FC Bayern:Franck Ribéry: Der Trickser erwacht

FC Bayern: Franck Ribéry (li.): Formstark im Saisonfinale

Franck Ribéry (li.): Formstark im Saisonfinale

(Foto: AP)

Von Anna Dreher, Stuttgart

Inzwischen ist es ja fast schon Tradition für David Alaba und Franck Ribéry. 2013, 2014, 2015, 2016 - seit dem Jahr seiner Vertragsverlängerung beim FC Bayern München ist Ribéry in jeder Saison mindestens ein Mal Alabas Opfer gewesen. Der Franzose kann einfach nicht mehr ruhig schlafen, zumindest nicht im Mannschaftsbus. Und kaum hat es sich Ribéry auf dem Weg zu Auswärtsspielen gemütlich gemacht, zückt Alaba sein Smartphone, grinst in die Linse und postet anschließend das Bild von sich und dem schlafenden Ribéry in den sozialen Netzwerken.

Vor dem Spiel in Stuttgart war es wieder so weit. "Auf unserem Weg nach Stuttgart! Der Reisende neben mir ist nicht gerade gesprächig", schrieb Alaba auf Twitter. Dazu ein Video: Ribéry, mit Kopfhörern und aufgezogener Kapuze, schlafend; Alaba, handyschwenkend, grinsend.

Wenige Stunden später lieferte Ribéry wieder Fotomotive für Alaba und alle anderen anwesenden Fotografen, dieses Mal aber alles andere als schläfrig. Er war wacher als seine Mannschaftskollegen, gewitzter, motivierter - auf dem Rasen des Stuttgarter Stadions. Drei Minuten waren gegen den VfB gerade einmal gespielt, als er nach Zuspiel von Mario Götze den Führungstreffer verpasste.

Knapp eine halbe Stunde später rannte Ribéry auf dem linken Flügel in Richtung Strafraum, ließ die Abwehrspieler Florian Klein und Toni Sunjic stehen, flankte aufs Tor. Ribérys klassischer Hackentrick, inzwischen eigentlich kein Geheimnis mehr in der Fußballwelt, funktioniert immer noch. Stuttgart war überfordert. Es war ein Hackentrick wie ein Ausrufezeichen hinter den Satz, den Ribéry in den letzten Wochen mit seinen Leistungen bereits geprägt hat: Ich bin noch da!

Nach Ribérys Flanke wollte Georg Niedermeier klären, lenkte den Ball dabei aber nicht nur an dem lauernden Robert Lewandowski, sondern auch an Torhüter Przemyslaw Tyton vorbei zum 0:1 ins Tor. Ribéry jubelte ausgelassen - Alaba stürmte auf ihn zu, tätschelte und drückte ihn.

Rummenigge wünscht Ribéry ein Tor gegen Lissabon

Die ersten 14 Bundesligaspiele hatten die Bayern auf Ribéry wegen Sprunggelenksproblemen verzichten müssen. Nachdem ihn Pep Guardiola in der Champions League gegen Zagreb offensichtlich zu früh wieder von Beginn an aufstellte, fiel der Franzose mit einem Muskelbündelriss erneut aus. Erst seit Mitte Februar ist er wieder dabei. Seitdem hat er vier Tore vorbereitet und mit einem Seitfallzieher von der Strafraumgrenze gegen Frankfurt vor einer Woche eines geschossen, es war ein besonderes Kunststück.

Und jetzt dieser Hackentrick - und eine besondere Leistung gegen Stuttgart: "Franck hat heute super gespielt, er war der beste Mann auf dem Platz", sagte FCB-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. "Mit seinem Trick hat er das 1:0 erzwungen und ich wünsche ihm auch am Mittwoch in der Champions League gegen Benfica Lissabon ein Tor."

Im Verein sind sie überrascht und verzückt zugleich von dem Niveau, auf dem sich Ribéry nach seiner Verletzung befindet. Und womöglich denken sie gar über seinen Wunsch nach, seinen bis 2017 gültigen Vertrag noch mal zu verlängern - wenn auch nur kurzfristig, von Jahr zu Jahr. In Stuttgart jedenfalls sammelte der 33-jährige Franzose weiter fleißig Argumente.

Er trickste nach seiner Vorarbeit zum Führungstreffer weiter, vor allem aber: wirbelte er. Fast alle Angriffe des Rekordmeisters wurden über seine linke Seite eingeleitet. Das 2:0 in der 52. Minute durch Foto- und Ballkünstler Alaba nach einem Kopfball von Juan Bernat leitete Ribéry zwar nicht direkt ein, hielt dabei aber Sunjic im Strafraum fern. Danach war es Ribéry, der auf Alaba zurannte, ihn tätschelte und drückte. "Die besten Aktionen kamen von ihm", sagte Guardiola anerkennend.

Für die Bayern war Ribéry überall, für den VfB nirgendwo - auf jeden Fall nicht greifbar. "Franck war auch heute ein wichtiger Spieler für uns", sagte Rafinha: "Wenn er auf dem Platz ist, entscheidet er Spiele - so wie heute." Dann stieg er in den Mannschaftsbus. Vielleicht hatte er ja Glück und durfte noch ein Foto schießen, mit dem Mann des Tages.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: