FC-Bayern-Ikone wird 70:Gerd Müller - der Sinn des Spiels

Gerd Müller wird 70

Gerd Müller, hier im Jahr 1969.

(Foto: dapd)

Der Torjäger des FC Bayern wird an diesem Dienstag 70 Jahre alt. Niemand ist dem Ursprung des Fußballs je so nahe gekommen.

Von Christof Kneer

Der 3. November kam näher und näher, und beim FC Bayern haben sie gemerkt, dass sie allmählich etwas unternehmen müssen. Sie haben ja mitbekommen, wie sich die Anfragen häuften: Ob man was über Gerd Müller senden oder schreiben könne, wo er doch bald 70 werde? Müllers Geburtstag hat die Bayern gezwungen, jene Diagnose öffentlich zu machen, die einige in der Branche kannten und andere ahnten: Der große Torjäger ist an Alzheimer erkrankt und lebt seit einiger Zeit in einem Pflegeheim.

Es ist ein entsetzlich trauriger Geburtstag für Gerd Müller, dem die Erinnerung abhanden kommt an das, was sie beim FC Bayern nie vergessen werden. Wenn die Münchner am Mittwoch den FC Arsenal in der Champions League empfangen, dann ist auch das eines dieser Spiele auf großer Bühne, bei denen man sich Gerd Müller immer mitdenken muss.

Auf seinen mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Körperteilen erzielten Toren ist der ganze Verein erbaut worden, ohne Müllers rechten Fuß, ohne Müllers linken Fuß, ohne Müllers Kopf, ohne seine Knie, ohne seinen Oberschenkel, ohne seinen Bauch und, ja, auch ohne seinen Hintern wäre der FC Bayern niemals der Verein, der er heute ist. Und mit wem hätte Franz Beckenbauer sonst seine Doppelpässe spielen sollen?

Das Spiel, das Gerd Müller geliebt hat und liebt, ist ein Spiel, das man fürchterlich verkomplizieren kann, manchmal wahrscheinlich sogar mit Recht. Man kann sich herrlich den Kopf darüber zerbrechen, auf welchen taktischen Wegen man am besten zum gegnerischen Tor vordringt, und wie man dann am besten hineinschießt. Aber wahrscheinlich liegt das alles daran, dass man keinen Gerd Müller mehr hat. Keiner ist dem Ursprung der Sportart, bei der es darum geht, ein Tor mehr zu erzielen als der Gegner, so nahe gekommen wie Gerd Müller. Er war der Sinn des Spiels.

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