FC Bayern gegen Real:Ronaldo zertrümmert Bayerns Hoffnung

Real Madrid CF v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Quarter Final: Second Leg

Fünf Tore im Viertelfinale gegen den FC Bayern: Real Madrids Cristiano Ronaldo.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern scheidet nach einem dramatischen 2:4 im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid aus.
  • Cristiano Ronaldo gelingen drei Treffer - das vorentscheidende 2:2 fällt allerdings aus Abseitsposition heraus.
  • Die Verlängerung bestreitet der FC Bayern in Unterzahl nach einer gelb-roten Karte für Arturo Vidal.

Nach zwei Minuten war bereits klar, dass der FC Bayern sein Ziel nicht mehr erreichen würde. Die erste Chance müsse "sofort ein Tor sein", hatte Arjen Robben gefordert, und schon nach neun Minuten kam ein Spieler namens Robben frei zum Schuss - und knallte den Ball drüber. Es sollte dann aber noch über zwei Stunden dauern, bis die Bayern ihr Ziel endgültig und auf dramatische Art und Weise verfehlt hatten: Ein turbulentes Viertelfinal-Rückspiel mit mehreren umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen und einem unumstritten überragenden Cristiano Ronaldo gewann Real Madrid am Ende mit 4:2 nach Verlängerung - wobei vor allem Ronaldos vorentscheidendes 2:2 aus Abseitsposition gefallen war; auch das 3:2 (wieder Ronaldo) roch leicht nach Abseits.

Real Madrid steht nun im Halbfinale der Champions League, während die Bayern den heiligen Klubwettbewerb schon nach dem Viertelfinale verlassen müssen. Zum ersten Mal seit 2011 stehen sie nicht mindestens im Halbfinale - was sie vor allem diesem Ronaldo zu verdanken haben, dem in Hin- und Rückspiel fünf Tore gelangen. "Wir haben in einigen Situationen im Spiel etwas Glück gehabt, bei einigen Schiedsrichter-Entscheidungen aber auch ein bisschen Pech", sagte der stets faire Philipp Lahm hinterher in bemerkenswerter Nüchternheit.

Sein Trainer wurde da schon deutlicher: "Das war von den Schiedsrichtern eine Serie von Fehlern, die auf diesem Niveau nicht passieren dürfen", sagte Carlo Ancelotti, "es darf nicht sein, dass so entscheidende Fehler ein Spiel entscheiden. Ich hoffe, dass dies demnächst mit dem Videobeweis nicht mehr passiert." Er sei stolz auf sein Team, "wir haben gut gespielt". Karl-Heinz Rummenigge kritisierte vor allem den Platzverweis von Arturo Vidal: "Die gelb-rote Karte war heute ein Killer", sagte der Vorstandschef, "es war noch nicht einmal ein Foul von Vidal, geschweige eine Karte."

Dabei waren die Münchner mit großen Hoffnungen in die Partie gestartet, denn nicht nur der im Hinspiel heftig vermisste Robert Lewandowski stand in der Startelf, sondern überraschend auch gleich beide Abwehr-Sorgenkinder. Sowohl der zuletzt von seinen Adduktoren geplagte Jérôme Boateng als auch der am Sprunggelenk beschädigte Mats Hummels waren zumindest so weit gesund gepflegt worden, dass Trainer Ancelotti ihren Einsatz wagte. "Ein kleines Risiko" sei das schon, räumte Karl-Heinz Rummenigge vor der Partie ein, aber es handele sich ja auch "um ein außergewöhnliches Spiel".

Die Bayern spielen tapfer nach vorne

Zusammen mit Lewandowski standen nun also drei Bayern auf dem Rasen, die das Prädikat "spielfit" trugen, wobei niemand zweifelsfrei abschätzen kann, inwieweit sie von ihren Blessuren noch an der Entfaltung ihrer Kunst behindert wurden. Hummels und Boateng nutzten ihre ganze weltmeisterliche Erfahrung, um so seriös wie möglich zu verteidigen, aber in der Spieleröffnung wirkten sie mitunter doch noch etwas unrund, wie auch Lewandowski bei so manchem Laufweg.

