FC Bayern im DFB-Pokal:Hummels ist Ancelottis neuer Trumpf

FC Bayern im DFB-Pokal: Zweites Pflichtspiel, erstes Tor: Mats Hummels trägt sich gegen Jena per Kopf in die Torschützenliste ein.

Zweites Pflichtspiel, erstes Tor: Mats Hummels trägt sich gegen Jena per Kopf in die Torschützenliste ein.

(Foto: Jens Meyer/AP)

Der Bayern-Coach experimentiert beim beschwingten Pokalsieg in Jena mit mehreren Besetzungen seiner Abwehr - Mats Hummels ist zum Saisonstart nur eine Möglichkeit von vielen.

Von Christoph Dorner, Jena

Wenn ein Fußballer in einer neuen Saison bei einem neuen Verein spielt, dann ist es in der Bundesliga so üblich, dass jeder Schritt dieses Fußballers penibel beobachtet wird. Fernsehsender richten oft eine sogenannte "Cam" ein (bei Trainern: "Coach-Cam"), die den Mann 90 Minuten lang beobachtet - selbst wenn er 90 Minuten lang auf einer Tribüne neben seinem Berater oder seiner Frau sitzt. Und wenn dieser Fußballer Mats Hummels heißt und der Verein FC Bayern, dann ist die ganze Sache natürlich noch viel sensationeller.

Doch was dann am Freitag in Jena geschah, das dürfte manchen Beobachter eher enttäuscht haben. Hummels saß in der ersten Halbzeit auf der Bank. Und dann, als er in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Carl-Zeiss Jena per Kopfball sein erstes Tor für den neuen Arbeitgeber erzielte, küsste er nicht das neue Wappen, er tanzte niczht und er verschickte auch keine Grüße an seine Frau Cathy. Nein, er bedankte sich einfach nur beim Vorlagengeber Joshua Kimmich, der eine Ecke in seinen Laufweg gezirkelt hatte. Und, nun gut, er freute sich ein wenig. Aber er machte um sich selbst so wenig Tamtam wie möglich.

5:0 hat der FC Bayern den Viertligisten Carl Zeiss Jena besiegt, es war ein souveräner Erfolg mit ein paar Erkenntnissen. Erstens: Robert Lewandowski, dreifacher Torschütze, ist in Form. Zweitens: Der FC Bayern unter Trainer Carlo Ancelotti spielt noch nicht so aufregend, aber das ist noch lange kein Grund zur Aufregung. Und drittens: Mats Hummels, 27, hat zwar das fünfte Tore geschossen, ist aber zumindest zu Beginn dieser Saison noch kein herausragender Verteidiger beim Meister, sondern einer von vielen guten. Und das ist für ihn schon okay so. Er sagte: "Ich bin noch nicht bei hundert Prozent. Da fehlt noch einiges." Hummels ist ja erst seit zwei Wochen im Training.

Eine beinahe überhebliche Ersatzbank

Die von ein paar Verletzungssorgen geplagten Bayern hatten im Ernst-Abbe-Sportfeld eine Ersatzbank aufgeboten, die man mit bösem Willen überheblich finden konnte. Da saßen neben dem Ersatztorhüter Ulreich Herren namens Dorsch, Green, Öztürk, Feldhahn und Benko. Und eben Hummels. Er wurde nach seinem 90-minütigen Auftritt beim Supercup-Sieg in Dortmund erst einmal geschont.

Für ihn spielte Javier Martinez neben David Alaba in der Innenverteidigung, im Mittelfeld kreiselten Lahm, Kimmich und Vidal umeinander. Dass gegen den nach vier Spielen noch ungeschlagenen und gegentorlosen Tabellenführer der Regionalliga Nordost trotzdem nie Spannung aufkommen wollte, lag am meisten an Lewandowski, der in der ersten Halbzeit mit kühler Präzision einen Hattrick erzielte.

Neuer fischt einiges raus

Im Grunde konnten sich beide Mannschaften schon nach drei Minuten auf die großen und die kleinen Debatten konzentrieren, die sie zu Saisonbeginn beschäftigen. Da war Thomas Müller im Strafraum an den Ball gekommen und zur Verwirrung seiner Gegenspieler auf müllerhaft unglückselige Weise auf den Rücken gefallen, sodass Lewandowski den Ball nur noch über die Linie schieben musste. Später (34.) lupfte er den Ball über Jenas Torhüter Raphael Koczor, und traf vor der Pause, in der 43. Minute, noch per Flachschuss.

Die Gastgeber wehrten sich tapfer, nach vorne brachte die Mannschaft von Trainer Mark Zimmerman bis auf einen Freistoß von Manfred Starke, den Manuel Neuer locker aus dem Kreuzeck fischte, nichts zustande. Immerhin konnten sie es ihrer Akribie zuschreiben, dass die prominenten Gäste sich das eine oder andere Mal im Spielaufbau verhaspelten.

Bayern agiert nicht mehr ganz so luftabschnürend

Bei den Bayern war die Handschrift des Trainer beim zweiten Pflichtspiel von Ancelotti nur dahingehend zu erkennen, dass die Mannschaft selbst gegen einen tapferen Viertligisten nicht mehr so luftabschnürend auftreten mag wie noch unter Guardiola. Der Katalane hätte sich den kaum choreografierten Auftritt der Bayern mit Sicherheit nicht so lange so ruhig angesehen wie Ancelotti. Der Italiener stand in seiner Coaching-Zone. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, wippte leicht in seinen Nockenschuhen und zeigte an, wenn ein Rückpass zu Manuel Neuer gespielt werden sollte.

Die Gefahr, dass einige Spieler schon im Herbst körperlich verschlissen sein könnten, scheint unter dem Italiener eher nicht zu bestehen. Ancelotti erklärte dann auch in der Pressekonferenz, warum Mats Hummels, dem mit dem 5:0 per Kopf ganz nebenbei sein erstes Pflichtspieltor für die Bayern gelang, nach neun Trainingstagen nur eine Halbzeit spielte.

"Ich wollte Mats eine Pause geben", sagte der Trainer lapidar, und auch Martinez sollte in seinen Rhythmus finden. Am Freitag, beim Saisonauftakt gegen Bremen, wird die Coach-Cam den Italiener voraussichtlich 90 Minuten lang beobachten. Ancelotti wird auch dann an der Seitenlinie möglichst wenig korrigieren-, sondern sich auf seine Abwehr verlassen können wollen.

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