FC Bayern bei Arsenal:Der Partyschreck kommt

Bayern Munich training session

Auch kein Schlechter: Thomas Müller vor dem Arsenal-Spiel.

(Foto: dpa)
  • Der FC Bayern gastiert in der Champions League beim FC Arsenal - die Engländer brauchen dringend einen Sieg.
  • Die Münchner plagen Verletzungssorgen, sie gehen aber zuversichtlich in die Partie.
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Von Jonas Beckenkamp, London

Natürlich musste Xabi Alonso diesmal auf die Bühne, er kennt das ja alles: England, Linksverkehr, die Premier League, Arsenal - der Baske ist bei den Bayern der Chef-Auskenner in Sachen Vereinigtes Königreich. Immerhin hat er mehrere Jahre auf der Insel verbracht. Damals in Liverpool erzielte er sogar Tore von der Mittellinie. Und er hat erlebt, wie das so ist, wenn im Winter einfach weitergespielt wird. Ohne Pause. Selbst am zweiten Weihnachtsfeiertag, dem "Boxing Day". "Das ist hart, man kann kaum durchschnaufen", sagte Alonso nun vor der Partie gegen Arsenal.

In Deutschland seien die Bedingungen bekömmlicher: "Die Winterpause ist sehr angenehm. Und von München aus ist man schnell in den Bergen." Dieser Alonso taugt eben nicht nur als England-Kenner - vermutlich ist er mittlerweile auch mit den Liftpreisen der Salzburger Ski-Welt Amadé vertraut. In London gestaltet sich die Sache mit dem Wintersport eher verzwickt, aber Alonso und seine Kollegen sind ja nicht zum Buckelpistenrunterwedeln gekommen, sondern für ein Champions-League-Spiel. Eine Begegnung mit den "Gunners". Mal wieder.

Die wichtigen Spiele gewann zuletzt der FC Bayern

Arsenal gegen Bayern - das ist so etwas wie die inoffizielle britisch-deutsche Privatmeisterschaft. Die wichtigen Spiele gewannen zuletzt die Münchner, die unwichtigen die Engländer. Auch ein Remis war dabei - damals, als der Bayern-Express noch nicht über jeden Gegner hinweg walzte.

In den vergangenen beiden Spielzeiten begegnete man sich jeweils im Achtelfinale und jedes Mal ruinierten Pep Guardiolas Männer dem Gegner schon im Hinspiel so dermaßen die Party, dass das Rückspiel fast egal war: einem 3:1 im Februar 2013 folgte ein 2:0 Arsenals in München (inklusive fünf spannender Minuten zum Schluss). 2014 demoralisierte man die Londoner mit einem 2:0 (inklusive Elferdrama auf beiden Seiten), ehe in München ein fades 1:1 raussprang.

Xabi Alonso war bei keinem dieser Duelle dabei, trotzdem weiß auch er, wie es gehen kann gegen Arsenal: "Sie haben brillante Spieler, die gerne mit dem Ball agieren. Das müssen wir unterbinden." Am besten ginge das natürlich mit eigenem Ballbesitz, denn "da sind wir am besten", so der Spanier. Arsenal gegen Bayern, das ist ein Duell zweier Teams mit offensiver Geisteshaltung - zaudern und zögern liegt beiden nicht. Für Thomas Müller, der beim Pressegespräch im knallrosa Pulli neben Alonso saß, ein Grund zur Vorfreude: "Es wird hier sicher nicht so laufen, wie zuletzt mit der DFB-Elf oder mit Bayern in der Bundesliga, wo der Gegner zu zehnt verteidigt hat."

Ribéry, Robben und Götze blüht ein Fernsehabend

Das darf man ihm glauben, schließlich spielen bei Arsenal keine acht Willis aus Georgien und auch keine Bargfredes aus Bremen - sondern Fußballvisionäre wie Mesut Özil oder Alexis Sanchez. Dass die Engländer aus den beiden ersten Partien gegen Zagreb und Piräus exakt null Punkte holten, dürfte ihren Gusto aufs Angreifen noch erhöhen. "Sie stehen zwar ziemlich unter Druck, sind aber fußballerisch sehr gut", analysierte Müller. Er selbst ist fußballerisch ebenfalls recht gut, besonders in Partien gegen Arsenal. "Klar, ich habe hier in den letzten beiden Partien getroffen", erinnerte sich der Münchner, "das ist sicher motivierend."

An Motivation sollte es den Bayern nicht mangeln - dann schon eher an tauglichen Offensivkräften. Franck Ribéry, Arjen Robben und Mario Götze blüht an diesem Abend zwecks Verletzungen ein Fernsehabend in München, dazu war die komplette Flügel-Abteilung des deutschen Meisters zuletzt lädiert. Nach ihrer (vielleicht auch schöpferisch bedingten) Pause in Bremen sind Kingsley Coman und Douglas Costa aber am Sonntag mit in die britische Hauptstadt geflogen. Ihre Raserei an den Linien dürfte es diesmal schon gerne wieder sein, sonst erlahmt das Bayern-Spiel auf unglamouröse Weise.

Costa wird wohl spielen können

"Natürlich helfen uns Flügelspieler wie sie, um Chancen zu kreieren", erklärte Müller. Das Problem: Es ist nicht klar, ob diese Flügelspieler überhaupt mitflitzen können - und Müller selbst ist eher Schleicher als Flitzer. Auch Guardiola hat sich über diesen Engpass seine Gedanken gemacht. Er fasste sich auf der Pressekonferenz kurz an seine ergrauten Schläfen und sagte: "Costa und Coman haben gestern und vorgestern nicht trainiert, aber es geht ihnen besser. Wir entscheiden über ihren Einsatz kurzfristig."

Die Oberschenkelverletzung des Franzosen könnte einen Einsatz noch verhindern. Costa wird wohl spielen, auch Javi Martinez scheint nach leichten Kniebeschwerden bereit zu sein.

Und es ist ja nicht so, dass die Bayern gar niemanden mehr hätten, der Tore schießen kann. Ein Mensch namens Robert Lewandowski spielt ja auch noch mit. "Er ist derzeit unglaublich", schwärmte Alonso zum Schluss der Gesprächsrunde, "nicht nur mit seinen Toren, sondern auch mit seiner Arbeit nach hinten." So ganz verzweifelt gehen die Münchner also nicht in diesen Abend.

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