FC Bayern im Pokal:Münchner Zwiebelprinzip

Borussia Moenchengladbach v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Toni Kroos: gute Chancen auf einen Einsatz gegen den HSV

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Pep Guardiola muss sich wieder mit lästigen Personalfragen beschäftigen. Statt über das DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV zu reden, muss er erklären, wer warum in der Startelf steht. Und wer warum nicht - wie zuletzt Toni Kroos.

Von Kathrin Steinbichler

Es herrscht ein früher Frühling in München, mit Sonnenschein und ersten Schneeglöckchen in den Vorgärten an der Säbener Straße. Pep Guardiola allerdings hat sich trotzdem warm angezogen, der Spanier trägt einen Pullover über einem Rollkragenpullover, er ist gewappnet für alle Fälle. In der Mode heißt diese Technik Zwiebelprinzip - Schicht für Schicht ist jede Wetterlage abgedeckt.

Wer aber Guardiola vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale am Mittwoch beim Hamburger SV zuhört, ahnt schnell, dass der Trainer des FC Bayern München auch im Fußball ein Anhänger des Zwiebelprinzips ist: Guardiola versteht den Kader des Rekordmeisters wie einen riesigen Kleiderschrank, aus dem er sich je nach Gegner und Taktik bedienen und Spiel für Spiel variieren kann.

"Mal passt der eine Spieler besser, mal der andere, dann wieder ein anderer, das hängt ganz von der Taktik ab", meint Guardiola und erklärt so, warum Mittelfeldspieler Toni Kroos seit seinem Handschuhwurf nach der Auswechslung in Stuttgart weder gegen Frankfurt noch in Nürnberg zum Einsatz gekommen ist. Ob er Ärger habe mit Toni? Ob das eine erzieherische Maßnahme, gar eine Bestrafung sei?

Guardiola legt erst Stirn und Kinn in Falten, dann zerrt er an seinem Rollkragen. "Bestrafung?", fragt der Spanier zurück, was für ein hässliches deutsches Wort, dann schüttelt er den Kopf. Eine "rein taktische Entscheidung" sei das gewesen, "Toni hat uns, nicht nur mir, sehr, sehr viel geholfen", und außerdem: "Es ist nicht das erste Mal, dass in meiner Karriere ein Spieler meine Entscheidung kritisiert." Es sei in Ordnung, wenn einer mal sauer sei, er müsse das aushalten. Guardiola winkt ab, kein Problem also, ganz im Gegenteil, Kroos hat gute Chancen, gegen den HSV wieder zu zum Einsatz zu kommen.

Schweinsteiger gegen den HSV im Kader

Ein weiterer deutscher Nationalspieler hofft auf Spielpraxis, aber: "Basti war mehr als zwei Monate verletzt. Er braucht Zeit", sagt Guardiola über Schweinsteiger. Der ist nach überstandener Knöchel-OP seit dieser Woche zurück im Mannschaftstraining, gegen den HSV steht Schweinsteiger schon mal im Kader. "Er ist ein super Spieler", sagt Guardiola, "wir brauchen ihn."

Wieder liegt die hohe Stirn in Falten, denn eigentlich will der Systemliebhaber nicht über Namen reden, auch nicht über Franck Ribéry, bei dem der Zeitpunkt der Rückkehr so vage ist wie der Grund seiner Verletzung am Gesäß. Nur so viel: "Er hat diese Probleme", sagt Guardiola, "wir müssen ihn unterstützen." Doch jetzt wirklich genug der Personalien, dem Trainer geht es um eine grundsätzliche Botschaft.

Auf dem Papier wirkt die Ausgangslage dieser Begegnung klar, doch die Krisensituation beim HSV mache den Gegner "noch viel gefährlicher", warnt Guardiola. Das Selbstvertrauen sei vielleicht weg, aber die Qualität in der Mannschaft sei "immer noch hoch". Die Pokalpartie für Titelverteidiger FC Bayern sei deshalb auch "ein Finale - Morgen können wir keinen Titel gewinnen, aber wir können einen Titel verlieren."

Ein Pokal-Aus gegen den Tabellenvorletzten mag unwahrscheinlich klingen angesichts der Münchner Serie von inzwischen 45 Bundesligaspielen ohne Niederlage. Doch auch hier gibt Guardiola Entwarnung: "Keine Sorge, früher oder später werden auch wir ein Spiel verlieren. Wir versuchen, dass das möglichst spät ist, aber es wird kommen." Nur gegen den Hamburger SV möchte Guardiola das noch nicht erleben.

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