FC Bayern besiegt Schalke:Wiederbelebungsshow für die Frustrierten

In dieser Bundesliga-Saison wird den FC Bayern wohl niemand mehr aufhalten. Beim lockeren 4:0 gegen Schalke dürfen mit Arjen Robben und Mario Gomez sogar zwei Bankdrücker Selbstvertrauen sammeln. Genervt sind die Bosse nur von altbekannten Wechselgerüchten. Und von Lothar Matthäus.

Von Jonas Beckenkamp

Das Minutenzählen hatte diesmal ein Ende. Es war ja zu einer eigenen Disziplin geworden, Arjen Robbens Abmarsch-Intervall zwischen Spielfeld und Mannschaftsbus zu messen, doch ausgerechnet an diesem saukalten Münchner Winterabend hätten die Ordner den flinken Holländer des FC Bayern beinahe vom Rasen zerren müssen. Robben wollte einem Fan sein Trikot schenken und den Moment genießen, denn er hatte endlich wieder Fußball gespielt. Das gelang ihm sogar recht ordentlich, und vor allem: über 90 Minuten.

Auf ein solch gemütsstärkendes Erlebnis musste er lange warten, was bei den stets aufgeregten Münchnern für erheblichen Wirbel gesorgt hatte. 4:0 (2:0) überrollten die hoch überlegenen Bayern eine bemitleidenswerte Schalker Ersatzelf, die im derzeitigen Wackel-Zustand wohl auch gegen manch schwächeren Gegner ihre Probleme hätte.

Doch die Nöte der Gelsenkirchener waren dem leidgeplagten Robben egal, er freute sich beinahe überschwänglich: "Für mich war es ganz wichtig, heute zu spielen. Ich muss meinen Rhythmus finden und dafür brauche ich Einsätze." Die Debatten der vergangenen Wochen hatten auch ihn geplagt, das war klar. Arjen Robben als Bankspieler? Das kann sich insbesondere Arjen Robben nur schwer vorstellen. Und so flüchtete er diesmal nicht wortlos aus der Dusche ins Teamgefährt, sondern hielt eine kleine Erklär-Audienz in eigener Sache. "Ich bin nicht schwierig. Wir sollten alle aufhören, so negativ zu reden. Klar bin ich enttäuscht, wenn ich mal nicht ran darf. Aber was soll ich machen? Eine Polonaise veranstalten?"

Mitten zur Faschingszeit sind solche Vergleiche nicht unangebracht - und doch verdeutlichte Robbens Verteidigungsrede: Hier drängt vor den entscheidenden Wochen im Pokal und in der Champions League einer zurück in die Startelf.

Es sind seltsame Zeiten bei den Bayern: Da gewinnt das Team Spiel um Spiel, liegt nun sagenhafte 15 Punkte vor seinen Verfolgern, zeigt gegen Schalke eine glänzende Leistung - und doch sind nicht alle vollends zufrieden. Trainer Jupp Heynckes hatte sich diesmal mit der lange angekündigten Rotation als Stimmungsmoderator versucht. Mit Thomas Müller und Mario Mandzukic blieben die beiden erfolgreichsten Torschützen der Saison komplett im Trainingsanzug, auch der belgische Abwehrmann Daniel Van Buyten musste zuschauen.

Chance für Robben und Gomez

Vorspielen durften dafür Robben, Jérôme Boateng und Mario Gomez, der das Vertrauen des Coaches nach einiger Leidenszeit mit einer Vorlage (zu David Alabas 3:0, 51. Minute) und einem Treffer (4:0, 63.) rechtfertigte. Eine Wiederbelebungskur erfuhr somit neben Robben auch der deutsche Nationalstürmer. "Vielen Dank und meinen vollen Respekt an den Trainer, dass er mir vertraut," sagte Gomez fast schon ehrfürchtig - er wusste, dass er solche Rochaden noch öfter braucht, um wieder seine Form zu finden.

Heynckes selbst rückte dann aber das Team in den Vordergrund, schließlich hatten die Bayern tatsächlich formidabel agiert. Mit schnellen Pässen und variablem Positionsspiel zerlegten sie die starren Schalker, am Ende war es nur der großzügigen Chancenverwertung zu verdanken, dass dieses einseitige Duell nicht mit einem Zirkusergebnis über die Bühne ging.

"Das ist ein Produkt der Arbeit meiner Mannschaft," analysierte Heynckes: "Heute kamen drei Neue herein und trotzdem haben wir mit souveräner Autorität gespielt." Wenn es eines Beweises jener gesunden Selbstüberzeugung bedurfte, dann war dieser in Person des urlässigen Alaba zu finden. Erst schnappte sich der Österreicher den Ball und verwandelte unerschrocken den Elfmeter zum 1:0 (19.), später ließ er noch ein Tor folgen.

Dazwischen durften die 71.000 in der Arena noch Bastian Schweinsteigers hübsches Freistoßtor zum 2:0 (32.) bewundern. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt war die Partie regelrecht entschieden. "Wir sind hinten nicht eng genug gestanden und waren nach vorne nicht mutig genug," sagte Schalkes Trainer Jens Keller, der nach Aussagen von Manager Horst Heldt weiterhin nicht um seinen Job bangen muss. Und so blieb nach dem Schlusspfiff nur noch eine Streitfrage: Was ist denn nun dran an den Gerüchten, dass die Bayern sich bereits mit dem Dortmunder Stürmer Robert Lewandowski geeinigt haben?

Im Fernsehen hatte Sky-Experte Lothar Matthäus freimütig erzählt, dass er aus sicherer Quelle von einem bereits beschlossenen Deal zwischen den Münchnern und dem Polen gehört habe - nur der Zeitpunkt des Transfers stünde noch nicht fest. Ausgerechnet Lothar Matthäus, der beim FC Bayern unter dieser sportlichen Leitung bekanntlich nicht einmal mehr Greenkeeper wird, als gut informierter Insider?

"Hören Sie mir auf mit so einem Schmarrn. Solche Spekulationen kommentieren wir nicht," zischte entsprechend Präsident Uli Hoeneß, während der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge bekräftigte, es gebe in dieser Sache "keine Entscheidung". Wer genaueres erfahren wolle, solle doch gefälligst "den Lothar fragen". Lothar Matthäus als Bayern-Pressesprecher? So weit kommt es noch.

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