FC Bayern:Gespitzte Lippen

FC Bayern: "Die Stimmung ist gut. Richtig, richtig gut": Pep Guardiola.

"Die Stimmung ist gut. Richtig, richtig gut": Pep Guardiola.

(Foto: Andy Rain/dpa)

Ein Maulwurf? Schlechte Stimmung in der Mannschaft? Pep Guardiola verteidigt seinen Führungsstil.

Von Benedikt Warmbrunn

Denkt der Fußballtrainer Pep Guardiola einmal nicht an Fußball, liest er gerne, zum Beispiel die Werke seines Freundes David Trueba; ein Buch von Trueba hat er einmal Lionel Messi geschenkt, Titel: "Die Kunst des Verlierens". Auch die Gedichte des Katalanen Miquel Martí i Pol liest der Katalane Guardiola immer wieder. Manchmal, das verrät der Trainer des FC Bayern am Freitag, liest er auch den kicker, wobei er dann natürlich wieder an Fußball denkt.

Dem Sportmagazin hatte ein Spieler des FC Bayern ein paar Dinge gesagt, die, so sagen das Spieler gerne, eigentlich besser in der Kabine geblieben wären: Dass die Stimmung "nicht gut" sei. Dass das Verhältnis der Spieler zu Guardiola schwierig sei. Dass dieser vor der Mannschaft über übergewichtige Spieler geklagt habe. Dass eine E-Mail herumgeschickt wurde, in der die Spieler aufgefordert wurden, an ihren freien Tagen nicht durch die Weltgeschichte zu fliegen. "Ich habe das gelesen", sagt Guardiola also am Freitag: "Wo ist das Problem?"

Das Problem, zumindest für Guardiola, ist, dass erstmals seit Langem ein Spieler Guardiolas Führungsstil kritisiert hat; dass dieser doch sehr deutlich andeutete, wie sich Guardiolas Akribie auch auswirken kann. Deswegen versucht der Trainer, das Thema am Freitag herunterzuspielen, auch wenn ihm das nicht so recht gelingen will, er ist angespannt, runzelt die Stirn, spitzt seine Lippen, mehr als sonst. Dann spricht er, der sich oft und gerne im Ungefähren versteckt, sehr deutlich über die Vorwürfe, einen nach dem anderen arbeitet er ab.

Erstens, das Gewicht: Ein, zwei Spieler, sagt Guardiola also, hätten nach der Winterpause "zwei, drei Kilogramm mehr" gewogen; Namen nennt er nicht. Das sei ihm natürlich aufgefallen, er stelle die Spieler ja regelmäßig auf die Waage, "aber alle Trainer der Welt kontrollieren das Gewicht". Daher: kein Problem. Guardiola setzt diese Überwachung auch bewusst ein, er sagt: "Je mehr Druck, umso mehr tut man."

Zweitens, die E-Mail: Er habe darüber mit Sportvorstand Matthias Sammer gesprochen, auch mit Kapitän Philipp Lahm, seinem engsten Vertrauten. Es gehe nicht, dass Spieler an freien Tagen "nach Berlin oder sonst wohin fliegen"; zuletzt hatten sich diese tatsächlich oft zu Sponsorenterminen aufgemacht. Daher habe Teammanagerin Kathleen Krüger eine E-Mail geschickt, auch das für Guardiola kein nennenswerter Vorgang, "wir bekommen zwei, drei E-Mails von Kathleen Krüger am Tag oder in der Woche".

Drittens, die Stimmung: "Die Stimmung ist gut", sagt Guardiola, die Mannschaft habe ja nur ein Spiel in der Hinrunde verloren, habe vor dem Heimspiel am Sonntag (17.30 Uhr) gegen die TSG Hoffenheim acht Punkte Vorsprung. Aber wenn ein Spieler nicht gespielt habe, sagt der Trainer, "dann ist er traurig". Danach sagt er noch, fast zu sich selbst: "Die Stimmung ist gut. Richtig, richtig gut."

Seine Verteidigungsrede beendet Guardiola mit einem Fazit: "Sind die Spieler unprofessionell, können sie nicht in vier Jahren 1000 Millionen Titel gewinnen."

Doch was Guardiola viel mehr beschäftigen dürfte, ist die Frage, ob die Disziplin in seiner bislang so disziplinierten Mannschaft noch groß genug ist, um neben 1000 Millionen Titel auch diesen einen zu gewinnen, der ihm in München noch fehlt: die Champions League.

Das Ärgerliche für ihn ist, dass er noch so akribisch sein kann, dass er alles noch so sehr kontrollieren kann - und trotzdem wird auch er das erst nach der Saison wissen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: