FC Bayern gewinnt in Augsburg:Erst Schnellstarter Gomez bringt die Sicherheit

FC Augsburg - FC Bayern München

Gomez nach Joker-Tor: Keine Lust auf "Larifari"

(Foto: dpa)

In Topbesetzung spielt der FC Bayern gegen den FC Augsburg, doch erst Mario Gomez sorgt als Joker für Dominanz - anschließend warnt er davor, "Larifari zu machen". Thomas Müller krönt sich selbst zum Elfmeterkönig der Münchner und schickt einen Gruß nach Dortmund.

Saskia Aleythe, Augsburg

Den Titel als Schelm des FC Bayern wird Thomas Müller so schnell wohl niemand streitig machen. Müller gefiel sich gut am Samstag in Augsburg, das war beim lässig verwandelten Handelfmeter zu sehen und auch im Anschluss an die Partie zu hören, als er stolz einen Gesprächsfetzen zwischen ihm und Kollege Mario Gomez wiedergab. "Mach' heute ein Tor", habe Müller zu Gomez vor dem Spiel gesagt, woraufhin dieser ihn mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck angesehen habe, der ihm deutete: "Ich spiel' doch heute gar nicht."

Tatsächlich musste Gomez eine Stunde auf seinen Einsatz warten und war dann doch erstaunlich gut vorbereitet. Denn für ihn beginnt ein Torversuch neuerdings von der Bank aus. Als Mario Mandzukic nach 61 Minuten in Augsburg behutsam vom Platz trottete, spurtete Gomez bei Temperaturen zwischen Kühl- und Gefrierschrank eifrig auf den Rasen, mit einer Körpersprache, die sagte: Es kann losgehen! Franck Ribéry ließ sich nicht zweimal bitten - zu oft hatte er bisher vergeblich den Vorlagengeber gespielt - und schickte den frischen Flitzer zu einem Konter nach vorne. Gomez rannte, ignorierte Gibril Sankohs angedeutete Gegenwehr vollends und verwandelte mit dem alten Selbstbewusstsein eines Torschützenkönigs.

Gomez, der sich anschickt, die Rolle des Jokers zu perfektionieren und seinen 26-Sekunden-Schnellstart-Rekord bei seinem Comeback gegen Hannover zu brechen, blieb vor den Mikrofonen bescheiden: "Ob es klappt oder nicht, hat auch mit Glück zu tun. Manchmal geht er gegen die Latte oder gegen den Pfosten, diesmal ging er rein." Bei seinen Kollegen ging der Ball hauptsächlich in die Augsburger Abwehr oder vorbei. Gomez brachte seinem Team in zwei Minuten etwas, was diesem eine Stunde lang gefehlt hatte: Dominanz.

Trainer Jupp Heynckes hatte vor dem Spiel gemahnt, der FC Augsburg sei trotz Tabellenplatz 17 nicht zu unterschätzen - dass das nicht nur die übliche freundliche Botschaft an den Gastgeber war, bewies der Bayern-Coach mit seiner Aufstellung: Er trat mit der Dortmund-Besetzung an, für den verletzten Holger Badstuber spielte Jérôme Boateng.

Die Probleme der Bayern, sich gegen das aktive Abwehrverhalten der Augsburger zu wehren, das zu langsame Umschalten auf die Defensive und die miese Chancenverwertung - Heynckes sah sich nach dem Spiel in seiner Einschätzung der Augsburger bestätigt. "In der ersten Halbzeit haben sie eine sehr gute Ordnung in ihrem Spiel gehabt, sehr gutes Pressing gespielt, da haben wir schon unsere Schwierigkeiten gehabt, unser Spiel nach vorne zu entfalten", so Heynckes, "nach dem 1:0 haben wir das besser gemacht und nach dem 2:0 haben wir wieder unsere totale Sicherheit gehabt."

Müller freut sich auf das Auslaufen

Das 1:0 in der 40. Minute hatte Müller seiner Mannschaft besorgt, Elfmeterschießen ist ohnehin eine seiner Lieblingsaufgaben in dieser Saison - und sie soll es auch bleiben. "Die letzten Elfer, die ich geschossen habe, habe ich alle verwandelt. Das ist immer ein gutes Zeichen", sagte Müller bevor er das Anekdötchen mit Gomez ausplauderte und machte dann noch klar: "Es gibt keinen Grund, mich abzulösen."

Für den bis kurz vor Schluss tapfer auftretenden FC Augsburg bedeutet die Niederlage nun mehr Abstiegskampf denn je. Torhüter Mohamed Amsif rief jede kommende Partie zum Endspiel aus, Trainer Markus Weinzierl machte etwas mehr Mut: "Auch der Relegationsplatz ist eine Möglichkeit, in der Liga zu bleiben." Der muss allerdings erst noch erreicht werden, vier Punkte gilt es, auf die TSG 1899 Hoffenheim aufzuholen. In der nächsten Woche geht es ins nicht unbedeutende Duell gegen den mit Augsburg punktgleichen Tabellenletzten Greuther Fürth.

Bei den Bayern ist währenddessen der Respekt vor dem Schlendrian omnipräsent, der die Münchner schon das ein oder andere Mal die Stimmung vermiest hat. "Stoppen können wir uns jetzt nur selbst, wenn wir anfangen, Larifari zu machen", sagte Gomez, der auch offenbarte, dass er sich mit seiner neuen Funktion als Späteingesetzter nicht wirklich wohl fühlt. Der Frage, wie er sich in der Rolle des Jokers gefalle, wich er etwas umständlich aus: "Ich gefalle mir in der Rolle, Deutscher Meister werden zu wollen."

Und wie es sich für einen Schelm gehört, hatte auch Müller noch einen Spruch in Richtung Ruhrpott übrig: "Wenn ich Spieler von Borussia Dortmund wäre, würde ich jetzt nicht an die Meisterschaft denken."

Mit Blick auf die Bilanz, in der Bayer Leverkusen vor der Sonntagspartie gegen Hannover 96 elf Punkte zurückliegt und Dortmund gar 14, freute sich Müller auch schon mit einem kecken Grinsen im Gesicht auf den Wochenabschluss: "Wenn man am Sonntag zum Auslaufen fährt und so eine Tabelle vor Augen hat, dann gibt's beim FC Bayern nichts Schöneres."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: