FC Bayern besiegt Leverkusen 3:0:Gott sei Dank nur drei Stück!

Bayer Leverkusen freut sich über seine Mannschaft, weil sie bei den Bayern nur 0:3 verliert, Sportdirektor Rudi Völler erklärt den Gegner zur "Übermannschaft". Die Münchner geben sich so dominant, dass sich Arjen Robben während des Spiels von einem Muskelkater erholt - und dass sie selbst das Spiel gegen Manchester City seelenruhig erwarten.

Thomas Hummel, Fröttmaning

Um 20.33 Uhr, eine knappe Viertelstunde nach dem Schlusspfiff, eilte Gonzalo Castro zum Mannschaftsbus. Damit stellte der Leverkusener Linksverteidiger mit großer Wahrscheinlichkeit einen neuen Saisonrekord auf. Schlusspfiff, ab in die Kabine, vorbei an Kameras und Mikrofonen, geduscht, Haare gerichtet, angezogen, Rollkoffer gepackt und hinaus zum Bus - und das in nur 15 Minuten.

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Immer "geil" auf den Ball: Franck Ribéry im Hechtflug. 

(Foto: AFP)

Von Flucht zu sprechen, wäre übertrieben. Aber dass sich Castro in dieser Münchner Umgebung nicht ganz wohl gefühlt hat und er so schnell wie möglich den Ort verlassen wollte, klingt nur folgerichtig - mit 0:3 (0:2) hatte seine Elf beim FC Bayern verloren. Gonzalo Castro gehört einer Mannschaft an, die es gewohnt ist, besser oder mindestens gleichwertig Fußball zu spielen wie der Gegner. Und nun wurde dieser TSV Bayer 04 Leverkusen, zuletzt Meisterschaftszweiter, vorgeführt wie ein unterklassiger Pokalgegner.

Wer ist dieser FC Bayern München, der so dominant daherkommt? Mit 18 Punkten und 21:1 Toren die Tabelle anführt. Der gegen Bayer Leverkusen höchstens eine halbe Stunde ernst machen muss. Der nun wettbewerbsübergreifend neun Spiele in Folge ohne Gegentor gewonnen hat.

Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler hatte eine Antwort: "Bayern ist dieses Jahr die Übermannschaft schlechthin, die haben ein anderes Niveau."

Um derzeit zu dieser Erkenntnis gelangen, muss man kein Weltmeister, Bundestrainer und anerkannte Fußballauthorität sein. Doch es war schon bemerkenswert, wie offen die Leverkusener ihre totale Unterlegenheit eingestanden. Sowohl Völler wie auch Trainer Robin Dutt lobten ihre Mannschaft, weil sie nur 0:3 verloren hatte bei diesen gigantischen Münchnern.

"Wenn du hier nach 20 Minuten 0:2 zurückliegst, dann musst du Schadensbegrenzung betreiben", erklärte Völler. Hätte seine Elf den ernsthaften Versuch unternommen, dem Spiel mittels verstärkter Offensive eine Wendung zu geben, "dann kriegst du hinten sechs Stück". Trainer Dutt erläuterte hinterher, er rechne es seinen Spielern "hoch an, dass sie sich hier nicht haben abschlachten lassen".

Nach fünf Minuten hatte Franck Ribéry die Unerfahrenheit des 18-jährigen Debütanten Danny da Costa mit einem lockeren Dribbling ausgenutzt, seine folgende Hereingabe spitzelte Thomas Müller ins Netz. Dann rauschte ein Freistoß von Daniel Van Buyten durch die Leverkusener Mauer hindurch zum 2:0 (19.) - und das Spiel war entschieden. Nach viel, nach sehr viel Leerlauf und Ballgeschiebe schickte Bastian Schweinsteiger in der Schlussminute noch Rückkehrer Arjen Robben Richtung Tor, der zum 3:0 vollendete.

Wie Völler seiner Elf Mut macht

So ist es also im Herbst 2011 in München: Der Champions-League-Teilnehmer Leverkusen ist froh, wenn er nur drei Stück kassiert. Nur leise wiesen die Verantwortlichen darauf hin, dass mit Michael Ballack (Grippe), Andre Schürrle (Sperre), Daniel Schwaab (Knieprobleme) und Michal Kadlec (Sperre) oder auch Tranquillo Barnetta (langzeitverletzt) viele ordentliche Kräfte fehlten. Es wäre ihnen wohl als Ausrede ausgelegt worden. Bayern München scheint derzeit einfach unbezwingbar. Oder?

Am Dienstag kommt es nun zum ultimativen Test. Manchester City prüft in der Champions League die bayerische Übermannschaft. Es könnte spannend werden, schließlich bezeichnen viele Beobachter auch das von Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan aufgepeppte ManCity als Übermannschaft. Übermannschaft gegen Übermannschaft.

"Das wird keine einfache Sache, da sind einige sehr gute Spieler dabei", glaubt Bastian Schweinsteiger. Er sah dabei aber nicht so aus, als würden ihn der Gedanke an die Engländer Angst machen. Die Bayern würden es derzeit auch mit einer Elf aus Terminatoren aufnehmen. Denn was soll schon schiefgehen, wenn sie so weiterspielen?

Trainer Jupp Heynckes hat es geschafft, aus dem traditionell eitlen FC-Bayern-Betrieb eine Mannschaft zu bauen, in der sich alle Millionäre auf dem Platz einer gemeinsamen Sache unterordnen. Im Mittelfeld hat er mit Anatolij Timoschtschuk und Luiz Gustavo zwei giftige Arbeiter, die viel Dreck wegräumen vor der Abwehr. Und meistens attackiert die vordere Reihe mit Mario Gomez, Franck Ribéry, Thomas Müller und Toni Kroos schon so eifrig, dass selbst für Timoschtschuk nur noch wenig Dreck übrig bleibt. "Bei jedem Ballverlust sind wir sofort wieder geil auf den Ball", umschrieb Van Buyten das Erfolgsgeheimnis.

So sieht die gut geschützte Abwehr viel besser aus als in den vergangenen Jahren, und vorne spielen sich die Offensivkönner mit den gegnerischen Verteidigern. Da kann es der Konkurrenz wenig Mut machen, dass nun auch Arjen Robben wieder da ist. Wenngleich sich selbst der bekannt selbstbewusste Niederländer zurücknimmt. "Ich muss ruhig bleiben und nicht zu viel wollen", sagte er nach seinem 13-Minuten-Einsatz. Er musste eine schlimme Verletzung überstehen und müsse sich noch von der anstrengenden Reha mit Fitnesstrainer Thomas Wilhelmi erholen. "Ich hab davon noch einen Muskelkater", erklärte er nach dem Spiel.

Arjen Robben erholt sich also in einem Spiel gegen Leverkusen von der Reha. Soweit ist es gekommen in der Bundesliga. Die Rheinländer freuen sich deshalb immerhin auf die Champions League, sie treffen am Mittwoch auf den belgischen Meister KRC Genk. Und Sportdirektor Völler sprach seinen Profis bereits gehörig Mut zu: "Genk ist nicht Bayern München."

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