FC Bayern bei der Klub-WM:Kosmisch nach Belieben

FIFA Club World Cup 2013

Thiago (re): Stark bei der Klub-WM

(Foto: dpa)

Einige Chancen bleiben ungenutzt und doch zieht der FC Bayern leichtfüßig ins Finale der Klub-WM ein. Gegen Guangzhou Evergrande kommt das Team von Pep Guardiola zu einem ungefährdeten 3:0. Im Finale am Samstag wartet der letzte Pokal eines erfolgreichen Jahres.

Mit Superlativen ist es im Fußball ja so eine Sache. Irgendwann ist alles gesagt, alles Außerirdische beschrieben, jegliche Übermenschlichkeit allumfassend besungen. Die "Galaktischen", so hießen einst die Außerwählten von Real Madrid - was sollte da noch kommen? Einiges, das beweist ein Blick nach China. Im Reich der Mitte war Kreativität gefragt, um den nächsten Gegner der weltweit eher im irdischen Bereich angesiedelten Auswahl von Guangzhou Evergrande einzuordnen. So erfand man kurzerhand den Begriff "kosmisches Team" - und zwar für den FC Bayern.

Bei der Klub-WM gegen die Münchner zu spielen, gegen die "berühmten und mächtigen" Bayern, das sei schon eine Riesennummer, war sich die chinesische Staatsagentur Xinhua sicher. Die Rollenverteilung fiel eindeutig aus in diesem Halbfinale: Hier der Außenseiter aus Asien (da konnte Pep Guardiola noch so sehr warnen), dort das bayerische Titelmonster, das nach Meisterschaft, Pokal, Champions League und europäischem Supercup auch noch Weltmeister-Ehren abgreifen will. Zwischen diesen Extremen entwickelte sich ein erwartet einseitiger Kräftevergleich, den die Bayern pflichtbewusst mit 3:0 (2:0) ins Ziel schaukelten.

"Wir sind Profis und wir wollen diesen Titel gewinnen, deswegen haben wir heute so gut gespielt", sagte Franck Ribéry, der den Sieg mit seinem Treffer in der 40. Minute eingeleitet hatte. Mario Mandzukic (44.) und Mario Götze (47.) erhöhten für den Triple-Sieger. "Es ist nie einfach gegen eine Mannschaft von Marcello Lippi", betonte Trainer Josep Guardiola mit Blick auf seinen taktisch fintenreichen Trainerkollegen auf der Guangzhou-Bank. Seinen eigenen Spielern gratulierte Guardiola: "Sie haben dieses Finale verdient."

Im Endspiel und letzten Match der Bayern im Erfolgsjahr 2013 treffen die Münchner am Samstag entweder auf Raja Casablanca oder Atletico Mineiro mit Ex-Weltfußballer Ronaldinho. Neben dem fünften Titel in diesem Jahr insgesamt, und dem nächsten für Coach Josep Guardiola nach dem Supercup winken den Bayern auch noch 3,65 Millionen Euro Siegprämie.

Im Halbfinale war vor 27 311 Zuschauern im Stade Adrar erstmal Geduld gefragt. "Wir haben ein bissl lang gebraucht fürs 1:0, aber insgesamt souveränen Fußball gespielt. Genau, wie wir es uns vorgenommen hatten", betonte Kapitän Philipp Lahm. Die Bayern übernahmen erwartungsgemäß das Kommando und Guangzhou igelte sich ein. Vorne sollte es für den Asien-Meister die südamerikanische Fraktion mit den Brasilianern Elkeson und Muriqui sowie dem Argentinier Dario Conca richten. Doch soweit kam der chinesische Meister der vergangenen drei Spielzeiten nicht.

Tortechnologie und weißes Spray

Die in weiß gekleideten Bayern ließen sich von der gegnerischen Abwehrmauer nicht beirren, selbst wenn es einiger Versuche gegen die emsigen Lippi-Schützlinge bedurfte. Am knappsten scheiterten zunächst Thiago (16.) und Toni Kroos (25.), die nacheinander Pfosten und Latte trafen. Dass beim Kroos-Kracher der Ball auch nicht hinter die Linie sprang, bewiesen die Bilder der Torlinien-Technologie. Sie kam ebenso zum Einsatz wie ein weißes Spray, um den Abstand der Mauer bei einem Freistoß zu markieren.

Ob ruhender Ball oder aus dem flüssigen Spiel der Münchner heraus - es dauerte bis fünf Minuten vor der Halbzeit, ehe die Bayern das Bollwerk durchbrachen. Deutschland-Schreck Lippi, der bei der WM 2006 mit Italien die DFB-Elf im Halbfinale aus dem Turnier geworfen und anschließend Italien zum Titel geführt hatte, musste mitansehen, wie seine eifrigen Spieler den einschussbereiten Thiago noch aufhalten konnten, bei Ribérys Schuss aus halblinker Position und rund sieben Metern landete der Ball aber im Netz.

Die Bayern legten wenig später nach. Wieder mit Vorbereiter Thiago, diesmal mit einer Flanke von rechts, traf Mandzukic per sehenswertem Flugkopfball. Nach der Pause musste Lahm, der wieder auf der Sechs vor der Abwehr agierte, erstmal vorm eigenen Tor gegen Muriqui eingreifen und die erste Torchance von Guangzhou verhindern.

Im direkten Gegenzug zirkelte Götze den Ball wunderbar ins Tor zum dritten Bayern-Treffer. Pech hatte Ribéry, als er vor seiner Auswechslung unter dem Applaus der Zuschauer in Marokko nur Aluminium traf (66.). Am Ende brachten die Münchner den Sieg entspannt über die Zeit. In der 87. Minute wäre Götze noch fast sein zweiter Treffer gelungen. Nur mit den Fingerspitzen konnte Keeper Cheng Zeng den Ball an die Latte lenken. "Die Bayern sind eine Klasse für sich", bilanzzierte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer.

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