FC Bayern bezwingt Mönchengladbach:Auftaktsieg mit offenen Fragen

Bayern Munich's Kroos, Ribery, Alaba and Robben celebrate goal against Borussia Moenchengladbach during German first division Bundesliga soccer match in Munich

Gewohnter Torjubel: die Bayern Kroos, Ribery, Alaba und Robben (von links).

(Foto: REUTERS)

Mehr Offensive, weniger Robustheit: Beim 3:1 gegen Gladbach deutet sich an, wie sich die Guardiola-Bayern von den Heynckes-Bayern unterscheiden sollen - auch wenn noch nicht alles gelingt. Spektakulär wird es, als der Schiedsrichter auf Doppel-Handelfmeter entscheidet.

Aus dem Stadion von Claudio Catuogno

Die Zeit der Karohemden ist vorbei. Am Freitagabend um 20.30 Uhr wurde sie von der Phase des Zweiteilers mit Einstecktuch abgelöst. Für alle, denen der Unterhaltungs-Klassiker Fußball- Bundesliga etwas bedeutet, ist das natürlich eine gute Nachricht.

Nicht, dass es irgendetwas auszusetzen gegeben hätte an den bunten Mustern, in denen Pep Guardiola bisher seinen Dienst am Spielfeldrand des FC Bayern verrichtet hat, man muss sogar annehmen, dass in Fußballstadien selten so leidenschaftlich über das Für und Wider des Klein-, Mittel- und Großkarierten debattiert worden ist. Aber Karohemd, das hieß eben auch: Testspiel in der Oberpfalz. Das hieß: schon wieder so ein nach einem Sponsor benannter "Cup". Das hieß: warten auf den echten Fußball.

Und nun stand dieser Pep Guardiola, die zweifellos spektakulärste Neuverpflichtung der 51. Bundesligasaison, am Freitagabend also im Feiertagsanzug in der Münchner Arena, mit sehr spitzen braunen Lederschuhen übrigens, das war aber nur der modische Beleg dafür, dass es jetzt wieder losgegangen ist. Fußball-Bundesliga, 34 Spieltage, 17 Heim- und 17 Auswärtsspiele, ehe dann im nächsten Frühsommer der neue (alte?) Meister gekürt wird.

Und der FC Bayern, der Alles-Gewinner aus der vergangenen Saison, hat sich bei seinem Auftakt in die neue Spielzeit keine Blöße gegeben. Er gewann gegen Borussia Mönchengladbach 3:1 (2:1). "Wichtig ist, dass man das erste Saisonspiel gewinnt, es war ein guter Start", sagte Kapitän Philipp Lahm und fügte hinzu: "Wir sind nach 45 Tagen Vorbereitung froh, dass die Saison wieder begonnen hat."

Was Pep Guardiola, der mit dem FC Barcelona 14 Titel gewann, aber außerhalb Kataloniens noch nie einen Fußballklub trainiert hat, was dieser Pep Guardiola mit dem Triple-Sieger FC Bayern anstellen wird, das wird die vermutlich meistbeachtete Frage dieser neuen Saison sein. In dieser Hinsicht wirkte die Elf, die der Spanier nun zum Auftakt gegen Gladbach aufs Feld schickte, geradezu konservativ nach all den Experimenten in den Karohemd-Cups.

Auf dem Papier jedenfalls wirkte sie konservativ: Zehn der elf Bayern waren auch im Champions-League-Finale dabei, und sie standen sogar ziemlich genau auf jenen Positionen, die sie auch an jenem 25. Mai in Wembley beim 2:1 gegen Dortmund bekleidet hatten. Der Torwart hieß Manuel Neuer, der Rechtsverteidiger hieß Philipp Lahm, der sog. "echte" Neuner hieß Mario Mandzukic, was angesichts von Guardiolas Leidenschaft für sog. "falsche" Neuner (also stürmende Mittelfeldspieler) durchaus als Überraschung gewertet werden konnte. Auf dem Papier ersetzte lediglich im Mittelfeld Toni Kroos den Spanier Javier Martínez.

Aber das lag erstens daran, dass der neue Mittelfeld-Dribbler der Bayern, Thiago Alcántara (Guardiola: "Thiago oder nix"), mit Fieber im Bett lag. Und zweitens kann man eine Mannschaft ja auch entkernen und neu strukturieren, ohne sie beim Personal substanziell zu verändern. Und wenn man dieses Spiel nun als Guardiolas erste Regierungserklärung liest, dann ist da Kontinuität nur teilweise das Leitmotiv.

Ribérys Genie-Pässe

Nämlich in der Offensive, wo die alten Mechanismen gleich wieder funktionierten: Wo etwa Franck Ribéry nach einem missglückten Abstoß des Borussia-Torwarts Marc-André ter Stegen einen seiner Genie-Pässe auf Arjen Robben schlug, der zum 1:0 einschob (12. Minute). Und wo die Bayern mit so vielen Zauberfüßen ausgestattet sind, dass die Gladbacher Verteidigung bisweilen paralysiert zuschaute, wie sie ausgetrickst wurde.

Die Handlungs-Geschwindigkeit beim Angreifen haben die Guardiola-Bayern von den Heynckes-Bayern eins zu eins übernommen, und so war nur vier Minuten später auch das 2:0 nicht zu verhindern: Nach einem Robben-Freistoß von der rechten Seite versuchte es zunächst Franck Ribéry, ter Stegen parierte, aber dann drückte Mandzukic den Ball über die Linie (16.).

Wenn man aber das gesamte Spielfeld betrachtete, dann sah man da, quasi schon im Spielsystem angelegt: mehr Spektakel, aber weniger Sicherheit.

Dass Pep Guardiola im defensiven Mittelfeld einen "Sechser" zur Absicherung für ausreichend hält, das hatte sich schon seit Wochen abgezeichnet, Bastian Schweinsteiger wurde diese Aufgabe am Freitagabend übertragen. Martínez, sein kongenialer Partner aus der Vorsaison, saß nur auf der Bank. Dieser Verzicht auf Robustheit führt zu noch mehr Überlegenheit in der Offensive - aber ob das auf Dauer zum Erfolg führt, muss sich noch zeigen.

Wie häufig die Gladbacher sehr nahe ans Münchner Tor herankamen, dürfte jedenfalls noch Anlass für Videostudien geben und Stoff für weitere Übungseinheiten. Auch wenn den einzigen Gladbacher Treffer am Ende ein Münchner erzielte: der bisweilen arg indisponierte Dante mit einem Eigentor (40.). Die beste Gelegenheit der Gäste entschärfte Manuel Neuer gegen Gladbachs Zugang Max Kruse (30.)

In der zweiten Halbzeit wogte das Spiel hin und her - auch hier bleibt wohl noch Raum für jenen Konzeptfußball, für den Guardiola eigentlich steht. Die spektakulärste Phase bestand aus zwei Handelfmeter binnen zwei Minuten: Den ersten parierte ter Stegen gegen Müller (68.), den zweiten verwandelte Alaba (69.). 3:1 also. Und noch viele Fragen offen.

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