FC Bayern:Guardiola fühlt sich zu jung für den FC Bayern

Pressekonferenz mit Pep Guardiola

Gelöst, zufrieden, lachend: Pep Guardiola beim Pressegespräch des FC Bayern

(Foto: dpa)
  • Bayern-Trainer Pep Guardiola spricht erstmals offen über seinen Abschied im kommenden Sommer.
  • Er suche die Veränderung und wolle neues ausprobieren.

Von Martin Schneider

Was Guardiola zu sagen hatte

Pep Guardiola sagt, er könne nicht klagen - und darum will er gehen. "Ich bin nicht gemütlich mit dieser Situation", meint er im gewohnten Pep-Sprech über seine Situation, in der eigentlich alles gemütlich ist. Über wirklich nichts könne er sich beschweren. Nicht über den Kader, nicht über die Spieler, nicht über die Stadt. Auch nicht über das Angebot, das der FC Bayern ihm gemacht habe, um ihn noch länger als Trainer zu halten. Aber drei Jahre seien genug, er brauche was Neues. Und darum gehe er jetzt nach England.

Es war ein besonderer, ein emotional gelöster Auftritt am Dienstag im Presseraum an der Säbener Straße, wo sich der Bayern-Trainer zum ersten Mal äußerte, nachdem der Verein vor Weihnachten seinen Weggang zum Saisonende verkündete. Wenn Guardiola sonst auf dem Stuhl hinter dem Pult sitzt, merkt man ihm häufig an, dass er es im besten Fall als Pflicht, im schlimmsten Fall als Zeitverschwendung ansieht. Er lobt dann oft mit Superlativen (toptoptop, supersuper) vor sich hin, meist eigene Spieler oder den nächsten Gegner. Diesmal war es anders. Im dünnen Pullover saß da ein Trainer, der gar nicht mehr aufhörte, Fragen zu beantworten. Einer der lächelte, der mit den Händen ruderte, der sich unbedingt erklären wollte.

"Wenn ich älter wäre, würde ich bleiben"

Schließlich sprach er sogar über seine Kinder. "Ich denke", sagte er, "dass es auch für sie eine gute Entscheidung ist". Sie würden neue Erfahrungen sammeln. Seine Frau habe auch nichts gegen das Leben auf der Insel, er selbst sowieso nicht. "Ich will in der Premier League trainieren. Das ist der einzige Grund, warum ich meinen Vertrag nicht verlängert habe." Guardiola bestätigte damit, was Ende Dezember ohnehin schon die Runde gemacht hatte: Ihn zieht es ins Königreich - dorthin, wo der Fußball noch etwas hochklassiger und die Einkunftsmöglichkeiten noch fürstlicher sind. Konkretes wollte er noch nicht verkünden, aber dass er zu Scunthorpe United in die 3. Liga wechselt, gilt als unwahrscheinlich.

Alles rechnet damit, dass er zu Manchester City gehen wird, wo alte Weggefährten aus Barcelona in Führungspositionen sitzen. "Ich habe das Gefühl, es ist der richtige Moment, nach England zu gehen", so der Katalane mit sichtbarer Begeisterung. Wenn Guardiola merkt, dass er etwas Ungewöhnliches sagt, fügt er gerne am Schluss noch ein "believe me" ein. "Glaubt mir, ich meine das wirklich ernst", sagte er diesmal.

Er sei jetzt 44 Jahre alt, da müsse er den nächsten Schritt gehen. "Wenn ich älter wäre, würde ich bleiben, bis die Chefs sagen: Es ist genug". Aber er habe ja erst zwei Stationen als Trainer hinter sich. Er freue sich auf eine neue Stadt, eine neue Liga, neue Spieler und - das sagte er tatsächlich - "neue Restaurants". Die Gourmetszene Manchesters soll ja weitläufig unterschätzt sein, aber dass Lammbraten in Minzsauce diesen Weltmann nach Nord-England locken, ist ohnehin kaum anzunehmen. Guardiola geht es um Veränderung, um ein neues Lebensumfeld. Damit bleibt er sich treu. Schon aus Barcelona verabschiedete er sich, obwohl ihn keiner loswerden wollte.

Guardiola hofft, dass Rummenigge mit der Entscheidung "okay" ist

Im Pressekabuff sprach an diesem Tag ein Trainer, der alles dafür tat, um zu erklären, dass er sichere Verhältnisse nicht für einen erstrebenswerten Zustand hält und er im Neuen einen Wert an sich sieht. Als jemand fragte, warum er ausgerechnet in die Premier League gehe, wo noch kein Trainer eine Art von Fußball etabliert hat, wie ihn sich Guardiola vorstellt, lächelte er selig. "Ja. Das ist die Herausforderung. Ich liebe das Risiko." Wie groß das Risiko wirklich ist, in der reichsten Liga der Welt vermutlich den reichsten Klub zu trainieren, wird sich zeigen. Aber man kann ihm schon glauben, dass er nicht hauptsächlich des Geldes wegen geht. Er hätte auch in München wohl ab und zu Braten essen gehen können.

Der Verein habe jedenfalls um ihn "gekämpft" und alles gemacht, damit er bleibe. Im September und Oktober habe er schon mit Karl-Heinz-Rummenigge, Matthias Sammer und auch mit Uli Hoeneß gesprochen. Danach habe sich Bayern um seinen Nachfolger gekümmert und die Verpflichtung von Carlo Ancelotti bekannt gegeben. Er wollte nicht, dass das Thema so lange ein Thema ist, aber man habe sich darauf geeinigt, es in der Winterpause zu verkünden. Auf die Frage, ob Karl-Heinz-Rummenigge Verständnis für seine Entscheidung habe, faltete Guardiola die Hände zum Gebet und sagte. "Ich hoffe, er ist okay und nicht traurig." Bei seiner Rede auf der Mitgliederversammlung Ende November hatte der Vorstandsvorsitzende den Trainer mit keinem Wort erwähnt. Guardiola wirkte trotzdem nicht so, als gäbe es Verstimmungen.

Guradiola redet über 45 Minuten

Die Spieler hatten sich geschlossen für seinen Verbleib ausgesprochen. Er hätte aber "nur mit wenigen Spielern" über das Thema gesprochen und auch in Katar seien dafür vielleicht "drei oder fünf Minuten Zeit".

Über 45 Minuten dauerte die große Pep-Adienz am Ende. Jupp Heynckes und das Triple erwähnte er oft, und den Druck, den die Erfolge seines Vorgängers ihm bescherten. Besonders stolz zeigte sich Guardiola über die Tatsache, dass der FC Bayern unter ihm in 51 Hinrundenspielen der Bundesliga nur einmal verloren habe. Allein das erwähnte er viermal.

Dann verschwand der Wanderarbeiter des Fußballs durch die Tür und beendete die Fragerunde. Die auch deshalb so ungewöhnlich war, weil das Spiel sonst umgekehrt läuft. Üblicherweise sitzen die Vereine am Mikrofon und müssen begründen, warum ein Trainer nicht weitermachen darf. Sie erklären das übrigens oft mit einem Wunsch nach Veränderung und mit neuen Impulsen.

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