Fußball:Bayerns Eintritt in die Moderne

Der deutsche Meister stellte seine Zugänge Sanches und Hummels mit einer aufwendigen Präsentation vor. Und leitet damit endgültig die Zeit nach Lahm, Ribéry und Robben ein.

Von Benedikt Warmbrunn

Der August hätte für Renato Sanches ein Monat voller Premieren werden können, er hätte in allen drei deutschen Fußball-Wettbewerben debütieren können, im Supercup, im DFB-Pokal, in der Bundesliga. Daraus wird nun nichts, denn der Portugiese laboriert noch an den Folgen einer Oberschenkelverletzung, die er sich im EM-Finale gegen Frankreich zugezogen hat - drei bis vier Wochen wird er seinem neuen Klub, dem FC Bayern, vorerst fehlen. Und doch darf sich Sanches über eine andere Premiere freuen, die für seinen Verein eine größere Aussagekraft hat: Am 18. August wird er erstmals erleben wie es ist, als 19-Jähriger auf der Welt zu sein. Wobei es aus Sicht des FC Bayern heißen muss: als gerade einmal 19-Jähriger.

Am Samstag feierte der Klub seine Saisoneröffnung, 15 000 Zuschauer beobachteten in der Arena eine Trainingseinheit, im Internet lief eine Teampräsentation, bei der die Spieler sich im Minigolf, an der Playstation oder an einer Wahrsagerkugel versuchen durften; begleitet wurden sie von zwei aufgekratzten englischen Moderatoren. Es war eine sehr modern gehaltene Inszenierung, und inszeniert werden sollte ja auch: der FC Bayern der Moderne.

Vor der Präsentation und dem Training stellten Klubboss Karl-Heinz Rummenigge und Trainer Carlo Ancelotti die einzigen Zugänge vor, Mats Hummels und Sanches. Es wurden die üblichen Höflichkeiten geäußert, dann aber sagte Rummenigge einen Satz, der viel verrät über den FC Bayern, seinen aktuellen Kader, seine Perspektiven. "Wir hatten eine große Generation", sagte er, "aber es wäre fahrlässig, wenn wir nicht den Generationswechsel einleiten."

Ancelotti, der ja seinem Vorgänger Pep Guardiola den Erfahrungsschatz einer ganzen Generation voraus hat, wird also in München zwei Mannschaften betreuen. Die eine wird die sein, mit der er die Spiele bestreitet, mit der er möglichst viele Titel sammeln will, am liebsten auch den in der Champions League. Die andere wird eine Schattenmannschaft sein, eine Gruppe heranwachsender Fußballer, die in wenigen Jahren das Gerüst des FC Bayern bilden könnten. Dazu zählt der noch 18-jährige Sanches, der 21-jährige Joshua Kimmich sowie schon etwas routiniertere Jungspunde wie David Alaba, 24. Und Kingsley Coman, 20, den der FC Bayern nach dieser Saison für eine Ablösesumme von angeblich knapp 20 Millionen Euro fest von Juventus Turin verpflichten kann.

Rummenigge schließt Rückkehr von Schweinsteiger aus

Diese Talente sollen das Erbe antreten von Spielern wie Kapitän Philipp Lahm, 32, Arjen Robben, 32, oder Franck Ribéry, 33 - die Verträge von Robben und Ribéry enden im nächsten Sommer. "Ich glaube, wir haben ein Team mit einem guten Mix zwischen erfahrenen Profis und jungen aufstrebenden Spielern, die auch in der Hierarchie nach oben wollen", sagte Rummenigge. In gewisser Weise geht es dabei auch um das Erbe von Bastian Schweinsteiger, 32, der nach einem Jahr bei Manchester United in die zweite Mannschaft verbannt wurde; sein Erbe in München wird er nicht selbst verwalten dürfen, das schloss Rummenigge aus.

Wie gut Ancelotti das Team der Gegenwart anleiten kann, wird er am Sonntag erstmals in einem Pflichtspiel beweisen dürfen, beim Supercup in Dortmund. Für Hummels geht es somit in seiner ersten Partie als Münchner Rückkehrer zurück in seine Heimat der vergangenen achteinhalb Jahre. Einen freundlichen Empfang erwartet er nicht, stören will er sich von möglichen Pfiffen aber nicht lassen. Für ihn seien diese "einfach ein sehr lautes Nebengeräusch".

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