FC Bayern - Borussia Dortmund 1:1:Revanche verpasst, Badstuber verloren, Titel ganz nah

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Diagnose: Kreuzbandriss. Holger Badstuber fällt lange aus beim FC Bayern. (Foto: REUTERS)

Weil der FC Bayern gegen Borussia Dortmund nicht über ein 1:1 hinaus kommt, sind die Münchner nach dem Gipfeltreffen mit dem Meister nur bedingt zufrieden. Neben der schweren Verletzung von Badstuber schmerzt vor allem, dem eigenen Selbstverständnis nicht ganz gerecht geworden zu sein. Trainer Heynckes wagt dennoch eine eher ungewöhnliche Prognose.

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Am Ende ging es wieder um die Kleinigkeiten, mit denen die großen Zusammenhänge gedeutet wurden. Und natürlich um die Gefühle, die damit verbunden sind. Das galt vor allem für den Bauchmenschen Uli Hoeneß, für den in der Partie des FC Bayern gegen Borussia Dortmund ja ganz besonders das eigene Selbstverständnis wieder aufgepäppelt werden sollte, nach zuletzt fünf Pflichtspielniederlagen gegen den BVB in Folge, zwei Meisterschaften und einen Pokalsieg für die Westfalen inklusive.

"Alles okay", rief der Präsident den Reportern also zu nach diesem 1:1 zwischen dem Tabellenführer und dem Meister, als er dem Arena-Ausgang entgegen strebte. Sein Gesichtsausdruck sah dabei allerdings irgendwie nicht wirklich nach "alles okay" aus.

Zuvor, am ZDF-Mikrofon, hatte Hoeneß bereits Einblick gegeben in seine Gefühlswelt. Und herausgekommen war dabei eine positive Bestandsaufnahme, die nicht so recht passen wollte zur begleitenden Mimik. Ob das Unentschieden zur partiellen Trauma-Bewältigung reiche, wurde der Bayern-Präsident gefragt. "Ich kann mit so einem Käse nichts anfangen. Trauma-Bewältigung, das müssen wir dann beim Psychiater machen. Wir haben die elf Punkte Vorsprung nach wie vor. Und deswegen gehe ich total zufrieden in das Wochenende", fauchte Hoeneß.

Den Gesichtsausdruck zu "total zufrieden" stellt man sich gemeinhin auch anders vor, und Hoeneß hatte sich ja zu Beginn seiner Ausführung auch irgendwie selbst ermahnt und dabei noch die für ihn nun wichtigen Kleinigkeiten betont. "Wir wollen jetzt mal nicht unzufrieden sein", begann also Hoeneß, "ich finde, das war ein tolles Fußballspiel zweier fast gleichwertiger Mannschaften." Diese Abstufung musste dann schon noch sein.

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Der Mittelfeldspieler kann einmal die Dortmunder Defensive entscheidend umspielen, Javi Martínez zeigt sich im Krabbel-Duell in Clásico-Laune, der Cirque Ribéry kommt erst nach der Pause zur Aufführung und Holger Badstuber wird mit Schmerzen vor der Bayern-Bank abgestellt. Der FC Bayern beim 1:1 gegen Dortmund in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Wie Hoeneß erging es vielen beim FC Bayern nach diesem vor allem in der zweiten Halbzeit hochklassigen Spiel, das schleppend begonnen und sich gegen Ende immer mehr verdichtet hatte. Vor der packenden Schlussphase mit guten Chancen für die Münchner lagen die beiden Tore von Bayerns Toni Kroos (67.) und Dortmunds Mario Götze (74.), die den Unterhaltungswert des leistungsgerechten Remis maßgeblich gesteigert hatten.

Hängen blieb jedoch bei den meisten Beteiligten der Bayern das Gefühl, den Abend unvollkommen beschließen zu müssen. Denn die Frage nach der sportlichen Nummer eins hierzulande, die dieses Gipfeltreffen ja überwölbt hatte, blieb im direkten Vergleich unbeantwortet. Zum Leidwesen der Münchner und zur Freude der Dortmunder.

