FC Bayern beim Elfmeterschießen:Schlau und selbstbewusst

Bastian Schweinsteiger sucht nach Körperteilen, David Alaba gibt dem Trainer eine spontane Zusage, Arjen Robben trifft eine schlaue Entscheidung: So dramatisch das Elfmeterschießen des FC Bayern gegen Real war, so beeindruckend war auch die Auswahl der Schützen und deren Umgang mit der besonderen Situation.

Jürgen Schmieder

Wer wissen möchte, wie sich ein Spieler fühlt, wenn er im Halbfinale der Champions League als Schütze beim Elfmeterschießen antreten muss, der bekommt von Bastian Schweinsteiger eine recht deutliche Beschreibung: "Ich habe kurz vor meinem Elfmeter meine Eier vergessen oder verloren, aber sie dann rechtzeitig wiedergefunden", sagte Schweinsteiger über seinen Strafstoß, der Real Madrid letztlich besiegte und den FC Bayern ins Finale schickte.

Real Madrid - FC Bayern München

David Alaba zeigt sich beim Elfmeterschießen nervenstark: "Der Trainer hat gefragt, ob ich schießen möchte, da habe ich 'ja' gesagt."

(Foto: dpa)

So dramatisch das Elfmeterschießen war (Präsident Uli Hoeneß sagte: "Als der Lahm verschossen hat, habe ich gedacht, ich sterbe."), so beeindruckend war auch die Auswahl der Schützen und deren Umgang mit der besonderen Situation. Für den FC Bayern traten an: David Alaba, Mario Gomez, Toni Kroos, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger.

Arjen Robben fehlte, was zunächst einmal überraschte, hatte der Holländer doch während des Spiels einen Elfmeter ins Tor geschossen. "Ich hatte nach dem verschossenen Elfmeter in Dortmund das Vertrauen, auch heute zu schießen", sagte Robben nach dem Spiel. Beim Elfmeterschießen jedoch lehnte Robben ab. Als Jupp Heynckes auf ihn zuging, deutete er mit wackelndem Zeigefinger an, lieber nicht antreten zu wollen. Heynckes verstand sogleich und drehte sich um.

"Ich glaube, manchmal muss man ein bisschen schlau sein", sagte Robben nach dem Spiel, "ich kenne Cassillas schon lange Zeit, ich habe hier schon einige Elfmeter genommen. Ein Zweiter ist immer ein bisschen schwieriger, deshalb glaube ich, es war gut so." Das ist eine schlüssige wie bemerkenswerte Erklärung eines Akteurs, der Zurückhaltung gewöhnlich nicht zu seinen Tugenden zählt.

Also musste Heynckes andere Schützen finden - und bekam von David Alaba eine spontane Zusage. "Der Trainer hat gefragt, ob ich schießen möchte, da habe ich 'ja' gesagt", war der trockene Kommentar des Österreichers, "sicherlich war ich ein bisschen nervös, aber ich hatte die Kraft." Auch Alabas Aussage ist durchaus bemerkenswert, hatte der 19-Jährige doch zuvor einen Elfmeter verursacht und auch noch eine gelbe Karte gesehen, die ihm die Teilnahme am Finale verwehrt.

Es war eine Mischung aus Selbstbewusstsein und Zurückhaltung, mit der die Spieler des FC Bayern in dieses Elfmeterschießen gegangen waren - und danach konnten sie gar über die Fehlschüsse herzlich lachen. "Das wäre doch zu einfach gewesen", sagte Kroos über seinen doch arg langsam getretenen Versuch.

Neben den fünf Schützen gab es freilich noch einen, der zum Elfmeterschießen antreten musste. Torwart Manuel Neuer hielt zwei Strafstöße, den Versuch von Sergio Ramos guckte er laut Heynckes über das Tor. Der suchte weder nach Körperteilen noch überlegte er: "Ich bin in einer solchen Situation total fokussiert, ich bin da in einer anderen Welt. Ich weiß da gar nicht, was um mich herum passiert", sagte er - und lehnte einen Vergleich mit Oliver Kahn trocken ab: "Das mag ich nicht." Er ist ja auch Manuel Neuer.

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