FC Bayern besiegt Zürich 2:0:Hoeneß, der Kabinengeist

Hat er die Bayern ermahnt? Oder nicht? Der 2:0-Sieg des FC Bayern in der Champions-League-Quali gelingt so schmucklos, dass sich die Debatten schnell um ein anderes Thema drehen: einen ominösen Halbzeit-Kabinenbesuch von Präsident Uli Hoeneß. Einige Spieler bestätigen ihn, die Vereinsspitze widerspricht.

Carsten Eberts, Fröttmaning

Die Wichtigkeit dieser Partie hatten die Münchner Protagonisten vorab reichlich betont. In der Qualifikationsrunde zur Champions League ging es schließlich gegen den krassen Außenseiter aus Zürich, gegen den ein Ausscheiden ziemlich blamabel wäre, ganz abgesehen von den vielen Millionen, die den Bayern beim Verpassen der Gruppenphase schmerzlich fehlen würden.

Eintracht Braunschweig v FC Bayern Muenchen - DFB Cup

Uli Hoeneß war aufgeregt: Zur Halbzeit des Spiels gegen Zürich suchte er wohl die Kabine der Mannschaft auf. 

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach dem Hinspiel am Mittwochabend in der Fröttmaninger Arena war die Aufregung zunächst verflogen. Die Bayern hatten den FC Zürich schmucklos 2:0 (1:0) besiegt, durch Tore von Bastian Schweinsteiger (8. Minute) und Arjen Robben (72.), nicht gerade mit berauschendem Kreativspiel, jedoch grundsolide, vor allem in der Defensive. "Wir hätten schon 3:0 oder 4:0 gewinnen müssen", berichtete Schweinsteiger zwar nach der Partie, was vor allem auf vergebene Großchancen von Mario Gomez und Philipp Lahm zurückzuführen war.

Die neue Ausgangssituation für das Erreichen der Champions League ist jedoch klar: Das 2:0 ist ein passables Polster. Beim Rückspiel in Zürich sollte nicht mehr allzu viel schief gehen.

Die Diskussion des Abends verlagerte sich entsprechend schnell auf ein anderes Thema - das Merkmale eines absurden Theaters aufwies. Wie ein TV-Sender noch während der Partie berichtete, habe sich in der Halbzeitpause eine eindrucksvolle Kabinenansprache von Präsident Uli Hoeneß ereignet, in der er seine Angestellten - zumindest der Legende nach - erneut vehement an die Wichtigkeit der Aufgabe gegen Zürich erinnert habe.

Das ist sonst nicht Hoeneß' Art - und auch der Zeitpunkt wäre höchst ungewöhnlich. War die Nachricht eine Ente? Oder hatte sich in der Pause tatsächlich etwas ereignet?

Die Komödie nahm ihren Lauf. Hoeneß sagte erwartungsgemäß nichts, dafür bestätigten einige Spieler den Kabinenbesuch. "Ja, es stimmt, dass er in der Kabine war", sagte Torhüter Manuel Neuer ohne Umschweife. Auch Torschütze Arjen Robben bejahte im Fernsehen den Vorgang. Bastian Schweinsteiger konnte sich zwar an nichts erinnern, schloss den Auftritt jedoch nicht kategorisch aus. Alles klar? Mitnichten.

Denn die Führungsriege der Bayern machte es sich plötzlich zur Aufgabe, den Kabinenbesuch des Präsidenten zu dementieren - und zwar vehement. "Das stimmt nicht", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, "einige Journalisten scheinen mit dem Wahrheitsgehalt derzeit etwas Probleme zu haben." Auch Trainer Jupp Heynckes und Sportdirektor Christian Nerlinger verneinten derartige Geschehnisse. Nerlinger sagte noch: "Was in der Kabine passiert, ist in der Kabine passiert."

Wozu die Geheimniskrämerei? Hatten sich die Spieler einen Spaß erlaubt? Oder war Hoeneß' Ansprache tatsächlich geschehen und so brisant, dass sie unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit dringen sollte?

Lahm euphorisch, Robben unzufrieden

Schließlich lieferte Kapitän Philipp Lahm einen interessanten Erklärungsversuch. Er sagte: "Direkt in der Kabine war er nicht. Aber unsere Kabine ist auch größer als ein Raum." Vielleicht ist Uli Hoeneß auch der einzige Mensch der Welt, der anwesend sein kann, obwohl er gar nicht da ist?

Lahm war es schließlich auch, der noch Bemerkenswertes zum Spiel zu berichten hatte. Für ein Spiel voller vergebener Chancen gegen einen zweitklassigen Gegner aus der Schweiz fiel seine Analyse auffallend euphorisch aus. "Alle haben defensiv gearbeitet und nach vorne viel Kreativität gezeigt", sagte Lahm und folgerte gar: "Heute war es endlich so, wie wir uns das vorstellen."

Auch Jupp Heynckes hatte Positives gesehen. "Wenn man so überlegen spielt wie wir in der zweiten Halbzeit, muss man die Chancen verwerten", sagte der Bayern-Trainer: "Das haben wir nicht getan. Deshalb muss man mit dem 2:0 zufrieden sein."

Doch es war nicht der Abend der Einigkeit in München - das bewies Arjen Robben. Er hatte nicht nur Schweinsteigers Führungstreffer mit einer formschönen Flanke vorbereitet, sondern auch selbst das 2:0 geschlenzt. Zufrieden war Robben trotzdem nicht. "Das Ergebnis ist in Ordnung, aber wir müssen noch viel besser spielen, viel konzentrierter, aggressiver und vor allem schneller", sagte Robben und folgerte: "Wenn wir so weiterspielen, wird es schwierig."

Zu seiner gerade überstandenen Rückenverletzung erklärte der Niederländer noch: "Ich bin froh, dass ich durchspielen konnte. Aber ich habe unter Schmerzen gespielt, das hat keinen Spaß gemacht."

Bis zum Rückspiel am kommenden Dienstag in Zürich besteht bei den Bayern auf einigen Ebenen Optimierungspotential. Das gilt auch für das Bundesligaspiel gegen den Hamburger SV am Samstag. Etwas besser absprechen dürfen sich die Bayern-Protagonisten bis dahin ebenfalls - egal, wer plötzlich in der Kabine auftaucht. Oder eben nicht.

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