FC Bayern besiegt Borissow:Nur Jérôme Boateng trübt die Freude

FC Bayern Muenchen v FC BATE Borisov - UEFA Champions League

Jérôme Boateng: unnötige rote Karte

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Der FC Bayern gewinnt souverän mit 4:1 gegen Bate Borissow und sichert sich den Gruppensieg, zahlreiche Spieler aus der zweiten Reihe dürfen sich auszeichnen. Nur der Feldverweis für Jérôme Boateng ist ärgerlich, denn nun fehlt im Achtelfinale ein weiterer Innenverteidiger.

Aus dem Stadion von Andreas Burkert

- Seit einer Woche hielt sich der weißrussische Vertreter Bate Borissow bereits in Bayern auf, nach dem Saisonende in der Heimat präparierte sich der Landesmeister in Bad Gögging für das letzte Gruppenspiel in der Champions League beim FC Bayern.

Was genau die Gäste im Kurort an der Donau übten, ließ sich am Mittwochabend nur erahnen, denn die im Hinspiel (3:1) noch so eifrigen Osteuropäer boten beim 1:4 eine diskrete Leistung. Die Bayern sicherten sich damit souverän den angestrebten Gruppensieg und das Heimrecht im Achtelfinal-Rückspiel, doch ungetrübt war die Freude beim Tabellenführer der Bundesliga nicht: Verteidiger Jérôme Boateng handelte sich einen überflüssigen Platzverweis ein.

"Für uns war es ein Pflichtsieg. Nach der Niederlage im Hinspiel wollten wir zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind. Wir sind verdient Gruppenerster. Das war wichtig für uns", sagte Torhüter Manuel Neuer. Trainer Jupp Heynckes hatte seine Stammelf erneut ausgedünnt.

Wie ein Mathematiker berechnet er ja nun schon seit dem Herbst den mutmaßlich zu erfüllenden Aufwand und gönnt möglichst vielen Leistungsträgern Ruhepausen; angesichts der Absenzen von Badstuber (Kreuzbandriss), Gustavo (Leisten-OP), Pizarro (Erkältung) sowie des nun vielleicht erst 2013 zurückkehrenden Robben (nach überstandenem Muskelfaserriss nun eine schmerzhafte Bandscheiben-Vorwölbung an der Lendenwirbelsäule) kann den Reservisten etwas Ernstfall kaum schaden.

Gegen Borissow wurden Ribéry, Martínez, Lahm, Alaba und sogar der tags zuvor als unverzichtbar gerühmte Dante geschont. Rafinha verteidigte stattdessen rechts, van Buyten im Zentrum, Contento links und Timoschtschuk vor der Abwehr, Ribéry wiederum wurde auf dem linken Flügel durch Shaqiri ersetzt. Im Sturm erhielt wie erwartet Gomez den Vorzug vor Mandzukic, dessen Zeit als erster Angreifer sich allmählich dem Ende zuneigt.

Gut drei Monate hatte Mario Gomez gefehlt wegen seiner Sprunggelenksverletzung, die Partie gegen Borissow sollte ihm erneut Spielpraxis verschaffen. Der Nationalstürmer begann wie sein Team recht verhalten und fehlerhaft, doch in der 22. Minute stand er eben wieder dort, wo zuletzt Mandzukic leichtes Spiel hatte. Der lebendige Schweizer Dribbler Xherdan Shaqiri spielte auf links Poljakow aus und gab von der Grundlinie nach innen hinein, wo Gomez wuchtig zur Vollendung aus kurzer Distanz erschien.

Dem Abend schien damit auch seine letzte Brisanz genommen zu sein. Denn im Duell um den Gruppensieg musste Valencia schon auf Münchner Punktverluste hoffen, da die Spanier den direkten Vergleich verloren hatten. Doch da auch Valencia in Lille früh in Führung ging, benötigten die Bayern für einen geruhsamen Rundenkehraus schon einen zweiten Treffer.

Unsinniges Vergehen von Boateng

Kroos, der im Mittelfeld um konstruktive Dinge bemüht war, kam dem 2:0 nahe. Doch Bate-Keeper Gorbunow hielt seinem strammen 18-m-Schuss effektiv die Fäuste entgegen (39.). Ansonsten kontrollierten die Bayern mit einer gewissen Gleichgültigkeit das Geschehen, zumal Borissow in der ersten Hälfte bei seinen zwei Torschüssen ihren Puls nicht in den roten Bereich trieb.

Dafür sorgten dann die Bayern selbst, in Person von Boateng, doch darauf hätte Heynckes gut verzichten können. Nach Badstubers Malheur vom Wochenende soeben wieder zum vermeintlich unverzichtbaren Innenverteidiger aufgestiegen, leistete sich der 24-Jährige eine eingesprungene Grätsche von der Seite gegen Kontsewoi.

Das unsinnige Vergehen im Mittelkreis ahndete der schottische Referee zum Entsetzen der Bayern mit einer roten Karte (50.). Ein hartes, aber nicht aus der Luft gegriffenes Urteil. "Man kann die rote Karte geben, das Foul ist völlig unnötig und sieht wüst aus", urteilte Heynckes.

Der Bayern-Coach reagierte und forderte Dante an, wohl damit er sich an der Seite von van Buyten schon mal für ein durchaus mögliches Achtelfinale gegen Real einspielen konnte. Die Einwechslung verzögerte sich jedoch - denn Thomas Müller erzielte noch rasch das 2:0. Dass seiner Direktabnahme vor dem Tor eine Abseitsstellung des Vorarbeiters Schweinsteiger vorausging, trübte seine Freude mitnichten (54.).

Zur Belohnung durfte Müller gleich unter die warme Dusche, doch die zehn Kameraden auf dem Rasen setzen den Dienst nun mit Haltung fort - Boatengs Ausschluss hatte sie angestachelt, sie waren dem 3:0 näher als die harmlosen Weißrussen dem Anschluss. Shaqiri war es schließlich, der den Strich unter ein überflüssiges Spiel machte, nach Gomez' schöner Flanke vom linken Flügel schraubte er seine 169 Zentimeter in die Luft und feierte die Rarität eines Kopfballtreffers (66.).

Gleichziehen konnte Borissow nur noch an Spielern, Poljakow sah nach einer Sturzeinlage im Bayern-Strafraum Gelb-Rot (69.). Auf Wunsch des Volkes brachte Heynckes noch den Publikumsfavoriten Ribéry, doch den Schlusspunkt der Bayern setzte der ebenfalls eingewechselte Alaba (83.), bevor Jegor Filipenko (89.) verkürzte.

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