FC Bayern holt Pep Guardiola:Geld genug für den Alleingang

Der FC Bayern München verpflichtet mit Pep Guardiola den begehrtesten Trainer der Welt. Es ist eine weitere spektakuläre Reaktion auf zwei titellose Jahre und die Demütigungen durch Borussia Dortmund. Präsident Uli Hoeneß und sein Klub sind grimmig entschlossen, die absolute Nummer eins zu sein.

Von Jürgen Schmieder

Uli Hoeneß hat in seinem Leben schon viele Sätze gesagt. An einige davon erinnern sich die Menschen schon nach wenigen Minuten nicht mehr, andere bleiben mehrere Jahre im kollektiven Gedächtnis haften. Der Hinweis etwa, dass der Weihnachtsmann kein Osterhase sei oder die Ankündigung, dass die Konkurrenz ein Fernrohr bräuchte, um den FC Bayern in der Tabelle sehen zu können - diese Sätze werden immer wieder zitiert, wenn sie zu irgendeinem Thema passen könnten, das den Verein gerade beschäftigt.

Am 11. Mai 2012, eine Woche vor dem Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea, sagte Uli Hoeneß: "Wir werden unsere Mannschaft so lange verstärken, bis wir wieder alleine sind. Und: Wir haben das Geld dazu." Es war eine Reaktion auf die demütigende Situation, dass die Münchner zwei Jahre in Serie ohne Titel geblieben waren und dass Borussia Dortmund zu einem ernsthaften Konkurrenten herangewachsen war.

Es war ein Satz, der nach Trotz klang, nach verletztem Stolz, nach Gefühl - aber nicht danach, als würde er über die Halbwertszeit der Aussagen von Fernrohr und Weihnachtsmann verfügen. Im Sommer dann stellte der Verein die Zugänge vor: Claudio Pizarro, Mitchell Weiser, Xherdan Shaqiri, Dante und Mario Mandzukic. Allesamt profilierte und talentierte Akteure, doch sah es nicht nach Wettrüsten aus und vor allem nicht danach, als könne der deutsche Verein auf dem Transferparkett mit Scheich-subventionierten Klubs mithalten.

Immerhin wurde Matthias Sammer als Sportdirektor verpflichtet, der sogleich sagte: "Der Königstransfer? Ich dachte, das bin ich!" Der Satz von Hoeneß war da längst vergessen.

Dann kam der Transfer von Javi Martínez im August: 40 Millionen Euro bezahlte der FC Bayern für den Mittelfeldspieler und zeigte damit eindrucksvoll, dass der Verein durchaus in der Lage ist, mit Vereinen zu konkurrieren, die über bodenlose Geldtöpfe verfügen. Der Transfer bewies außerdem, dass die Bundesliga auch für einen spanischen Nationalspieler ein durchaus attraktiver Spielort ist. Nun wurde wieder an Hoeneß' Ankündigung verwiesen, bisweilen auch despektierlich: Die Münchner haben Geld, also holen sie Martínez. Aber ist der das wert?

Nun ist den Münchnern ein beinahe sensationeller Coup gelungen - sie haben als Trainer den geholt, der mit dem Spieler Lionel Messi gleichzusetzen ist: Der Verein verpflichtet Pep Guardiola, den gerade begehrtesten Übungsleiter der Welt, und verspricht sich davon spektakulären und erfolgreichen Fußball. Die Konkurrenz aus Mailand, Manchester und Chelsea warb mit irren Gehältern, mit der Verpflichtung ehemaliger Assistenten oder dem Lockruf, seinen Traum von einem Engagement in der Premier League verwirklichen zu können.

Konkurrent des FC Barcelona

Doch Guardiola entschied sich für den FC Bayern. Und die Bundesliga.

"Pep Guardiola ist einer der erfolgreichsten Trainer der Welt und wir sind sicher, dass er nicht nur dem FC Bayern, sondern auch dem deutschen Fußball viel Glanz verleihen kann", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Die Verpflichtung zeigt: Der FC Bayern gehört zu den attraktivsten Vereinen der Welt - und die Bundesliga ist nicht zuletzt aufgrund ihrer finanziellen Stabilität eine der attraktivsten Ligen.

Sie zeigt aber auch, dass die Münchner in der Lage sind, einen derartigen Trainer zu finanzieren. Natürlich honoriert der FC Bayern Guardiolas Arbeit nicht so fürstlich, wie es Manchester City oder der FC Chelsea gekonnt hätten - und es heißt nun, der Trainer habe sich gegen Geld und für Struktur entschieden. Dennoch brauchte es die Hilfe eines Partners (Adidas), um das immer noch hohe Gehalt des Übungsleiters bezahlen zu können.

Die Klimax der Zukäufe Sammer, Martínez, Guardiola zeigt: Hoeneß meinte mit dem Begriff "Mannschaft" nicht nur die Spieler, sondern auch das Umfeld des Vereins. Sammer steht dafür, dem Gesamtverein eine Struktur zu geben, um in Zukunft noch mehr Jugendspieler wie Badstuber, Müller, Schweinsteiger und Lahm im Profikader zu etablieren. Und um Dortmund und Leverkusen auch die deutschen Talente auf dem Markt streitig zu machen - siehe Jan Kirchhoff, der im Winter verpflichtet wurde. Martínez ist das Beispiel für einen millionenschweren Transfer, den sich der Verein aufgrund solider Finanzpolitik leisten kann. Und Guardiola soll dem Profikader eine Handschrift geben, sie sportlich prägen, sie entwickeln - zu einem Konkurrenten nicht nur von Borussia Dortmund, sondern vom FC Barcelona.

Der Satz von Hoeneß war ernst gemeint, denn am Ende eines acht Monate dauernden Aufrüstens (das noch nicht zu Ende sein muss) steht nun ein Kader, der zu den besten in Europa gehört. Dazu hat der Verein nicht nur den Wunsch-Sportdirektor bekommen, sondern auch den Wunsch-Trainer. Der FC Bayern hat sich in den vergangenen Monaten entwickelt - und an die Ankündigung von Uli Hoeneß werden sich die Menschen noch in vielen Jahren erinnern.

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