FC Bayern:Guardiola ist empört über "FC Hollywood"

FC Bayern: Dios mio! Pep Guardiola versteht viele Dinge nicht, die den FC Bayern derzeit umtreiben.

Dios mio! Pep Guardiola versteht viele Dinge nicht, die den FC Bayern derzeit umtreiben.

(Foto: AFP)
  • An diesem Samstag dürfte der FC Bayern in Ingolstadt die dritte Meisterschaft unter dem Trainer Pep Guardiola gewinnen.
  • Doch kurz vor Ende seiner Zeit als Bayern-Trainer, beschwert der sich bitterlich über die Geschwätzigkeit des Klubs - im Team scheint es wieder mal einen Maulwurf zu geben.

Von Benedikt Warmbrunn

Und dann fasst Pep Guardiola sich an die eigene Nase. Mit Daumen und Zeigefinger zieht er sie ein bisschen in die Länge, lässt sie wieder zurückflutschen, der Trainer des FC Bayern macht das ganz gerne, ziehen, zurückflutschen, meistens dient ihm das als eine willkommene Redepause. Das Ziehen und das Zurückflutschen reicht Guardiola, um seine Gedanken in Worte zu fassen.

Am Freitag ist der Trainer wieder mit einer Angelegenheit konfrontiert worden, bei der er seine Gedanken sortieren muss. Eigentlich wollte er über das Spiel am Samstag (15.30 Uhr) beim FC Ingolstadt reden, in dem er mit seiner Mannschaft deutscher Meister werden kann, ein Sieg reicht dazu. Dieser endgültig gesicherte erste Platz in der Fußball-Bundesliga kommt in diesen Tagen allerdings reichlich unglamourös daher, gefühlt ist die Meisterschaft seit Wochen gesichert, zu groß ist der Vorsprung seit mehreren Spieltagen auf Verfolger Borussia Dortmund.

Nach dem Aus im Halbfinale der Champions League am Dienstag gegen Atlético Madrid steht zudem fest, dass der eigentlich angestrebte Höhepunkt der Saison, das Finale der Champions League in Mailand, ohne den FC Bayern stattfinden wird, zum dritten Mal im dritten und letzten Jahr der Mannschaft unter Guardiola.

Am Freitag allerdings berichtete dann die Bild von einem Streit zwischen dem Trainer und den Physiotherapeuten unmittelbar nach dem Spiel gegen Atlético. Guardiola soll sich beschwert haben, dass die Spieler beim FC Bayern immer erst so spät wieder fit würden - die Physiotherapeuten verwiesen darauf, dass doch nur zwei Spieler gefehlt hätten, Holger Badstuber und Arjen Robben. Angeblich, so wurde zumindest kolportiert, musste Franck Ribéry sogar schlichten, um eine schärfere Auseinandersetzung zu verhindern.

Es ist nicht das erste Mal, dass Menschen mit Kabinenkenntnissen vom Führungsstil des Katalanen berichten, und nicht zum ersten Mal sind diese Berichte nicht positiv. Und so offenbart sich in diesen letzten Wochen Guardiolas in München auch ein bisschen, wie sehr sich Verein und Trainer aneinander abgearbeitet haben in den gemeinsamen Jahren. Guardiola jedenfalls ist am Freitag nicht mehr bereit, diese Berichte einfach stehen zu lassen. Er wehrt sich, so deutlich wie nie zuvor in den drei Jahren.

"Die Leute, die gesprochen haben", sagt der Trainer, er fasst sich an die Nase, zieht, lässt zurückflutschen, "wollen mich treffen." Er spielt seine Betroffenheit herunter, sagt, er sei "nicht enttäuscht". Was wohl ein bisschen geflunkert ist.

Peps schwieriges Verhältnis zu den Ärzten

Das Verhältnis zwischen der medizinischen Abteilung und dem Katalanen ist eigentlich seit dessen Ankunft im Juli 2013 belastet, mehrmals hat er sich beschwert, dass angeschlagene oder gerade erst genesene Spieler geschont werden sollten. Im Frühjahr 2015 kam es zum Bruch mit dem langjährigen Klubarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Eine Situation wie diese am Dienstag, gesteht auch der Trainer selbst, das "passiert oft", er versucht überhaupt nicht, den Vorfall zu leugnen.

Das Problem beginnt für Guardiola eher damit, dass diese Auseinandersetzung aus der Kabine nun in der Öffentlichkeit fortgeführt wird. Wozu er eben am Freitag erstmals auch selbst bereit ist. "Die Leute, die sprechen, wollen mich treffen", sagt er erneut, "aber sie haben noch nicht gemerkt, dass sie die Mannschaft treffen, den Verein. Nächste Saison werde ich nicht mehr hier bleiben, und diese Personen bleiben vielleicht hier."

Der Trainer zeichnet nun das Bild von einem Verein, in dem "viele, viele Male" in den drei Jahren nach draußen gesprochen wurde - was so charmant übertrieben ist, dass kaum vorstellbar ist, wie Guardiola in Zeiten reagiert hätte, in denen sich der FC Bayern aufgrund seiner Plauderhaftigkeit den Spitznamen "FC Hollywood" erplappert hatte. Das Wenige, das geredet wurde, ist für Guardiola immer noch zu viel. Und so deutet er an, dass diese Geschwätzigkeit einer der Gründe sei, die ihn aus München fortgetrieben hätten.

Streitgespräche wie jenes mit den Physiotherapeuten, findet Guardiola, "sollten in der Kabine bleiben". Er erzählt, dass er es von anderen Vereinen nicht kenne, dass Geheimnisse nicht lange geheim blieben; "etwa beim FC Barcelona", dem Klub, bei dem er als Trainer anfing. "Als ich nach München kam", sagt Guardiola, "habe ich nicht gedacht, ich bleibe nur drei Jahre." Doch nach zwei Jahren habe er den Abschied nach der vertraglich vereinbarten Zeit "als richtig empfunden".

Guardiola weiß, dass es nun auch um die Deutung seiner Jahre in München geht, also versichert er: "Ich habe gekämpft von Anfang an, mit den Ärzten, mit den Physiotherapeuten, mit der Scouting-Abteilung, immer mit Ideen für das Beste für die Mannschaft." Er will, dass sich die Leute an ihn erinnern als einen Trainer, der den Verein neu inspiriert hat. Doch das Problem in der Deutung seiner Ära könnte sein, dass Guardiola nächste Saison nicht in München sein wird, und die anderen Personen bleiben vielleicht hier.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: