FC Bayern: Einzelkritik:Mitleidige Blicke

Einer im Stile eines Volleyballers, einer im Haflinger-Stil, einige auf der schwierigen Suche nach dem Tor. Die FC-Bayern-Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Hamburg

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Michael Rensing

Er glaubt, von Oliver Kahn per gewillkürter Erbfolge alles außer Frisur und Ausraster übernommen zu haben - weshalb er per definitionem nicht zu einem Ballett gehören kann. Glaubt als Kahn-Jünger daran, dass eine Flanke des Gegners dazu da ist, auf der Linie stehen zu bleiben oder sie zu unterlaufen. Stellte danach seine Qualitäten als Volleyballspieler unter Beweis, als er vor dem Gegentor den Ball nicht nach außen abwehrte, sondern auf den Kopf von Mladen Petric schaufelte. Kahn hätte diesen Ball eher zerbissen als ins Spielfeld zurückzufausten.

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Christian Lell

Seine große Stärke ist, dass er jederzeit im Spiel eine Flanke schlagen kann, die Gefahr für das gegnerische Tor darstellen. Das zeigte er bereits in der dritten Minute mit einer feinen Hereingabe auf Schweinsteiger. Seine große Schwäche ist, dass er meistens Fanken schlägt, die eine Gefahr für die Zuschauer hinter dem Tor darstellen. Das zeigte er die restlichen 61 Minuten, die ihn Klinsmann auf dem Platz ließ. Wurde einmal sogar gefährlich für sich selbst, als er Frank Rost vor einem Eckball schubste - wo er doch wissen sollte, dass in der Rubrik "Temperament" allein Frank Rost zur Kahn-Nachfolge taugt (siehe Rensing).

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Lucio

War anfangs ein wenig verwirrt, weil er unter der Woche von der "tollen Offensive des HSV" (Klinsmann) hörte - und dann plötzlich Paolo Guerrero neben ihm stand. Das hätte in der ersten Halbzeit beinahe zu einem Elfmeter geführt, als Guerrero allein auf Rensing zulief und Lucio klären musste. Als ihm die Angriffsbemühungen des FC Bayern zu harmlos waren, schnappte er sich den Ball und lief im Haflinger-Stil nach vorne - allerdings war die einzige Anspielstation Miroslav Klose (siehe Klose).

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Martin Demichelis

War nicht verwirrt - der argentinische Schlingel wusste durch Klinsmanns Scouts schon vorher, dass da nur Guerrero spielen würde. Weil er das wusste, trat er ihn in der ersten Halbzeit gleich mal um. Stellte danach unter Beweis, dass er am Gegenspieler zu den stärksten Innenverteidigern der Welt gehört - aber bisweilen über den Orientierungssinn eines Eichhörnchens verfügt, was zu Torchancen für den Hamburger SV führte.

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Philipp Lahm

Wenn man nur aufzählen würde, was Philipp Lahm innerhalb eines Spiels sehr gut macht, dann bräuchte man ein dickes Buch - weil er so beständig gut ist wie das Wetter auf einer Südseeinsel. Deshalb muss man sich die Momente herauspicken, in denen er phantastisch agiert. Das tat er in der ersten Halbzeit, als sich zu seinem unfasslichen Stellungsspiel noch Sprintqualitäten und Zweikampfstärke gesellten und er im letzten Moment eine Torchance des HSV vereitelte. Kann von seiner Position aus allerdings nicht der "leader" dieser Mannschaft sein (siehe van Bommel).

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Bastian Schweinsteiger

Er ist unter dem Fußballer-Sternzeichen "Junger Hund" geboren: Er rennt den Bällen hinterher, als wäre es ein saftiger Knochen. Das Problem ist nur, dass Schweinsteiger am eifrigsten rennt, wenn sich der Ball nicht bewegt - bei Freistößen und Eckbällen. Wenn sich der Ball nämlich bewegt, dann zumeist an Schweinsteiger vorbei.

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Mark van Bommel

Hat sich auf dieses Spiel gefreut wie ein Raubtier auf die Zwölf-Uhr-Fütterung, weil in der Bild etwas von "Kampf" und "hartes Spiel" und "heftige Zweikämpfe" stand. Zeigte seine Freude bereits nach wenigen Sekunden mit einem deftigen Foul an Guerrero, machte weiter mit martialischen Gesten und nach vorne gebolzten Bällen. Suchte nach Mitspielern, die er hätte anspielen können, fand jedoch selten einen. Wie immer "aggressive", in dieser Mannschaft jedoch kein "leader" mehr.

