FC Bayern im DFB-Pokal:Das wichtigste Spiel des Jahres

Lesezeit: 3 min

Robert Lewandowski hat gute Erinnerungen an den letzten Auftritt gegen den VfL Wolfsburg (Foto: AFP)
  • Der FC Bayern tritt im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg an - es ist das bisher wichtigste Spiel in dieser Saison.
  • Pep Guardiola wird immer nur am Triple gemessen, ein Ausscheiden im DFB-Pokal würde da schwer wiegen.
  • Den Liveticker zum DFB-Pokal finden Sie ab 20.30 Uhr hier, eine Übersicht aller Partien gibt's hier.

Von Thomas Hummel

Zur modernen Sportpsychologie gehört, sich stets zu freuen. Ein Pokalspiel in der zweiten Runde beim Titelverteidiger? "Ich mag diesen Druck, mag diese K.-o.-Spiele: Du bist weiter oder raus", frohlockte Pep Guardiola. Sein Vorgesetzter Matthias Sammer ging noch weiter: "Es ist ein großes Spiel, unsere Mannschaft liebt große Spiele." Liebe ist ein großes Wort, das viele Menschen nur sehr selten in den Mund nehmen. Doch vor dem Gastspiel am Dienstagabend beim VfL Wolfsburg (20.30 Uhr, Liveticker bei SZ.de) kann es nicht groß genug werden. Es geht in dieser Partie ja paradoxerweise schon darum, wie man diese Saison in München am Ende bewerten wird.

Guardiola vor dem Wolfsburg-Spiel
:"Für mich ist das Triple - pff!"

Der FC Bayern ist endlich wieder gefordert: Für Trainer Pep Guardiola ist das DFB-Pokal-Spiel gegen Wolfsburg "wie ein Finale". Druck spüre er aber keinen.

Drei wichtige Titel werden im Mai kommenden Jahres verteilt: Die Meisterschaft ist praktisch gewonnen, die Champions League entscheidet sich erst im Frühling - allein im DFB-Pokal droht jetzt ein plötzliches Scheitern. Weil Jupp Heynckes 2013 das Kunststück fertigbrachte, alle Trophäen zu gewinnen, schleppt sein Trainer-Nachfolger Guardiola seit seiner Ankunft in München diesen Triple-Rucksack mit sich herum. Es ist eine der wenigen Arten, wie man den sehr höflichen Spanier bei öffentlichen Auftritten aus dem Tritt bringen kann: Sprich ihn auf den Rucksack an! Geschehen mal wieder am Montag. "Das Triple ist mir - pfft!" antwortete Guardiola.

Wäre das Triple nicht "pfft!" müsste er ja Angst haben, schon an einem kühlen Oktober-Abend beim durchaus gefährlichen VfL Wolfsburg sein Saisonziel zu beschädigen. Und wie heißt es im Einmaleins der Seelenkunde? Wer Angst hat vor dem Verlieren, der verliert. Wer die großen Herausforderungen fidel und mit Selbstvertrauen annimmt, der gewinnt.

Doch wovor soll dieser FC Bayern eigentlich Angst haben? Zum Fürchten ist es höchstens für die Gegner. Am vergangenen Samstag kam der Tabellensechste der Bundesliga in die Münchner Arena. Der 1. FC Köln lag zu diesem Zeitpunkt nur einen Punkt hinter Wolfsburg. Doch wäre an dessen Stelle der Sechste der Bezirksliga angetreten, er hätte nicht ängstlicher, respektive defensiver spielen können.

Trainerfrage bei Bayern
:Guardiola-Flüsterer prescht vor

Die Bayern-Verantwortlichen bezirzen Trainer Pep Guardiola wegen einer Vertragsverlängerung - vergeblich. Nun schicken sie eine Geheimwaffe: Philipp Lahm. Womöglich eine geschickte Strategie.

Von Benedikt Warmbrunn

Mit neun Mann stellten sich die Kölner rund um ihren Strafraum und bolzten bei Ballgewinn die Kugel vor auf ihren einsamen Stürmer Anthony Modeste, der dann sehen sollte, was er damit anfing. Guardiola rechnete offenbar damit, ließ mit fünf Stürmern angreifen und beließ nur zwei Verteidiger hinten. Das Spiel endete 4:0, es hätten noch mehr Tore fallen können. Es war grotesk und spiegelte die Dominanz der Münchner im deutschen Fußball wider wie selten zuvor.

Der FC Bayern beschäftigt den in spieltaktischen Dingen besten Trainer der Welt. Der Verein hat mit ihm einen Kader zusammengestellt, der derzeit wohl seinesgleichen sucht. In Deutschland hat der Klub zuletzt die stärksten Konkurrenten gedemütigt, Borussia Dortmund mit 5:1, den Pokal-Gegner aus Wolfsburg durch das Neun-Minuten-Feuerwerk von Robert Lewandowski mit dem gleichen Ergebnis. Er hat mit zehn Siegen in den ersten zehn Spielen einen neuen Bundesliga-Rekord aufgestellt. Er gewinnt immer und wenn er verliert, dann in einem Gruppenspiel der Champions League, wo es kaum schmerzt. Im Internet kursieren regelmäßig Videos von Trainingseinheiten mit den verblüffenden Fähigkeiten der Spieler.

Der FC Bayern könnte derzeit durch die Stadien reisen wie im Basketball die Harlem Globetrotters und würde überall gefeiert werden. Diese fantastische Geschichte hat nur einen Haken: Erwartet wird schlichtweg die Perfektion. Die Münchner sind so gut, dass eine Niederlage in der zweiten Pokalrunde - und wenn es beim VfL Wolfsburg ist - schwere Irritationen auslösen würde. Bei Fans, Beobachtern, aber auch im Verein.

"Das ist ein sehr wichtiges Spiel für uns als Verein und Mannschaft", erklärte Sammer. Oder wie der wie immer sehr fokussierte Arjen Robben urteilt: "Es geht nicht um Rekorde, sondern um Titel."

Die Rückkehr des Niederländers verringert die Gefahr eines Betriebsunfalls deutlich. Seine Fähigkeiten gepaart mit seiner Gier nach Erfolg sind schwer zu stoppen. Selbst wenn er nach seiner Oberschenkelverletzung erst im Laufe des Spiels eingewechselt würde - eine Offensive mit Lewandowski, Thomas Müller, Douglas Costa und Robben ist für jeden Gegner eine erhebliche Herausforderung.

Doch auch in Wolfsburg kennen sie sich aus mit der modernen Sportpsychologie. Angst vor den Bayern? "Ich bin da nicht so pessimistisch", erklärte Trainer Dieter Hecking durchaus fidel. Und der Fünf-Tore-Lewandowski? "Spielt er?", blaffte Hecking zurück. Dabei ist dies eine berechtigte Frage. Damals, vor seinen fünf Toren in neun Minuten, wurde der Pole erst in der Halbzeit eingewechselt.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Rückkehrer der Bundesliga
:Robben promoviert als Stehaufmännchen

FC Bayerns Holländer erforscht die perfekte Comeback-Formel, Mitchell Weiser emanzipiert sich von "Tangagate" und Bayer Leverkusen braucht dringend Medikamente im Stadion. Die Rückkehrer des 12. Spieltags der Bundesliga.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: