FC Bayern: Einzelkritik:Die Wies'n-Bayern

Butt kickt Papierkugeln, van Buyten und Pranjic fahren Fünfer-Looping in der Abwehr, und Olic würde auch das Teufelsrad zur Aufgabe zwingen. .

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

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Hans-Jörg Butt,  Reuters

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Hans-Jörg Butt: War in der ersten Halbzeit derart unterbeschäftigt, dass er sich die Zeit damit vertrieb, Papierkugeln vom Feld zu kicken. Stellte dabei einen Oktoberfest-Rekord auf, weil er innerhalb von zwei Minuten in den zweistelligen Kugelbereich kam. Bei den seltenen Flanken und Fernschüssen der Nürnberger stets konzentriert und sicher. Beim Gegentor ohne Chance. Ärgerte sich in der zweiten Halbzeit, dass keine Papierkugeln im Strafraum lagen und er sich langweilen musste.

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Daniel van Buyten, dpa

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Daniel van Buyten: Spielte in dieser Saison oftmals so, als wäre er gerade aus dem Fünfer-Looping gestiegen. Zu Beginn des Spiels sicher gegen Dario Vidosic, später sicher gegen Ilkay Gündogan und Peer Kluge - wobei fairerweise anzumerken ist, dass diese Spieler gemeinhin nicht als Mitarbeiter des Fünfer-Loopings gelten. Sah in der zweiten Halbzeit bei einem Angriff der Nürnberger, der irgendwo zwischen Einer-Looping und Auto-Scooter einzuordnen ist, erstaunt zu, wie Choupo-Moting den Ausgleich für Nürnberg erzielte. Man mag gar nicht daran denken, wie es van Buyten ergeht, wenn in zehn Tagen Fünfer-Looping-Spieler wie Diego in der Arena gastieren - dann spielt der FC Bayern gegen Juventus Turin. Rettete seinen Tag dadurch, dass er in der Offensive eine wichtige Aktion hatte und das 2:1 erzielte.

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Holger Badstuber, Reuters

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Holger Badstuber: Wollte als Kind wahrscheinlich Schiedsrichter werden - deren Leistung wird gemeinhin als sehr gut bewertet, wenn sie unauffällig agieren und in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Spielte fehlerlos, was gegen die zunächst harmlosen Nürnberger wahrlich keine Kunst ist. Als die Franken mutiger wurden, war es nicht der erfahrene van Buyten, der seiner Abwehr Stabilität verlieh, sondern der junge Badstuber. Bei ihm muss man abwarten, wie er sich schlägt, wenn er gegen einen Fünfer-Looping-Sturm antreten muss.

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Danjel Pranjic, AP

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Danjel Pranjic: Köpfte nach vier Minuten zielgenau die Eckfahne an, leistete sich zehn Minuten später einen Stellungsfehler gegen Marcel Risse, der fast zum 0:1 geführt hätte. Wenig später mit einem unnötigen Handspiel, das einen Freistoß an der Strafraumgrenze zur Folge hatte, der fast zum 0:1 geführt hätte. Versuchte sich dann in der Kunst der Alibi-Grätsche, auch das misslang. Sah in der zweiten Halbzeit bei einem Zweikampf mit Choupo-Moting so aus, als wäre er gerade aus dem Fünfer-Looping gekrabbelt (siehe van Buyten). Schaffte es in der 73. Minute, zu spät gegen Choupo-Moting zu kommen - was dann endlich zum Gegentreffer führte.Zeigt er beim Wies'n-Besuch des FC Bayern einen ähnlichen Orientierungssinn, wird er sich eher in der Kulturfabrik Ost als auf der Theresienwiese wieder finden.

Edson Braafheid: Kam für Pranjic zehn Minuten vor Ende des Spiels aufs Feld - und berührte nicht ein Mal den Ball.

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Philipp Lahm, Getty

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Philipp Lahm: Wenn man in den vergangenen vier Spielzeiten über Philipp Lahm schrieb, dass er so spielte wie immer, dann war das ein Kompliment. Urteilt man in dieser Saison derart über Lahm, dann ist das eher kritisch gemeint. Agierte auf der von ihm favorisierten rechten Abwehrseite. In der Defensive sicher - was vor allem daran lag, dass Nürnberg über diese Seite keine Angriffe initiierte. In der Offensive mit schlampigen Abspielen und ungenauen Flanken, wirkt bisweilen müde. Muss dafür sorgen, dass die Aussage "spielte wie immer" wieder ein Kompliment für ihn wird.

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Anatolij Timoschtschuk, ddp

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Anatolij Timoschtschuk: Der Ukrainer fühlt sich wohl, wenn er fünf kreative Spieler vor sich weiß und er sich darauf konzentrieren kann, fast immer richtig zu stehen und Bälle zu verteilen. Fühlt sich unwohl, wenn er Spieler wie Danijel Pranjic und Daniel van Buyten hinter sich weiß, weil er sich dann eben nicht nur darauf konzentrieren kann, fast immer richtig zu stehen und Bälle zu verteilen. Musste oft Stellungsfehler der Abwehrspieler korrigieren, was er mit großer Übersicht und meist ohne Foul löste. Findet sich immer besser zurecht in der Rolle des Chefs im Mittelfeld und wurde gegen Ende des Spiel auch mutiger in der Offensive. Nach einem Solo in der 77. Minute wurde sein Schuss von Raphael Schäfer grandios pariert.

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Thomas Müller, Getty

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Thomas Müller: Begann auf dem linken Flügel, wurde nach 25 Minuten von Louis van Gaal auf die Spielmacher-Position befördert. Erinnerte sich daran, dass zum Auftakt des ersten Oktoberfestes im Jahr 1810 kein Fußballspiel, sondern zur Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese ein Pferderennen ausgetragen wurde. Versuchte deshalb, mehr zu laufen als es ein Pferd je könnte, erkämpfte sich zahlreiche Bälle und verteilte das Spielgerät sicher zu Robben und Ribéry. Einziger Kritikpunkt am starken Müller: Bei seinen Schussversuchen landete die Bälle allerdings auch dort, als hätte ein Pferd gegen das Spielgerät getreten.

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Bastian Schweinsteiger, AP

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Bastian Schweinsteiger: Ein geübter Schankwirt auf dem Oktoberfest braucht nur eineinhalb Sekunden, um einen Maßkrug zu füllen. So lange braucht Schweinsteiger, um einen Ball unter Kontrolle zu bringen. Nach etwa 30 Minuten wurde ihm langweilig, weil seine Kollegen das lustige Spiel "Alle Bälle zu Robben-Gomez-Müller und keinen zu Schweini" aufführten. Holte sich deshalb Bälle am eigenen Strafraum und erklärte sich selbst zum Schützenmeister des FC Bayern. Feuerte ungefähr zwölf Böllerschüsse auf das Tor von Raphael Schäfer ab - ohne Erfolg. Wäre der Begriff "bemüht" für Fußballer und Schauspieler nicht gar so negativ besetzt, müsste man seine Leistung damit beschreiben.

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Ivica Olic, Reuters

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Ivica Olic: Ist der einzige Spieler im Kader des FC Bayern, der nicht schwindlig vom Teufelsrad steigen müsste - sondern bei dem das Rad irgendwann entnervt aufgeben würde, weil Olic einfach nicht aufhört zu laufen, zu hakeln, zu schießen und zu kämpfen. Stets aktiv, schaffte es so in den ersten 45 Minuten, jeden Grashalm in der Arena einmal berührt zu haben. Half einmal gar an der eigenen Eckfahne, einen der zahlreichen Fehler von Pranjic (siehe Pranjic) auszubügeln. Belohnte sich kurz nach der Pause selbst mit einem Tor. Um die verbrauchten Kalorien wieder zu sich zu nehmen, muss er auf der Wies'n mindestens zehn Maß Bier trinken. Eine hat gerade einmal 500.

Miroslav Klose: Kam für Ivica Olic, muss jedoch einsehen, dass er sich im x-ten Karrieretief befindet. Louis van Gaal wollte ihm nach der Führung des FC Bayern Spielpraxis und vielleicht ein Tor gönnen. Statt dessen erzielte Nürnberg den Ausgleich. Von Klose war danach so viel zu sehen wie von Olic - nur dass der Kroate schon auf der Bank saß. Muss hoffen, dass bald wieder ein Länderspiel gegen Aserbaidschan oder Liechtenstein stattfindet.

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Arjen Robben, dpa

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Arjen Robben: Fühlte sich zunächst wie in einem Fahrgeschäft, dass es auf dem Oktoberfest nicht gibt: das Hase-Igel-Rad. Wenn er einen Nürnberger Akteur umspielt hatte, war schon der nächste da, um ihn anzugreifen. Zeigte im Laufe des Spiels, dass bei dieser Variante der Hase nur dann gewinnen kann, wenn auch er einen zweiten seiner Gattung neben sich hat. Der kam in der zweiten Halbzeit, als Louis van Gaal Franck Ribéry aufs Feld schickte. Sogleich zeigten die beiden, dass beim Spiel "Zwei Hasen gegen elf Igel" die Hasen einen Vorteil haben. Bereitete das 2:1 derart vor, dass er nicht nur in der Arena, sondern auch auf dem Oktoberfest eine Attraktion wäre.

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Mario Gomez, Getty

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Mario Gomez: Zeigte bereits nach sechs Minuten, dass er einem Gegenspieler ebenso gut den Ball abnehmen kann wie Kevin Kuranyi. Zeigte dann, dass er nach Ballgewinn ebenso schlampig abspielen kann wie Kevin Kuranyi. Sollte sich mit Ivica Olic als zentraler Stürmer abwechseln, was nicht nur die Nürnberger verwirrte, sondern bisweilen auch Gomez. Als sein Trainer Louis van Gaal Olic nach Linksaußen beorderte, wurde Gomez stärker und torgefährlicher - musste jedoch einsehen, dass entweder ein Linienrichter aufmerksamer, die Querlatte stabiler oder Thomas Müller eigensinniger als er waren. Ihm fehlt bisweilen das Inzaghi-Gen - die Kunst, Situationen frühzeitig zu antizipieren und aus durch den Strafraum kullernden Bällen ein Tor zu erzielen. Zur Pause wurde er durch Franck Ribéry ersetzt.

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Franck Ribery, AFP

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Franck Ribery: Irgendjemand muss Louis van Gaal erklären, dass ein Franck Ribéry, der zu 70 Prozent fit ist, das Spiel der Mannschaft mehr beleben kann als jeder andere Akteur im Kader, der zu 100 Prozent fit ist - und deshalb von Beginn an aufs Feld gehört. Veranstaltete in der zweiten Halbzeit gemeinsam mit Robben ein umgekehrtes Hase-Igel-Spiel (Robben). Vielleicht ist es aber auch ein Kniff des Trainers, seine Mannschaft in der ersten Halbzeit schlecht spielen zu lassen und nicht in Führung zu gehen - und erst dann die wahre Stärke zu zeigen. Falls dem so ist, hat van Gaal alles richtig gemacht. Sorgte für zahlreiche Torgelegenheiten

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