FC Bayern:Hoeneß hält weitere Saison mit Heynckes für möglich

Jahreshauptversammlung FC Bayern

Hatte im Rausgehen noch was zu sagen: Uli Hoeneß.

(Foto: dpa)
  • Der FC Bayern schwebt, alle sind zufrieden: Auf der Jahreshauptversammlung berauschen sich die Münchner an sich selbst.
  • Viel Neues gibt es nicht - bis Uli Hoeneß im Rausgehen über den Trainer spricht.
  • Er bestätigt, dass er sich eine weitere Saison unter Jupp Heynckes vorstellen kann. "Das halte ich für möglich, ja", sagt Hoeneß.
  • Dagegen soll der Transfer von Sandro Wagner stark gefährdet sein.

Aus der Halle von Claudio Catuogno

Uli Hoeneß schritt wieder als Erster aus den Katakomben, den Blick fest nach vorne gerichtet - und mit etwas Abstand folgten dann die Kollegen. So war es auch vor einem Jahr gewesen. Damit enden aber auch die Gemeinsamkeiten.

Letztes Jahr brodelte es in der Basketballhalle des FC Bayern bei Hoeneß' Einmarsch zur Jahreshauptversammlung, es brodelte bis unters Dach, und draußen in einem Zelt saßen noch mal 2000 Leute vor einer Leinwand, die nicht mehr reinpassten. Diesmal saßen nur knapp 1500 Bayernfans, meist höflich klatschend, im Innenraum. Wahlen fanden keine statt, und zum Hoeneß-Watching musste auch niemand extra kommen. Hoeneß ist ja längst wieder allgegenwärtig.

Letztes Jahr setzte sich Hoeneß in die erste Stuhlreihe, dort wartete er drei lange Stunden, dann wurde er wieder aufgenommen in die Familie. Wiedergewählt als Präsident, nach abgesessener Haftstrafe. Diesmal setzte sich Hoeneß gleich wieder auf seinen Platz in der Mitte des Podiums. Alles wie immer also beim FC Bayern - und das war dann quasi auch der Tenor von Hoeneß' Rede zur Lage der Bayernnation: warum Veränderungen allein noch niemanden glücklich machen.

"Der FC Bayern ist wieder mal in einem wunderbaren Zustand"

Ja, der zurückgekehrte Trainer Jupp Heynckes mag 72 sein, der reaktivierte Medizinmann Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt 75, Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sind auch schon über 60, und bisweilen hat Hoeneß da was von einer "Rentnerband" gelesen.

Bloß: Wo ist das Problem? "Vielleicht können wir nicht mehr so schnell laufen, aber unser Hirn funktioniert hundertprozentig", versprach Hoeneß. Und kündigte an, mithilfe dieser tiptop laufenden Oberstübchen werde man "die richtigen Weichenstellungen" für die Zukunft stellen.

Welche das sein werden? Darüber gab es zunächst kaum etwas zu erfahren. Allzu eilig scheint Hoeneß es mit der Zukunft nämlich nicht zu haben. Dafür ist die Gegenwart zu schön. "Der FC Bayern ist wieder mal in einem wunderbaren Zustand", schwärmte er, "in einem Glückszustand." Alle "schweben nur noch". Neun Spiele unter Heynckes - und alle gewonnen! Was will man mehr? Hoeneß' Conclusio: "Ich stehe hier als total zufriedener Mensch. Alles ist schön."

So schön ist alles, dass Hoeneß ganz am Ende, in einer Medienrunde, nicht mal mehr ausschließen wollte, dass Heynckes ein weiteres Jahr als Trainer dran hängt - was dieser bisher stets ausgeschlossen hatte. Hoeneß hingegen sagte: "Weder das eine noch das andere würde ich heute komplett ausschließen." Nachfrage: Er hält es jetzt doch für möglich, dass Heynckes ein weiteres Jahr Bayern-Trainer bleibt? "Ja, das halte ich für möglich."

Das wird sicher für Gesprächsstoff sorgen, wenn Heynckes und die Bayern am Samstag in Mönchengladbach antreten. Ebenso wie Hoeneß' Einschätzung, der geplante Transfer des Stürmers Sandro Wagner von der TSG Hoffenheim werde sich wahrscheinlich "zerschlagen" - wegen Zwist um die Ablösesumme.

"Es schießt bei Bayern jetzt wieder nur eine Kanone"

Dabei hatte Hoeneß sich doch gerade vorgenommen, nicht mehr mit jeder öffentlichen Äußerung die Debatte an sich zu reißen. Minutenlang hatte er in seiner Rede über die Zusammenarbeit mit Rummenigge gesprochen, dem Vorstandschef. Mit ihm habe er in den aufwühlenden Stunden rund um die Trennung vom Trainer Carlo Ancelotti im Herbst "wieder zusammengefunden". Nun passe "kein Blatt Papier mehr zwischen uns". Was indirekt all jene bestätigte, die noch vor Kurzem das Knirschen zwischen den beiden als Problem ausgemacht hatten.

Doch nun solle die Zeit der irritierenden Vielstimmigkeiten vorbei sein: "Es schießt bei Bayern jetzt wieder nur eine Kanone, die heißt Karl-Heinz Rummenigge", versprach Hoeneß. Er selbst und der neue Sportdirektor Hasan Salihamidzic stünden lediglich "hinter ihm und reichen ihm die Kugel". Gegen wen gefeuert wird? Dazu hinterließ Hoeneß einen Satz, in dem der DFB-Präsident Reinhard Grindel vorkam: "Die, die mit uns Ärger kriegen, müssen wieder aufpassen - Herr Grindel lässt grüßen." Feuer gegen Grindel? Warum genau? Wegen des schlechten DFB-Managements beim Thema Videobeweis, erläuterte Hoeneß - ebenfalls später.

Noch vor 21 Uhr war schon der vorletzte Tagesordnungspunkt dran: Bericht des Vorstands. Rummenigges Part. Auch hier diesmal vergleichsweise wenig Programmatisches. Ein Plädoyer für den Videoschiedsrichter ("wird das Spiel nach einer Eingewöhnungsphase fairer machen"); und eine Forderung an den Europa- Verband Uefa: Es müsse eine neue Version des Financial Fairplay her, "um Chancengleichheit zu schaffen".

Der FC Bayern muss, anders als andere Großklubs, sein Geld nämlich noch selbst erwirtschaften - was 2016/17 wieder mit Rekordzahlen gelang. 640,5 Millionen Euro Umsatz - so viel wie nie. Gewinn nach Steuern: 39,2 Millionen Euro. Ebenfalls Rekord. Die Mitgliederzahl nähert sich rapide der Schwelle von 300 000. Und der Rest hat Zeit.

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