34, machte in Asien einen starken Eindruck. Doch wenn er nicht spielte, wie nach 33 Minuten gegen Mailand, fehlten die Impulse von außen. Kingsley Coman bemühte sich, dribbelte, trickste, doch seine Flanken kamen selten an. Mehr echte Außenbahnspieler als Robben, Ribéry und Coman gibt es beim FC Bayern trotz namhaft besetztem Mittelfeld gerade nicht.

Die Bayern kontrollierten das Spiel gegen Mailand, wurden aber bei den Toren ausgekontert. Wie schon zuvor in Asien wackelte die Abwehr, Mats Hummels stand beim 0:2 durch Eder falsch.

Müde Beine? "Schon krass, was den Spielern da zugemutet wird", hat Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl aus der Ferne geurteilt. RB, Zweiter der vergangenen Bundesliga-Saison, hat sich nicht in Asien, sondern in Seefeld in Österreich auf die Saison vorbereitet. Die Belastung durch Marketing-Reisen für die Spieler halte er für "problematisch", er sei "sehr dankbar, dass wir von der Geschichte im Moment verschont bleiben", sagte Hasenhüttl. Rummenigge wollte auch dies nicht unkommentiert stehen lassen, er nannte die Aussagen "zynisch und unsolidarisch" und sagte: "Bei den Klubs die nach wie vor den einfachen Weg wählen und sich in Österreich und der Schweiz vorbereiten, bin ich sehr skeptisch, ob die einen großen Beitrag zum Wohle der Bundesliga damit leisten."

Es sind gewisse Gereiztheiten zu vernehmen vom FC Bayern. Die Vereinsführung will, so wirkt es, die Deutungshoheit über Geschehnisse im Klub mit aller Macht behaupten. Und das, bevor es richtig losgeht: In München kehren die Nationalspieler aus dem Urlaub zurück, dann wird erstmals der komplette Kader trainieren.

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