FC Bayern: Fan-Proteste:Pro-Hoeneß-Fraktion schlägt zurück

"Mia san Uli": Die Gegengerade in der Münchner Arena bejubelt den Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß - und stellt sich damit gegen die Südkurve. Dort regt sich trotz der 5:1-Gala gegen Leverkusen erneut Protest - wenn auch nur leise.

Michael Neudecker

Die zweite Halbzeit begann gerade, und die Fans in der Südkurve fanden, das sei ein guter Zeitpunkt. Zu Beginn der zweiten Halbzeit ist es eher ruhig in der Arena des FC Bayern, das Stadion füllt sich da erst langsam wieder, also sangen die Fans, die ganz unten in der Kurve stehen: "Wir wollen raus nach Tegernsee", mehrmals, hundert Mann vielleicht, die aber gut zu hören waren. Der in Tegernsee wohnhafte Uli Hoeneß hat sie vielleicht gehört, und vielleicht hat er ein wenig geschmunzelt. Er weiß ja, dass das nicht ernst gemeint war. Er weiß, dass genau diese paar hundert Fans ihn nicht besonders mögen.

FC Bayern Muenchen - Bayer 04 Leverkusen

Fan-Unterstützung für Uli Hoeneß: Der Verein tat einiges, um den Präsidenten ins rechte Licht zu rücken.

(Foto: dapd)

Die Gesänge verschwanden dann aber schnell wieder, die Fans gingen über in Anfeuerungsrufe, 5:1 gegen Bayer Leverkusen, das ist ja kein Tag für Ärger.

Es ist jetzt zwei Wochen her, dass ebenjene Fans dort unten in der Südkurve mit einigen mit derbem Vokabular beschrifteten Plakaten für Aufruhr sorgten, sie beleidigten Uli Hoeneß, weil er Dinge tut, die in ihren Augen falsch sind: den Schalker Torwart Manuel Neuer verpflichten und dem klammen Lokalrivalen TSV 1860 helfen. Der FC Bayern reagierte, veröffentlichte einen offenen Brief von Karl-Heinz Rummenigge, und nun, an diesem Sonntag, sollte die Gegenaktion folgen, mit Plakaten und Gesten. Die Gruppierung in der Südkurve ist eine Ausnahme, alle anderen lieben Uli Hoeneß: Das sollte die Botschaft sein.

Im Klubmagazin sind zwölf Seiten dem Thema gewidmet, auf denen alle möglichen Menschen Uli Hoeneß loben, sogar ein zweiseitiges Interview mit dem Präsidenten des SV Darmstadt 98 ist dabei, in dem der Mann, ein gewisser Hans Kessler, von der Aktion erzählt, als Uli Hoeneß den "Lilien" genannten Klub vor der Insolvenz bewahrte. "Stimmt es", steht in einer Frage, "dass es nicht die einzige gute Tat von Uli Hoeneß für die Lilien war?" Ja, antwortet Kessler, "das ist absolut richtig", und dann erzählt er von einer Videobotschaft an Weihnachten. Man kann nicht sagen, dass der FC Bayern nicht alles getan hätte, Uli Hoeneß ins rechte Licht zu rücken.

Über der Gegengerade wurden Plakate aufgehängt mit der Aufschrift "Mia san Uli", vor Spielbeginn und vor Beginn der zweiten Halbzeit wurden auf der Gegengerade drei riesige Plakate hochgezogen, auf denen der gleiche Spruch stand, dazu noch: "Gegengerade für Uli Hoeneß". Und Mitte der zweiten Halbzeit stimmten die Fans in der Nordkurve einen Uli-Hoeneß-Gesang an, die Gegengerade sang mit.

Die Botschaft kam an, oben in der Loge, bei Uli Hoeneß.

Ob sie auch unten in der Südkurve ankam, ist ungewiss. Dort jedenfalls konzentrierten sie sich überwiegend auf das Anfeuern der Mannschaft, nur zwischendurch hielten sie kurz ein paar Plakate hoch, "wir wollen nix bestimmen, nur Grenzen bewahren", stand auf einem, auf einem anderen fand sich eine Anspielung auf Shakespeare: "Mia san Mia? Lies King Lear!" Das Stück "King Lear" handelt von einem König, der von Herrschsucht und Eifersucht geblendet ist und am Ende daran zugrunde geht.

Es ist anzunehmen, dass sie demnächst eher nicht an den Tegernsee fahren werden.

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