FC Bayern gegen Borussia Dortmund:Und nun zum Alltag. Wirklich?

FC Barcelona - FC Bayern München

Nun wieder Richtung Bundesliga utnerwegs: Jupp Heynckes (hier im Camp Nou)

(Foto: dpa)

Null Einfluss, null Aussagekraft, null Erkenntnisse? Jupp Heynckes versucht, das Spiel des FC Bayern beim Rivalen BVB möglichst kleinzureden. Die Taktik: Bloß keine Rückschlüsse zulassen auf das Champions-League-Finale.

Von Claudio Catuogno

"Und nun zum Alltag", sagte Jupp Heynckes, nachdem er zunächst ein paar Minuten von "Piqué, Xavi, Iniesta" geschwärmt hatte, von der "Größe in der Niederlage", mit der ihn die Weltstars des FC Barcelona unter der Woche tief beeindruckt hatten. "Unausgeschlafen, müde", so fühlte sich der Bayern-Trainer auch am Freitagvormittag noch nach diesem epochalen 3:0-Halbfinal-Sieg gegen Barça. "Aber nun", sagte er, "sind wir ja wieder in Richtung Bundesliga unterwegs."

Alltag also. In einem Ligaspiel gegen Borussia Dortmund?

Das hatten sich die Spielplan-Friseure von der Deutschen Fußball-Liga auch anders vorgestellt, als sie die Begegnung des Meisters der Jahre 2011 und 2012 gegen den Rekordmeister aus 50 Jahren Bundesliga auf den vorvorletzten Spieltag legten. Ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben? Ach was! "Kann sein, dass wir von den Bayern richtig Haue bekommen, aber das wird die glücklichste Niederlage der Geschichte", hatte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp schon nach dem Einzug seiner Elf ins Champions-League-Finale gesagt, am Dienstag in Madrid. Ergo: Ergebnis im Grunde egal. Gegen Bayern-Haue spricht allerdings, dass Heynckes seine wichtigsten Leute gar nicht erst mitnimmt in den Westen: Robben ("Rücken zieht"), Ribéry ("Schlag aufs Knie"), Schweinsteiger ("Knöchel") und Lahm ("angeschlagen") bleiben wegen kleinerer Blessuren in München.

In diesem Spiel am Samstag zur Premium-Zeit 18.30 Uhr, in dem es sportlich um nichts mehr geht angesichts des 20- Punkte-Vorsprungs der Bayern samt längst klargemachter Meisterschaft, in diesem Spiel soll es bitteschön auch perspektivisch um möglichst wenig gehen. Bloß keine Rückschlüsse zulassen auf das Champions-League-Finale, das die beiden deutschen Klubs am 25. Mai in London - in anderer Besetzung - bestreiten werden. "Ich denke, dass beide Trainer in dieser Hinsicht sehr geschickt agieren", lobte Heynckes am Freitag nicht nur den BVB-Coach Klopp, sondern auch sich selbst dafür, dass die Schlüsselspieler beider Klubs immer mal wieder eine Pause bekommen.

Keine Aussagekraft fürs große Finale also? "Überhaupt keine Aussagekraft!" Aber gewiss ein bisschen Einfluss auf die weiteren Befindlichkeiten? "Null Einfluss!" Aber doch sicher Erkenntnisse für die letzten Wochen der Saison? Man ahnt, was Heynckes auch auf diesen Versuch der Journalisten entgegnete, wenigstens eine Prise Brisanz in diese Begegnung hineinzudeuten: "Aus diesem Spiel sind ganz bestimmt keine Erkenntnisse zu gewinnen." Allenfalls vielleicht, dass die Ersatzbank der Bayern in diesem Jahr etwas prominenter besetzt ist als jene der Dortmunder, weshalb Heynckes' Rotation womöglich etwas stärker ausfallen wird als die von Klopp. Ein spannender Aspekt? Nun ja.

Es sind deshalb mal wieder die atmosphärischen Konflikte, die die Rivalität nähren müssen. Dass sie den BVB-Wunderknaben Mario Götze via Ausstiegsklausel verpflichteten, ohne die Dortmunder davon überhaupt in Kenntnis zu setzen (auch laut anderer Stimmen aus der Liga eine durchaus übliche Ungezogenheit an der Säbener Straße), haben Vorstandschef Watzke und seine Kollegen den Münchnern übel genommen, ebenso wie das Durchsickern der Nachricht kurz vor dem Halbfinale gegen Real Madrid. Anders als in den vergangenen Jahren verzichten die Dortmunder diesmal auf ein gemeinsames Mittagessen der Führungskräfte vor dem Spiel. Was sie nebenbei auch davor bewahrt, sich mit Uli Hoeneß zusammensetzen zu müssen, wenn er denn kommt vor der wegweisenden Sitzung des FCB-Aufsichtsrates am Montag.

Die erstaunlichste Nachricht zum Wochenschluss war deshalb fast schon diese: Am 11. Mai, also zwei Wochen vor dem wichtigsten Spiel des Jahres, wird es in München eine Meister-Feier geben. Mit Autokorso! Und Auftritt auf dem Rathausbalkon! Anlass ist, dass die Bayern im Anschluss an ihr letztes Liga-Heimspiel (Gegner: FC Augsburg) die Schale überreicht bekommen. Sie werden sich aber sicher zusammenreißen, damit auch dieses Fest mit den Fans null Einfluss hat auf die weiteren Ambitionen.

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