FC Bayern II in der Regionalliga:Pläne mit namhaften Talenten

Heimstetten: FUSSBALL Regionalliga - SVH v FC Bayern München II

Treffsicherer Zugang: Lukas Görtler (r. im Duell mit Heimstettens Valentin De la Motte) soll auch in der nächsten Saison für den FCB II Tore schießen.

(Foto: Johannes Simon)

Der FC Bayern II hat den Aufstieg in die dritte Liga fast sicher verspielt. Schon wieder. Für die kommende Saison will der Klub die Mannschaft daher ordentlich verstärken.

Von Benedikt Warmbrunn

Verlassen hatte der Fußballprofi Michael Tarnat die Bühne der Bundesliga, indem er Dieter Hecking, damals sein Trainer bei Hannover 96, den Handschlag verweigerte, er hatte den Respekt vermisst, den er sich in seinen 19 Jahren als Fußballprofi erarbeitet hatte.

Betreten hatte er die Bühne der Bundesliga allerdings nicht mit einer großen Geste, sondern auf einem Weg, der so ehrlich war wie seine gesamte Karriere: durch einen Aufstieg. In seinen ersten vier Profijahren hatte Tarnat für den MSV Duisburg gespielt, zweimal ist er mit dem Verein in die Bundesliga aufgestiegen. Er weiß also, was es für einen jungen Fußballer bedeutet, wenn er auf einmal in einer höheren Liga spielt: Es verändert alles.

Inzwischen ist Tarnat, 45, Jugendkoordinator beim FC Bayern, manchmal erzählt er von seinen Aufstiegen, davon, wie alles schneller und greller wurde, wie sich Talente zu Persönlichkeiten mit Hang zu großen Gesten entwickeln. In diesen Tagen sind seine Erzählungen besonders wertvoll: Die U23 hat nach zwei Dritteln der Saison in der Regionalliga Bayern den Aufstieg fast sicher verspielt. Schon wieder.

Vor einem Jahr scheiterte Bayern in der letzten Minute der Nachspielzeit

Dreimal hatte sich die Mannschaft bereits am Sprung in die dritte Liga versucht. Beim ersten Anlauf sagte der damalige Trainer Mehmet Scholl 35 Spieltage vor Saisonende, dass die Mannschaft nicht reif genug für die Meisterschaft sei. Im vergangenen Jahr ließ Torwart Lukas Raeder in den Aufstiegsspielen gegen Fortuna Köln einen Schuss von hinter der Mittellinie zwischen seinen Händen hindurch rutschen, in der letzten Minute der Nachspielzeit.

Im Sommer gab es dann einen Umbruch, wichtige Spieler wie Torjäger Kevin Friesenbichler oder Spielgestalter Alessandro Schöpf wechselten. In der Hinrunde verlor die U23 früh den Anschluss an Tabellenführer Würzburg, kämpfte sich wieder näher heran. Am vergangenen Sonntag, im ersten Spiel des Jahres, folgte aber der nächste Rückschlag: ein 0:1 beim FC Augsburg II. Vor dem Heimspiel gegen den FC Ingolstadt II an diesem Donnerstag (19 Uhr, Stadion an der Grünwalder Straße) beträgt der Rückstand auf die Würzburger Kickers bereits elf Punkte.

Tarnat will nicht aufgeben

In dieser Saison werde es mit dem Aufstieg "schwierig", sagt Jugendkoordinator Tarnat - auch wenn er nicht aufgeben will: "Sollte Würzburg doch noch schwächeln, wollen wir da sein. Dann wollen wir sie so unter Druck setzen, dass sie vielleicht doch noch Bammel kriegen." Im Hintergrund arbeitet Tarnat jedoch schon am Kader für die nächste Saison, es soll die Mannschaft eines Aufsteigers werden. Wieder einmal.

Bei 14 Spielern endet im Sommer der Vertrag, es kündigt sich der nächste Umbruch an. Tarnat verrät zwar nicht, wie der Kader aussehen wird, der die U23 endlich in die dritte Liga führen soll, er sagt aber: "Wir werden nächstes Jahr eine sehr schlagkräftige Mannschaft haben."

Anführen sollen die U23 weiter zwei Routiniers. "Spieler aus der Jugend meinen manchmal: Mit Talent alleine schaffe ich es. Aber im Profifußball muss man hart arbeiten, und ältere Spieler können das gut vermitteln", sagt Tarnat. Ob diese älteren Spieler weiterhin Innenverteidiger Stefan Buck, 34, und Stürmer Tobias Schweinsteiger, 33, sein werden, ist offen. Bei beiden endet der Vertrag, beide haben eine Ausbildung zum Trainer begonnen, bereiten sich auf die nächste Karriere vor.

Michael Tarnat würde seinen Vertrag gerne verlängern

Wie ernst die Aufstiegsambitionen sein werden, lässt sich mit Blick auf die jungen Spieler erkennen: Die zurzeit angeschagenen Gianluca Gaudino und Sinan Kurt, die bereits fest im Profikader integriert sind, werden in dieser Saison allenfalls an die U19 ausgeliehen - vom Sommer an spielen sie wohl auch für die U23. Dazu kommt Joshua Kimmich, 19, für angeblich sieben Millionen Euro vom VfB Stuttgart; zurzeit ist er an Zweitligist RB Leipzig ausgeliehen. Auch er könnte zunächst in der Regionalliga Spielpraxis sammeln.

Die wichtigsten Verhandlungen führt Tarnat mit Erik ten Hag. Auch der Vertrag des Trainers endet, Tarnat würde gerne verlängern. "Ich glaube, dass Erik eine junge Mannschaft taktisch sehr, sehr weit bringen kann und dass er eine gute Ansprache hat", sagt der Jugendkoordinator. Tarnat weiß aber: "Erik möchte so schnell wie möglich nach oben." Und der Niederländer hat auch schon die Erfahrung eines Aufsteigers: 2013 war er mit den Go Ahead Eagles Deventer in die erste niederländische Liga aufgestiegen, auch dort ist alles schneller und greller. Ten Hag aber wechselte lieber in die Regionalliga Bayern. Auch das: eine große Geste.

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