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Zé Roberto

Ihm unterlief in der siebten Spielminute nach einem gefühlten halben Jahr der erste Fehlpass. Versuchte dann, den "leader" (siehe van Bommel) zu geben, Schweinsteiger den Ball zuzupassen (siehe Schweinsteiger) und die Schultern von Miroslav Klose (siehe Klose) nach oben zu ziehen - was ihm allerdings nicht gelingen wollte.

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Franck Ribéry

Er hat aufgrund seiner Physiognomie selbst im Flutlicht einen eher kurzen Schatten - was ein Nachteil ist, wenn der gegnerische Trainer einem wie Guy Demel befiehlt, nicht aus diesem Schatten zu treten. Ribéry kann aber schneller dribbeln als sein Schatten, weshalb ihm die Bewachung zunächst nicht viel ausmachte. Ihm wurde nach 15 Minuten klar, dass es in Hamburg kälter ist als in München und holte sich Handschuhe. Was ihm allerdings über 90 Minuten nicht klar wurde, war die Tatsache, dass noch zehn andere Spieler im Bayern-Dress mitspielten - man war schon versucht, einen zweiten Ball aufs Spielfeld zu werfen, damit die Mitspieler auch mal in Besitz des Spielgeräts kommen. Der Gedanke wurde allerdings verworfen bei der Erkenntnis, wer ihn bekommen hätte (siehe Schweinsteiger, van Bommel, Klose).

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Luca Toni

Man ist versucht, dem Italiener ein Taxi zu rufen, das ihn vom gegnerischen Strafraum zur Mittellinie transportiert - so mitleidig tapst er bei gegnerischem Ballbesitz nach hinten. Sieht nur noch mitleidiger aus, wenn der Schiedsrichter eine Aktion abpfeift, die zu einem Tor geführt hätte. Am mitleidigsten allerdings sieht er aus, wenn er eine Torchance vergibt wie die in der 68. Spielminute. Immerhin taugt seine Fall-Eleganz und seine Gestik zur Mitgliedschaft in einem Ballett.

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Miroslav Klose

Bei Miroslav Klose kann man bereits nach der ersten Aktion erahnen, welche Leistung er zeigen wird. Gelingt sie, dann schießt er Tore, bereitet Gelegenheiten vor und ist kaum vom Ball zu trennen. Misslingt sie, dann sieht man Klose mit hängenden Schultern über den Platz traben, er verliert einfache Bälle und beschwert sich nicht einmal, wenn er offensichtlich gefoult wird. Er spielt dann "No-Touch-Football" und es würde nicht einmal auffallen, wenn er sich hinter der Eckfahne verstecken würde. Wenn er wirklich einen Ballkontakt hat und sogar eine großartige Torchance, dann vergibt er sie. Machen wir es kurz: Die erste Aktion beim Spiel gegen den HSV misslang.

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Klinsmanns Einwechselspieler:

Tim Borowski

Machte sich vor dem Spiel um die Fanbetreuung des FC Bayern verdient, als er mehr als eine Stunde vor Spielbeginn auf dem Platz war und Autogramme schrieb. Machte sich dann um die van-Bommel-Betreuung verdient, als er nach einer Grätsche des Holländers Einwurf für den FC Bayern forderte - und bekam. Machte sich nach seiner Einwechslung beinahe um das Punkteverhältnis des FC Bayern verdient, als er in der 78. Minute nur knapp neben das Tor zielte. Sah nach dem Fehlschuss fast so mitleidig aus wie Luca Toni (siehe Toni).

Hamit Altintop

Kam in der 61. Minute für Christian Lell. Er war - und das ist wohl die Höchststrafe - nicht besser als der Mann, für den er auf den Platz durfte (siehe Lell).

Landon Donovan

Jeder Trainer hat einen Liebling: Jürgen Klopp würde Mohamed Zidan am liebsten nach jeder Aktion tätscheln - und Jürgen Klinsmann hat seinen kalifornischen Spezl Donovan. Für den FC Bayern war das bisher egal, denn die Mannschaft spielte gegen Stuttgart so gut, dass es auch nichts ausgemacht hätte, wenn ein Surfer Klinsmanns bester Kumpel wäre. Kam nun in der 77. Minute für Schweinsteiger und untermauerte die These, dass Klinsmann ihn wohl doch nur bei einer Führung von mindestens zwei Toren einwechseln sollte.

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