Sven Ulreich
Musste gegen Augsburg in der 43. Minute zum ersten Mal einen Ball fangen, hätte da auch einen Reiseführer über Madrid lesen können. Ach ja, am nächsten Mittwoch soll wieder Manuel Neuer nach seiner Zeh-Operation zwischen den Pfosten stehen. Das neongrüne Textmarkertrikot, das auch Neuer trägt, löst jedenfalls übermenschliche Reflexe aus, ein Neuer-Reflex, ein Welttorhüter-Reflex zeigte auch Ulreich in der neunten Minute gegen Amiri, der allein auf ihn zulief, der Bayern-Keeper blieb lange stehen und wehrte mit der linken Hand den Ball ab. Genauso wie kurz vor der Pause, als er die rechte Pranke hochschnellen ließ gegen Kerem Demirbay, den muss er nicht halten, ein sogenannter Unhaltbarer. Haltbar war dagegen das Hoffenheimer Führungstor von Kramaric, mit der linken Hand versuchte Ulreich, den Schuss wegzuwischen, vergeblich.
Rafinha
Der heiße Monat beginne jetzt, hatte Thomas Müller nach dem 6:0 gegen Augsburg angekündigt und ergänzt, dass er schon ganz gespannt darauf sei, wie sie alle durchs Feuer kommen werden. Rafinha ist jedenfalls keiner für die großen Spiele gegen Dortmund und Real Madrid. Entfachte mit seinen Leichtsinnsfehlern und seinem mangelhaften Stellungsspiel eher neue Feuer als sie erst gar nicht entstehen zu lassen.
Mats Hummels
Gäbe ein prima Model für feuerfeste Anzüge ab. In seinem 250. Bundesligaspiel gewohnt umsichtig und sicher, brachte immer wieder seinen Fuß und seinen Körper so ein, dass er schneller am Ball war als der Gegenspieler. Vor dem 0:1 allerdings köpfelte er den Ball zu locker aus dem Strafraum. Zu zögerlich war auch sein Kopfball im gegnerischen Strafraum in der zweiten Hälfte und zu unplatziert sein Schuss mit links in der Nachspielzeit - es war die beste Bayern-Chance.
Javi Martínez
Hat seine vergangenen 15 Auswärtsspiele allesamt gewonnen, was vor ihm im Bayern-Trikot nur Ribéry gelang. Bekommt Probleme am Boden, wenn die Gegner mit hohem Tempo auf ihn zulaufen, hat dafür die Hoheit im Münchner Luftraum, gewann auch gegen Hoffenheim alle Kopfballduelle. Muss in den großen Spielen womöglich seinen Platz an Boateng räumen.
David Alaba
Hatte noch das eine oder andere Mal in der Verteidigung Probleme, vorschriftsmäßig mit dem Feuerlöscher umzugehen, muss sich für die großen Feuer noch steigern. Hat zurzeit nach vorne eher die Dynamik eines Wiener Kaffeehausbesuchers, der mittags gemütlich seine Melange trinkt.
Arturo Vidal
Sieht nicht aus wie Thiago, spielt nicht wie Thiago, kann Thiago im offensiven Mittelfeld nicht ersetzen. Wird deshalb in den heißen Spielen defensiver spielen, weil er seine Stärken in der Balleroberung hat. Vidal ist kein Kleinkünstler und Schöngeist, bekämpft das Feuer lieber mit seinen mächtigen Beinen und seinem finstern Blick. Spielte deshalb in den letzten 20 Minuten wieder defensiver.
Renato Sanches
Hatte sich unter den letzten badischen Sonnenstrahlen warmgelaufen, danach ging das Flutlicht an und die Temperaturen sanken rapide. Sollte sich aber längst an die kühleren Temperaturen gewöhnt haben, tut sich aber schwer damit und produziert mehr Fehlpässe als gelungene Zuspiele. Noch immer erst 19 Jahre alt, obwohl er den Körper eines 29-Jährigen hat, spielt aber so fehlerhaft und nervös wie ein 19-Jähriger und wird in den großen Spielen deshalb immer von draußen zuschauen müssen. Guckte beim 0:1 von Kramaric nur zu, anstatt den Ball einfach wegzuschlagen.
Xabi Alonso
Ist eigentlich prädestiniert für die Aufgabe des Feuerwehrkommandanten, weil er alle Brandherde aufgrund seiner feinen Nase und seiner Erfahrung durch vielfältige und aufwändige Löscharbeiten riechen und im Vorfeld schon bekämpfen kann. Hat aber mit den neuartigen leicht entzündlichen Materialen wie junge, hungrige Hoffenheimer so seine Schwierigkeiten. Sieht dann manchmal aus wie ein alter müder Feuerwehrkommandant, der seinen Ruhestand herbeisehnt, weil er von den vielen Einsätze ermattet ist.
Kingsley Coman
Viel schneller als sein künftiger Teamkollege Süle, überführte den Hoffenheimer Verteidiger ab und an der Hüftsteifigkeit, ließ ihn kurz vor der Pause auch vor der besten Bayern-Chance durch Lewandowskis Lattentreffer stehen wie einen Feuerhydranten. Muss noch lernen seine Raketengeschwindigkeit auch in Torschüsse zu verwandeln.
Arjen Robben
Lief gegen Hoffenheim als Bayern-Capitano auf, seine wilden Gesten sahen schon sehr chefig aus, hätte sich aber mehr seinen Tempodribblings widmen sollen als sich über sich und seine Mitspieler fürchterlich aufzuregen. Schoss in der ersten Hälfte nicht einmal aufs Tor, obwohl er doch gerne mit dem Feuer spielt.
Robert Lewandowski
Löst normalerweise den Feueralarm beim Gegner aus. Erfolgreicher als der große Gerd Müller. Schießt alle 103 Minuten ein Tor, Müller benötigte zwei Minuten länger. Hätte gegen Hoffenheim schon nach 44 Minuten treffen können, doch sein Aufsetzer prallte an die Latte, in der zweiten Hälfte die erste Bayern-Chance, als er sich den Ball lässig von links und auf rechts legte und dann abzog, doch Baumann wehrte prächtig ab. Schoss in der Nachspielzeit noch aus der Drehung am langen Eck vorbei. Der Pole kann nicht in jedem Spiel drei Tore schießen.
Einwechselspieler
Franck Ribéry (rechts) Kam für Sanches in Spiel. Versuchte noch ein paar Feuer beim Gegner zu entfachen, schoss auch mit links knapp am Tor vorbei. Doch das war nur ein Strohfeuer. Juan Bernat Verteidigte in den letzten 15 Minuten hinten links für Alaba. Eine Alternative für die großen Spiele?