FC Bayern gewinnt beim FC Arsenal:Reif für die Insel

Der FC Bayern setzt seinen Siegeszug auch im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League fort und gewinnt 3:1 beim FC Arsenal - der Verein präsentiert sich reif für eine Rückkehr im Mai zum Endspiel. Allein eine Nachlässigkeit von Torwart Manuel Neuer sorgt dafür, dass Arsenal ein Tor schießen darf.

Grinsend verabschiedeten sich die Münchner nach dem Abpfiff bei den Schiedsrichtern, sie trugen dabei die Lässigkeit von Gewinnern im Gesicht, die das Verlieren verlernt haben. 3:1 (2:0) hat der souveräne Tabellenführer der Bundesliga auch das erste Achtelfinale in der Champions League beim FC Arsenal gewonnen, über weite Strecken präsentierten sich die Bayern als reif für eine Rückkehr auf die Insel: Ende Mai, wenn in London das Endspiel steigt.

Zumindest die nächste Runde dürfte gebucht sein, zu schwach trat Arsenal auf gegen die Münchner Siegmaschine. "Das 3:1 war hochverdient", sagte Trainer Jupp Heynckes, "wenn man mit diesem Ergebnis bei einer englischen Mannschaft gewinnt, ist das schon etwas Besonderes."

Die Bayern hatten die europäische K.o-Phase mit der erwarteten Formation begonnen, nur einer wunderte sich wohl: Arjen Robben. Der Holländer hat zuletzt vernehmbar um mehr Beachtung gewinselt. Doch Heynckes dachte selbstredend nicht daran, seine erfolgreiche Elf der Rückrunde zu sprengen, in der eben auf rechts der unwiderstehlich effektive Thomas Müller gesetzt ist.

Am Abend vor dem Spiel hatte der Trainer den Reservisten von der eigenen Sturheit unterrichtet, "Arjen wird ja höchstwahrscheinlich schon am Samstag (gegen Bremen) und am Dienstag (im Pokal gegen Dortmund, wenn Ribéry gesperrt ist; d. Red.) spielen", sagte Heynckes vor dem Spiel tiefenentspannt, "das geht doch bei uns sehr schnell."

Davon hat sich auch der FC Arsenal überzeugen können: Rasch lag Englands Tabellenfünfter klar hinten. Zwei gefällige Vorstöße über die linke Abwehrseite der Bayern um David Alaba waren ihnen gegönnt worden. Doch danach lauerten die Bayern geduldig auf einen Fehler, und der kam: Nach sechs Minuten eroberten Müller und Schweinsteiger einen Ball im Zentrum.

Schweinsteiger machte sich flink auf den Weg, Franck Ribéry wurde kurz eingebunden und, natürlich, auch Müller. Seine Hereingabe düpierte die Arsenal-Deckung, als letzten den ungelenken Deutschen Per Mertesacker: Toni Kroos vollendete mit seinem vierten Ballkontakt zum 0:1 (7.).

Früh stand demnach Entsetzen im Gesicht des in Londons Norden zunehmend angefeindeten Arsenal-Trainers Arsène Wenger. Ein Spiel gestalten kann seine Mannschaft nicht, und die Bayern-Defensive ist ja momentan beinahe so sicher wie die Kronjuwelen im Tower von London. Selbstbewusst am Ball und gut organisiert präsentierten sich die Münchner nun, ein Klassenunterschied deutete sich da an.

Arsenal reagiert aggressiv

Dem 2:0 ging jedoch eine schlichte englische Spezialübung voraus: ein Eckball. Kroos trat ihn auf den Schädel des heransprintenden Daniel van Buyten, dessen Kopfball Keeper Szczesny nur notdürftig abwehrte. Aus kurzer Distanz staubte, natürlich, Müller ab, diesmal mit einem Scherenschlag fast im Sitzen. 0:2 nach 21 Minuten. Wenger schaute jetzt schmerzverzerrt, als habe er Arsen eingenommen.

Arsenal reagierte mit roher Gewalt, ein paar Tritte mussten die Münchner einstecken; Areta hätte beim Angriff auf Mandzukics Beine auch Rot statt Gelb sehen können (23.). Die Bayern konterten mit verhaltenem Spielaufbau, um bei Bedarf blitzschnell umzuschalten. Ein wenig zu nachlässig wirkte das jedoch vor der Pause, Arsenal setzte sich am Münchner Strafraum fest, ohne jedoch gefährlich zu werden.

Die größte Chance besaßen wieder die Deutschen, die noch einmal zielstrebig anrannten. Doch nach Philipp Lahms Flanke verpasste Mario Mandzukic hauchdünn mit seinem Kopfball das 0:3 (45.). Zuvor hatte sich Schweinsteiger, vermutlich allzu gern, seine dritte gelbe Karte abgeholt, wegen Meckerns. Er fehlt damit im nun mäßig spannenden Rückspiel in drei Wochen und ginge unbelastet ins Viertelfinale.

Zur Pause schienen sich also nur noch wenige Fragen zu stellen: Würden sich auch Dante und Javier Martínez schlauerweise ihre dritte Gelbe abholen? Pfeifen die 60 000 nach dem Schlusspfiff noch lauter als schon zur Halbzeit? Tritt Wenger noch während des Spiels zurück?

Ja, das klang hochnäsig, und auch die Bayern ließen sich im Gefühl einer großen Überlegenheit verleiten zu ein paar Nachlässigkeiten. Torwart Manuel Neuer verstärkte diesen Eindruck beim 1:2 durch Lukas Podolski (56.), als er beim Eckball unentschlossen den Strafraum erkundete - und dann doch wieder den Rückzug bevorzugte. Podolski nickte die aufprallende Kugel zum ersten Münchner Gegentor seit annähernd zwölf Pflichtspiel-Stunden ein.

Die Bayern hatten somit Arsenal wiederbelebt, ebenso die Kulisse der 60 000. Die Gastgeber erspielten sich ein Übergewicht, Podolski erarbeitete sich kurz vor seiner Auswechslung gegen Lahm eine gute Schusschance (68.). Podolskis Ersatzmann Giroud stand dann vorm prompten 2:2, als van Buyten und Dante den Franzosen unzureichend beschatteten. Neuer parierte.

Auch Heynckes reagierte, nach Robben (für den wirkungslosen Ribéry) ersetzte der defensivere Luiz Gustavo Kroos. Auf Halten spielen, das schien das Signal zu sein. Doch wie schon in Wolfsburg (2:0) brachte sich Robben verdienstvoll ein, er setzte Lahm in Szene, der querlegte auf Mandzukic.

Der Kroate fabrizierte mit Sagna einen Pressschlag, im hohen Bogen landete der Ball hinter der Linie, womit Mandzukic sein erstes Tor überhaupt in diesem Wettbewerb gutgeschrieben wurde (77.). Der Rest war ein beschwingtes Schaulaufen. Fortsetzung in drei Wochen.

Statistiken zum Spiel

Statistiken zum Spiel des FC Bayern beim FC Arsenal

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