Dennoch taten die Münchner, was die Münchner tun mussten: Die Bayern spielten tapfer nach vorne und sammelten fleißig Eckbälle, aber es gab zwei einleuchtende Gründe, warum ihre Effizienz trotz guter Szenen dennoch zu wünschen übrig ließ - erstens, weil Real wie im Hinspiel clever verteidigte und zum Beispiel Robben durch kompaktes Doppeln nie Tempo aufnehmen ließ. Und zweitens, weil Real eben Real war: eine Mannschaft, gegen die man lieber nicht zu mutig werden sollte, weil aus Mut unter Umständen leicht Übermut werden kann.

Es dauerte etwa 20 Minuten, bis Real vor allem den zweiten Teil der These unterstrich. Nun verschafften sich die Gastgeber jenen Respekt, der den Königlichen satzungsgemäß zusteht, nun starteten sie immer wieder schnelle Konter durch immer wieder relativ offene Münchner Mittelfeldräume. Carvajals Distanzschuss (26.) leitete jene Phase des Spiels ein, in der Real eindeutig gefährlicher wirkte. Manuel Neuer zeigte in diesem Moment übrigens die praktischste Parade, die sich denken lässt: Er lenkte Carvajals Schuss grandios um den Pfosten - und bekam vom Schiedsrichter dafür einen Abstoß spendiert. Die Bayern und ihre beiden Weltmeister-Innenverteidiger wankten nun immer wieder, Toni Kroos (34.) und Ronaldo (36.) kamen zu weiteren ziemlich großformatigen Torchancen. Der Halbzeitstand von 0:0 schmeichelte nun, trotz des guten Münchner Starts, eher den Bayern.

Arturo Vidal schwächt sein Team durch eine gelb-rote Karte

Aber selbstverständlich galt die Respekt-These auch andersherum: Auch die Gastgeber wussten, dass es sich bei der anderen Mannschaft um den ebenfalls mitunter Respekt einflößenden FC Bayern handelte. Ein einziger Bayern-Treffer, auch das wussten alle Beteiligten, hätte das Potenzial, die Partie komplett zu verändern - und dieser Treffer fiel gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit: Lewandowski verwandelte einen Elfmeter (53.), der es fertig brachte, ungefähr zu gleichen Teilen berechtigt und unberechtigt zu sein. Casemiro hielt Robben das Bein als Geschenk hin, und Robben nahm es an: keine Fehlentscheidung, aber auch kein glasklarer Elfmeter.

Das Spiel wurde unter verschärften Bedingungen fortgesetzt: Nun setzten sich die Bayern in Reals Hälfte fest, aber sie mussten immer darauf achten, nicht zu sehr zu öffnen - Real lauerte weiter auf Gegenstöße, jetzt aber weniger königlich wirkend. Aus dem Duell zweier ballsicherer Kontrollmannschaften entwickelte sich nun ein turbulentes Hin und Her, und den Kontrollverlust auf beiden Seiten symbolisierte keiner besser als der eingewechselte Thomas Müller. Erst verlor er einen Ball gegen Casemiro, der Konter rollte, Casemiro flankte, Ronaldo stahl sich zwischen Boateng und Lahm davon und köpfte zum 1:1 ein (76.). Aber schon im direkten Gegenzug landete der Ball über den durchgewurschtelten Müller irgendwie an Brust und Fuß von Verteidiger Ramos, der irgendwie ein blitzsauberes Eigentor erzielte (77.).

Zum wilden Spiel trug dann auch noch Arturo Vidal seinen Teil bei, er setzte, bereits mit Gelb und ein paar anderen Aktionen vorbelastet, eine - in diesem Fall allerdings legitime - Grätsche, die ihm die gelb-rote Karte einbrachte (84.). Um Vidals zentrale Position nicht verwaisen zu lassen, brachte Ancelotti nun Joshua Kimmich und bat überraschend Lewandowski hinaus. Das bedeutete auch: Die minütlich müder wirkenden Boateng und Hummels mussten durchhalten, 120 Minuten lang.

Mit beachtlicher Opferbereitschaft warfen sich die Münchner nun in den Kampf, aber natürlich häuften sich nun Reals Chancen. Marcelos Schuss sauste knapp vorbei (97.), Asensios Schuss kratzte Neuer aus dem Eck (99.). Es waren die ersten Ankündigungen eines Münchner Zusammenbruchs: Erst fand Ramos' Flanke, dann fand Marcelos Querpass keinen anderen als Ronaldo, dessen Tore aber - siehe oben - einen Fall für den Videobeweis gewesen wären. Asensios 4:2 (112.) beseitigte dann zumindest die Zweifel am Ergebnis.

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