"Es tut ein bisschen weh, wir hätten sie packen können", sagte beispielsweise Thomas Müller, "aber die Dortmunder haben auch gezeigt, dass sie eine Fußball-Macht sind." Und ja, man hätte den Platz schon gern als Sieger verlassen, "um den Dortmundern mal zu zeigen: Wir können gegen sie gewinnen". Mario Gomez gab Einblick in die Katakomben. "Du sitzt in der Kabine, guckst dich an und weißt nicht, ob du dich freuen oder ärgern sollst", sagte der Angreifer. Und Kapitän Philipp Lahm versuchte sich als Gönner: "Ach wissen Sie, wir haben elf Punkte Vorsprung auf Dortmund, das ist viel, viel wichtiger, als wenn du ein, zweimal in der Saison gegen Dortmund gewinnst." Aber klar, das räumte er schon ein, hätte man nur zu gern gewonnen.

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Mit drei Weltklasse-Paraden sichert der Torwart in der Schlussphase einen Punkt, Sven Bender gibt die unermüdliche Natronlauge im Mittelfeld, Mario Götze stiftet erhebliche Unruhe und Felipe Santana muss sich zehn Minuten eingewöhnen. Borussia Dortmund beim 1:1 in München in der Einzelkritik.

Thomas Hummel

Dazu passte ganz gut, dass BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke recht vergnügt bilanzierte: "Das ist für uns ein Erfolgserlebnis." Und dass auch Trainer Jürgen Klopp sagen dufte: "Es ging für uns nicht darum, einen Vorsprung aufzuholen, sondern darum, in diesem Spiel zu bestehen. Und damit bin ich total zufrieden, wie meine Mannschaft das gemacht hat."

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Sogar Dortmunds Trainer Klopp ist geschockt nach der schweren Verletzung von Bayern-Verteidiger Badstuber. Uli Hoeneß findet, dass Roman Weidenfeller nicht nur gut, sondern sehr gut gehalten hat. Leverkusens Stefan Kießling freut sich über ein Abseitstor und Schalke-Trainer Stevens beklagt die Pfiffe des Publikums.

Die Stimmen zum Wochenende.

Revanche verpasst, Badstuber verloren, dem Titel genähert, so ließ sich der Abend dagegen aus Sicht der Münchner zusammenfassen. Denn Innenverteidiger Holger Badstuber hatte sich ja schwer verletzt. Der Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie war noch im Stadion diagnostiziert worden, eine Kernspintomographie am Sonntag bestätigte dies. Badstuber soll am Montag operiert werden.

Die Verpflichtung eines weiteren Innenverteidigers schlossen die Bayern erstmal aus. Mit Dante, Jerome Boateng, Daniel van Buyten und dem ebenfalls für die zentrale Deckung geeigneten Javi Martínez halten sie sich für ausreichend belastbar besetzt.

Immerhin dem Titel genähert hatten sich die Bayern durch das Unentschieden, so werteten das sogar die meisten Dortmunder. "Ja, es sieht nicht so schlecht aus", sagte Klopp mit einem Lächeln zu der durchaus ungewöhnlichen Meisterprognose seines Kollegen Jupp Heynckes, der die acht Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger Bayer Leverkusen und deren elf auf die Borussia als komfortabel einstufte. Außerdem, befand der Bayern-Trainer, sei seine Mannschaft "gierig, wieder deutscher Meister zu werden. Und ich denke, dass wir bis heute, 15. Spieltag, gezeigt haben, dass wir das in diesem Jahr auch können und auch höchstwahrscheinlich schaffen werden."

Auch ihm ging es am Ende noch einmal um die Kleinigkeiten. Dortmund, sagte er, habe "drei sehr gute Möglichkeiten" gehabt, und "wir auch drei hervorragende Torchancen" gegen Ende. Ein bisschen besser sei die eigene Mannschaft gewesen, sollte das wohl heißen. So viel Revanche musste jetzt schon noch sein.

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