FC Bayern:Erster Ersatzmann Alaba

Fortuna Duesseldorf v Bayern Muenchen - Telekom Cup 2017

Besprechung: Douglas Costa, David Alaba, Xabi Alonso und Thomas Müller (von links) in Düsseldorf.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Fragezeichen beim Tabellenführer der Bundesliga: Hat der FC Bayern genügend Verteidiger für die Rückrunde?

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Sponsorentermine erledigen die Fußballer vom FC Bayern München stets mit größter Zuverlässigkeit. Beim Einladungsturnier namens "Telekom-Cup" besiegten sie am Samstag zunächst den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf im Elfmeterschießen und danach den Bundesligakonkurrenten Mainz mit 2:1. Auf die insgesamt 90-minütige Fußballaufgabe folgten: die Pokalverleihung, ein magentafarbener Lametta-Regen sowie routiniert vorgetragener Siegerjubel. Thomas Müller frohlockte extra ein bisschen übertrieben-ironisch. Auch Franck Ribéry, Torschütze und mit Abstand bester Spieler, warf pflichtbewusst die Arme hoch, schaute dabei allerdings drein, als müsse er zur Wurzelbehandlung.

"Sportlich hat der Cup sicher nicht die allerletzte Bedeutung", erläuterte Müller. Und doch: Für die akuten Bayern-Probleme vor der Saisonfortsetzung am Freitag beim SC Freiburg besaß der Auftritt den Charakter einer ultimativen Probe. Trainer Carlo Ancelotti muss ja einerseits den verletzten Mittelfeldspieler Thiago ersetzen und andererseits den Kandidatenkreis für ein geschmälertes Sortiment an gelernten Innenverteidigern erweitern. Beides gelang in Düsseldorf allerdings nur mäßig, so dass sich Ancelotti eines Kommentars enthielt. In Jérôme Boateng und Thiago, in Kingsley Coman sowie den erkälteten Arjen Robben und Robert Lewandowski hatten ihm aber auch fünf Spieler gefehlt.

Der Hoffenheimer Innenverteidiger Niklas Süle und sein Vereinskollege Sebastian Rudy wären zur Behandlung der Münchner Problemzonen respektable Kandidaten, allerdings werden sie erst im Sommer zum FC Bayern stoßen. Beide Klubs bestätigten am Sonntag den Doppel-Wechsel, der sich schon länger abgezeichnet hatte. Für den 21 Jahre alten Süle, der in Hoffenheim noch bis 2019 unter Vertrag gestanden hätte, werden samt Prämien am Ende wohl geschätzte 20 Millionen Euro Ablöse fällig. Süle erhält einen Vertrag bis 2022. Der 26 Jahre alte Rudy wechselt ablösefrei und bekommt einen Vertrag bis 2020. Rudy ist universell einsetzbar, als Rechtsverteidiger wie im zentralen Mittelfeld.

Statt seines wortkargen Trainers Ancelotti ließ der FC Bayern in Düsseldorf den Kapitän Philipp Lahm vor die Kameras. Auf die Frage, ob die Bayern-Abwehr ohne den verletzten Boateng und den jüngst an den FC Schalke verliehenen Holger Badstuber für die Rückrunde noch gut genug aufgestellt sei, überraschte Lahm mit der spontanen Eingebung: "Das ist nicht mein Thema." Es lag aber ein bisschen zu viel Trotz in dieser Verweigerungshaltung, weshalb Lahm die Lage dann doch kurz analysierte. "Wir haben auch in der Innenverteidigung mehrere Möglichkeiten und Spieler, die dort notfalls aushelfen können", pauschalisierte er. Lahm enthielt sich einer nominellen Aufreihung solcher Kandidaten wie David Alaba, Joshua Kimmich oder Xabi Alonso, die beim FC Bayern alle schon mal in der Mitte der Abwehrkette eingesprungen waren. Kimmich ist eingedenk des Thiago-Ausfalls derzeit allerdings offensiver gebunden.

In Düsseldorf bildeten im Spiel gegen Mainz Javi Martínez und Mats Hummels die Innenverteidigung. Martínez köpfelte sogar den 2:1-Siegtreffer. Sie werden wohl auch am Freitag in Freiburg im Abwehrzentrum auflaufen. Aber sollte einem der beiden etwas zustoßen, favorisiert Ancelotti offenbar Alaba als Ersatz, denn diesen hatte er im ersten Turnierspiel gegen Düsseldorf neben Martínez platziert. Dieses Duo gewährte der zweitklassigen Fortuna-Offensive allerdings großzügig manch überflüssige Gelegenheit. Um ein Haar wäre die Partie gar verloren gegangen, dann hätte es hinterher kein Bayern-Jubelbild gegeben. "Wir können besser spielen und sollten das auch", lautete Lahms gestrenge Generalprobenbilanz, die er, weil es thematisch gerade gut passte, spontan zur skeptischen Hinrunden-Analyse ausweitete: "Wir hatten neben sehr guten Spielen auch ein paar nicht wirklich gute Auftritte dabei und wollen in der Rückrunde auf konstant hohem Niveau Fußball spielen."

Die Zukunft malt man sich beim FC Bayern traditionell rosig aus. Dies gilt auch für den momentan geräuscharmen Konkurrenzkampf in jener Innenverteidigung, die sich im kommenden Sommer in eine Ellbogengesellschaft verwandeln könnte. In Boateng, Martínez und Hummels, alle 28, sowie Süle gibt es dann gleich vier ziemlich starke Kandidaten für zwei Positionen. Der Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bezeichnet den jungen Süle als "Investition in die Zukunft", dies schürt Spekulationen, wonach sich der in Hoffenheim längst als Stammkraft etablierte Nationalspieler in München womöglich erst einmal hinten anstellen müsste.

Schwierig vorstellbar ist in dieser dann ohnehin schon üppigen Konstellation, dass die Münchner im Sommer den Innenverteidiger Holger Badstuber aus Schalke zurückholen. Badstubers Vertrag in München gilt bis 2018, ein Verkauf im kommenden Sommer erschiene also denkbar. "Ich kann mit gut vorstellen, dass Holger bei Schalke zu alter Stärke zurückfindet", sagt Lahm. Bereits am 4. Februar könnten die Bayern dies im Frühstadium am eigenen Leib erfahren. Dann gastieren Badstubers Schalker in Fröttmaning.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: