FC Bayern: Franck Ribéry:Der Wellenbrecher

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War das DFB-Pokal-Finale Ribérys letztes Spiel für Bayern? Der Franzose hofft an diesem Montag auf eine Reduzierung seiner Sperre - und sagt, wie hoch die Chancen auf einen Verbleib sind.

Claudio Catuogno

Holger Badstuber, 21, könnte sich gewöhnen an dieses Leben, in dem für ihn alles so neu ist, als ob noch das Preisschild drauf klebt: Meisterschaft, Pokal, WM-Nominierung. Und auch dieser Schal, den er nach dem Duschen jetzt um den Hals trägt: Laut Auszeichnung auf der Ware hat er 15 Euro gekostet. Aber "is' doch eigentlich egal, was er kostet", findet Badstuber und rubbelt grinsend das Etikett vom Stoff, kurz vor Mitternacht im Bauch des Olympiastadions: "Hauptsache, es ist ein Schal von Bayern, oder?"

Franck Ribéry. (Foto: Foto: Getty)

Mit der gleichen staunenden Begeisterung hat Badstuber auch den zusätzlichen Linksverteidiger zur Kenntnis genommen, den ihm sein Trainer gegen Bremen zur Seite stellte: ein nicht ganz preiswerter Franzose, wie Badstuber in Erfahrung gebracht hat. Ein gewisser Franck Ribéry. "Wir kennen uns ja noch nicht so gut", sagte also der Jungprofi aus Memmingen über den Weltstar aus Boulogne-sur-Mer, "aber der Franck hat das heute sehr gut gemacht."

Beim Berliner Pokalpublikum hat es durchaus verschiedene Ansichten gegeben zu Ribéry, eine davon lautete, bis zu seinem 3:0 in der 63. Minute sei ihm wenig gelungen. Doch das war wohl ein Missverständnis, das auf falschen Erwartungen beruhte - so wie jemand enttäuscht ist, der zum Geburtstag der Kinder einen Zauberer engagiert, und dann kommt ein Kerl und hantiert eine Stunde lang mit einem Staubsauger herum. Gähn! Hätte man fürs gleiche Geld eine Putzfrau bestellt, wäre man mit dem Ergebnis womöglich zufrieden gewesen.

Holger Badstuber jedenfalls, der es aus der Nähe beobachten konnte, war nicht der einzige, der Ribéry ein "sensationelles Spiel" bescheinigte. Trainer Louis van Gaal fand sogar, es sei "Francks bestes Spiel" gewesen. Gerade, weil es nicht die Klischees bediente, die man mit dem Namen Ribéry als erstes assoziiert.

Louis van Gaal weiß: Sollte den Bayern in Madrid ihr historischer Dreifach-Triumph gelingen, wird das nicht daran liegen, dass sie Europas beste Zauberer sind. Sondern daran, dass Ribéry und Robben, die Künstler, auch das Staubsaugen ernst nehmen, nicht nur das darauffolgende Verteilen der Bälle. Ordnung ist keine Selbstverständlichkeit, gerade "mit Ribéry und Robben haben wir normalerweise ein Problem mit der Ordnung", sagt van Gaal. Weil der Sog, den die beiden nach vorne entwickeln, den eigenen Strand auch schutzlos zurücklassen kann. Was zum Problem wird, wenn die Wellen zurückschlagen.

"Nur wenn Ribéry und Robben in der Ordnung spielen, können die beiden den entscheidenden Unterschied ausmachen", sagt van Gaal. Und beim Publikum kann die Illusion entstehen, seinen Bayern falle derzeit alles ganz leicht, so wie gegen Bremen. Gegen Ende des Spiels hat Ribéry noch mit verschwurbelten Dribblings auf sich aufmerksam gemacht, das fand van Gaal okay. Denn "bis zur 70. Minute hat Franck alles gemacht, was er machen musste".

Was die ewige Frage aufwarf: Bleibt er oder bleibt er nicht? Dass Ribéry am Samstag sein letztes Spiel für die Bayern gemacht hat - ganz ausgeschlossen ist dieses Szenario noch nicht. Sollte der Sportgerichtshof Cas an diesem Montag den Drei-Spiele-Bann der Uefa nicht reduzieren, wird er im Finale fehlen. Und daran, dass seine Berater mit sagenumwobenen Offerten kokettieren, haben sich die Bayern ohnehin längst gewöhnt. Am Wochenende meldete die englische Presse, der FC Chelsea wolle den Franzosen unbedingt verpflichten. "Ich weiß noch nicht, ob ich bleibe oder gehe. Es steht 50 zu 50", sagte der Mittelfeldspieler im französischen Fernsehsender TF1: "Ich hoffe, dass ich es nach der Weltmeisterschaft weiß."

Die Bayern dagegen lassen inzwischen keine Zweifel mehr an Ribérys Bleiben zu. "Ich bin sehr zuversichtlich", sagt Sportchef Christian Nerlinger, Ribéry werde den bis 2011 gültigen Vertrag bald verlängern. Nicht nur, weil man wieder enger zusammengerückt ist zuletzt, wie auch "seine Körpersprache" belege. Sondern auch, weil die Münchner ihn ohnehin nicht vorzeitig hergeben wollen. Keiner der Stammspieler werde "den FC Bayern im Sommer verlassen", hat Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gerade in Berlin verfügt. Das soll auch für Franck Ribéry gelten - is' doch egal, was er kostet.

© SZ vom 17.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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