FC Bayern beim Vorbereitungsturnier:Hellwach im ersten echten Test

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Das Jubeln geht weiter: Der FC Bayern gewinnt den Test gegen den HSV (Foto: AFP)

Der deutliche Sieg des FC Bayern im Test gegen den HSV bringt die Einsicht, dass es mit der Dominanz der Münchner auch in dieser Saison weitergehen könnte. Die sportlichen Erkenntnisse fallen überschaubar aus, doch Pep Guardiola gewährt immerhin Einblicke in seine Wunsch-Abwehr.

Von Philipp Kreutzer, Mönchengladbach

Pep Guardiola ist ein höflicher Mensch. Seinen Trainerkollegen Thorsten Fink bedachte er mit einer Umarmung, und auch im Umgang mit den Journalisten offenbarte sich beim Telekom-Cup in Mönchengladbach sein Stil: Bevor er in der Pressekonferenz mit den Ausführungen zum Spiel begann, wünschte der Spanier den anwesenden Reportern erst mal eine "Gute Nacht".

Diese ungewöhnliche Grußformel verdeutlicht: Guardiola ist nicht nur ein höflicher, sondern auch ein mutiger Mensch. Der neue Trainer des FC Bayern hat sich vorgenommen, bei der Arbeit viel Deutsch zu sprechen, und er bleibt dabei. Auch wenn ihm dabei mal etwas unfreiwillig Lustiges gelingt. Wie in diesem Fall bei herrlichem Sonnenschein um kurz vor 20 Uhr mit der zumindest formal völlig korrekten Übersetzung des spanischen "buenas noches", das ja auch "Guten Abend" bedeuten kann. Verstanden worden ist er trotzdem, und Verständnis für Peps anfängliche Schwierigkeiten mit der für ihn fremden Sprache dürften die meisten auch haben.

Etwas lustig wirkten die Wünsche zur angenehmen Bettruhe auch deshalb, weil seine Mannschaft zuvor alles andere als eine müde Vorstellung gezeigt hatte. Hellwache Bayern nahmen bedauernswerte Hamburger derart auseinander, dass der HSV sich mit dem 0:4 in nur 60 Minuten Spielzeit durch Tore von Jérôme Boateng, Mario Mandzukic, Toni Kroos und Thomas Müller noch glücklich schätzen konnte.

Im Endspiel des Testturniers treffen die Münchner damit am Sonntag ab 18 Uhr auf Gladbach, das Dortmund 1:0 besiegte. Der BVB und Hamburg stehen sich ab 16.45 Uhr im Spiel um Platz drei gegenüber. "Ich bin zufrieden mit der Mannschaft, ich bin zufrieden, im Finale zu sein", sagte Guardiola. Leistung und Ergebnis stimmten - genauso wie Grammatik und Sinnzusammenhang in diesem Trainerfazit.

Weniger sprachlich, sondern taktisch auffällig am Auftritt der Bayern: Lange, schwer zu kontrollierende Bälle schlugen sie auch in Drucksituationen nicht. Selbst Torhüter Tom Starke suchte, wenn von einem Gegner angelaufen wurde, konsequent den kurzen Flachpass zum nächsten Mitspieler. Das gelang und vermittelte zugleich eine Vorstellung davon, wie Guardiola Fußball spielen lassen möchte. Auch Fink wirkte beeindruckt. "Die Bayern waren uns in allen Belangen überlegen", räumte der HSV-Trainer ein, ehe er seine Mannschaft für deren zu geringe Gegenwehr kritisierte.

Wirklich überraschen konnte die Münchner Dominanz aber niemanden. Zu überlegen war der Triple-Gewinner ja schon in der vergangenen Saison den meisten Konkurrenten gewesen. Nach diesem Test, der der erste ernsthafte sein sollte, deutet nichts darauf hin, dass sich daran künftig etwas ändern wird. Weil zurzeit eben selbst Mannschaften wie der HSV kein echter Gegner für die Bayern sind.

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Interessant könnte deshalb auch während der in drei Wochen beginnenden neuen Bundesliga-Spielzeit vor allem sein, welche Spieler Guardiola aufbietet, um die Gegner zu zerlegen. Und welche nicht. In der Abwehr setzte der neue Trainer gegen Hamburg auf bewährte Kräfte: Philipp Lahm, Daniel van Buyten, Jérôme Boateng und David Alaba. Sehr gute Chancen auf einen Platz in der ersten Elf dürfte zudem Thiago Alcántara haben, der das Spiel aus der Zentrale vor der Abwehr lenkte. "Ich bin dankbar, dass er bei uns ist", sagte Guardiola nach dem glänzenden Debüt seines Wunschspielers.

Für weitere Erkenntnisse über die Besetzung der sechs Positionen in Mittelfeld und Angriff taugte die Begegnung indes nicht. Zu diesem frühen Zeitpunkt und gegen diesen Gegner der Startelf angehört zu haben, wird Franck Ribéry, Xherdan Shaqiri, Toni Kroos, Claudio Pizarro und Mario Mandzukic keinen wesentlichen Vorsprung verschafft haben. Die später eingewechselten Arjen Robben und Thomas Müller setzten den Angriffswirbel nahtlos fort, die pausierenden Bastian Schweinsteiger, Javi Martínez und Mario Götze werden ihre Chancen schon noch erhalten.

Eine Aussage zum extremen Konkurrenzkampf mochte sich Guardiola denn auch nicht entlocken lassen. Nur einmal sagte er noch etwas, nämlich als man ihn auf den vermeintlichen Zwist mit Tito Vilanova ansprach, seinen Nachfolger beim FC Barcelona, der kürzlich Peps fehlende Unterstützung beklagt hatte und wegen seiner Krebserkrankung vom Trainerposten zurückgetreten ist. "Ich liebe ihn", antwortete Guardiola, "ich wünsche ihm und seiner Familie viel Kraft."

Mehr wolle er nicht sagen, denn: "Es ist sehr schwer für mich, darüber auf Deutsch zu sprechen." Guardiola ist offenkundig nicht nur ein höflicher und mutiger, sondern auch ein schlauer Mensch.

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