FC Bayern im Elfmeterschießen:Guardiolas letzte Idee

Bayern Munich v Borussia Dortmund - German Cup DFB Pokal Final

Douglas Costa trifft, Manuel Neuer (rechts) feiert mit

(Foto: REUTERS)

Als alle mit Philipp Lahm rechnen, schickt er Douglas Costa: Elfmeterlotterien kann normalerweise niemand planen - Pep Guardiola schon.

Von Martin Schneider, Berlin

Der Elfmeter von Douglas Costa war Pep Guardiolas letzte Idee als Bayern-Trainer. Seine letzte Patrone, seine letzte Bullet, sein letzter Schuss. Die Kugel traf und Bayern gewann den Pokal.

Und Pep Guardiola: weinte. Sein letzter Plan ist aufgegangen. Zum Abschluss hat er bewiesen, dass er in diesem Spiel wirklich alles durchdenkt. Sogar das Elfmeterschießen, von dem es heißt, es sei eine Lotterie des Fußballs. Und Lotterien kann man nicht planen, doch Guardiola kann das schon. "Der Trainer hat Ansagen gemacht und ein paar Spieler haben sich aufgedrängt", beschrieb Thomas Müller den Auswahlprozess durch seinen Trainer.

Denn dieses Elfmeterschießen hat ja eine Geschichte. Im vergangenen Jahr schossen Bayern und Dortmund auch aus elf Metern um die Wette. Damals, im DFB-Pokal-Halbfinale in München, um ins Finale einzuziehen, trat Philipp Lahm an. Er rutschte aus und schoss über das Tor. Dann trat Xabi Alonso an. Er rutschte aus und schoss über das Tor. Dann trat Mario Götze an. Der damalige BVB-Torwart Mitch Langerak hielt. Dann schoss Manuel Neuer gegen die Latte. Zu Null im Elfmeterschießen verloren. Wie verhindert man, dass das wieder passiert?

Kimmich schießt schlecht - doch das bleibt folgenlos

Pep Guardiola wählte diesmal fünf komplett neue Schützen. Mario Götze fiel ja aus. Aber die anderen drei wären da gewesen. Xabi Alonso hätte er noch einwechseln können. Wollte Guardiola nicht. Stattdessen ging Arturo Vidal nach vorne, in diesem Spiel der Boss im Mittelfeld. Er schoss bossmäßig ein.

Dann kam Robert Lewandowski, der im Spiel die Bälle über das Tor gejagt hatte. Ihm gelang wohl der coolste Elfmeter, er verzögerte und jagte den Ball in den Winkel. Und dann trat Joshua Kimmich an, dem Pep Guardiola schon seit Herbst mehr Verantwortung überträgt, als man diesem jungen Mann vielleicht übertragen sollte. Bisher hatte Guardiola damit immer recht, diesmal nicht. Kimmich schoss schwach in die Mitte. Roman Bürki ahnte es. "Eigentlich war ich gar nicht so nervös", sagte Kimmich. "Aber im Nachhinein sieht es halt scheiße aus."

Dortmunds Trainer Thomas Tuchel berichtete später, er habe Schwierigkeiten gehabt, fünf Schützen zu finden. "Bei uns hätten sich auch noch mehr gefunden", sagte Philipp Lahm nach dem Spiel. "Das war aber auch schon mal anders", sagte der Kapitän und meinte damit das Elfmeterschießen im Champions-League-Finale 2012 in München. Da musste Manuel Neuer schießen, weil unter anderem Toni Kroos nicht wollte.

Müllers Witze vor dem Elfmeterschießen

Thomas Müller hatte vor dem Elfmeterschießen noch gewitzelt, er werde nicht antreten, Lewandowski werde schießen. Seine jüngste Bilanz: vier von acht verschossen. Unter anderem im Champions-League-Halbfinale gegen Atlético Madrid, "Ich muss erst wieder traineren", sagte er. Er bekam die Gelegenheit dazu früher als gedacht. "Ich hab natürlich dran gedacht, dass ich den letzten Elfmeter in so einer Situation verschossen habe. So ein gutes Gedächtnis hab ich noch", sagte Müller. "Aber die Kollegen haben mir zugesprochen, dass ich antreten soll."

Er ging also zum Punkt. Normalerweise verzögert Müller lange und guckt den Torwart aus. Dann schießt er flach in das Eck, in das der Torwart nicht springt. Diesmal guckte er Bürki aus und schoss hoch. "Ich habe geschossen wie sonst auch. Manchmal muss man die Eier in die Hand nehmen und à la Oliver Kahn ...", erzählte Müller und ging grinsend ab ohne den Satz zu beenden.

Und dann, als alle mit Philipp Lahm rechneten, schickte Guardiola Douglas Costa nach vorne. Er hat mit Bayern noch kein Elfmeterschießen verloren, weil es noch keines gab, seitdem er in München ist. Im Elfmeterschießen, dieser Lotterie, hatte Guardiola nun gar seinen liebsten Kollegen Thomas Tuchel ausgecoacht.

Tuchels Fauxpas

Der nämlich gab im Interview zu, er habe die Reihenfolge der Dortmunder Schützen falsch aufgeschrieben. Sokratis und Sven Bender verschossen. Tuchel sagte: "Es war mein Fehler, Manni und Papa (Sven Bender und Sokratis, Anm.) den zweiten und dritten Elfmeter schießen zu lassen. Sie haben gesagt, sie wollen schießen, aber ich hätte das vielleicht verhindern müssen."

Und Pep Guardiola weinte. Denn Douglas Costa traf.

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