FC Bayern gegen FC Villarreal:Sehnsucht nach dem Finale

Vorbei sind die Lust- und Laune-Wochen mit Gegnern aus dem Leichtgewicht: Der FC Bayern trifft in der Champions League auf den FC Villarreal. Die Vorzeichen stehen nicht günstig - der letzte Sieg der Münchner auf spanischem Boden liegt ein Jahrzehnt zurück.

Moritz Kielbassa, Valencia

Auf dem Flug zum Spiel beim FC Villarreal überquerte der FC Bayern am Dienstag gleich nach dem Start im Erdinger Moos, im Anschluss an eine Linkskurve, das wahre Ziel der Reise: die eigene Arena im Münchner Norden. Dort will die Generation der Lahms, Schweinsteigers und Ribérys am 19. Mai 2012 im Idealfall dasselbe Kunststück schaffen, das ihren Vorgängern, den Kahns, Effenbergs und Scholls 2001 gelang: trotzig die Champions League zu gewinnen - zwei Jahre nach einem verlorenen Finale (Parallele: 1999, 2010).

Diese Sehnsucht sei "ein großer Anschub für uns", sagte Trainer Jupp Heynckes nach der Landung, zumindest gab es der Dolmetscher so wieder. "Don Jupp", der einige spanische Kapitel im Lebenslauf hat, hatte in der Landessprache geantwortet.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge warnte am Abflugschalter vor zu kühnen Erwartungen, damit "aus solchen Träumen keine Albträume werden". Den Bayern ist sehr bewusst, dass am Mittwoch im hochsommerlichen Spanien "eine ganz andere Veranstaltung" beginnt, wie Rummenigge es ausdrückte. Vorbei sind die Lust- und Laune-Wochen mit Leichtgewichts-Gegnern, die ihnen 19:0 Tore in sechs Pflichtspielen gestatteten.

Jetzt warten Schalke und Leverkusen, und in Europa ist Villarreal nur der Prolog zu einer ungewöhnlich harten Sechs-Etappen-Herbsttournee, die sich mit Manchester City und Neapel fortsetzt.

"Mir gefällt die Gruppe", sagt Präsident Uli Hoeneß. Kapitän Philipp Lahm spürt an Spaniens Ostküste ein wohliges Champions-League-Kribbeln: "Viertel vor neun, Flutlicht, wir sind topmotiviert!"

Brechen wollen die Bayern mit trüben Serien: Zehn Jahre liegt ihr letzter Sieg auf spanischem Boden zurück, in Madrid verloren sie zudem das 2010er-Finale. Und Heynckes hat Villarreal noch nie besiegt, kürzlich unterlag er mit Leverkusen in der Europa League. "Spanien ist das Maß der Dinge in Europa", gibt Rummenigge zu bedenken.

Test für die Abwehr

Villarreals starke Offensive könnte ein echter Gradmesser sein für die viel gelobte Bayern-Abwehr, die letztmals am 13. August in Wolfsburg eine nennenswerte Torchance gegen sich zuließ. Lahm lobt Villarreal als "Klasse-Elf, typisch spanisch, technisch gut, schnell - und trotzdem gut organisiert".

Diese Balance gelingt neuerdings auch den Bayern. Aus den Flugzeugfenstern erblickten sie auch den Gardasee, wo Heynckes im Trainingslager im Juli begonnen hatte, ihnen wieder mehr defensive Sorgfalt beizubringen - und praktizierten Gemeinschaftssinn.

Vorbild für Heynckes ist der FC Barcelona, dessen Stadion auf dem Weg nach Süden ebenfalls überflogen wurde: "Barca ist das Nonplusultra der Gegenwart, spielerisch wie menschlich", schwärmt der Trainer, weil Einzelne zwar herausragen, aber "jeder Star ein Teil des Kollektivs ist". So definiert Heynckes auch die eigenen Hauptdarsteller, von denen einer am Dienstag Geburtstag hatte, Thomas Müller wurde 22.

Ein anderer hatte keine Lust, sich feierlich zu geben: "Ich weiß nicht, warum der Wunsch so groß ist, dass ich auf Spanisch antworte", sagte Mario Gomez, Sohn eines Spaniers, in der Pressekonferenz. "Ich bin hier nicht zur Kulturreise, ich will gewinnen."

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