FC Bayern:Bayerns Bubis wecken Erinnerungen an Alaba

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Jubel nach dem Prestigesieg: Die A-Junioren des FC Bayern nach dem Derby-2:1 gegen die gleichaltrigen Rivalen vom TSV 1860 München. (Foto: Claus Schunk)

Der FC Bayern hat endlich wieder einen starken U19-Jahrgang - und ambitionierte Ziele: In der Meisterschaft soll es in die Endrunde gehen, auch international steigen die Ansprüche.

Von Christoph Leischwitz

Die Ferien sind vorbei, und gleich am ersten Schultag mussten ein paar Münchner Jugendliche nachsitzen. Am Dienstagmittag wurden die Spieler der U19 des FC Bayern zum Grünwalder Stadion gefahren, um dort bei Temperaturen Fußball zu spielen, die man sich eigentlich eher in den Ferien wünscht. "Die Jungs sind fix und fertig", sagte Trainer Holger Seitz gegen 16 Uhr. Immerhin hatte es sich gelohnt, die jungen Bayern gewannen gegen das Jugendteam des FK Rostow 4:2 (2:1), das Ergebnis hätte noch viel deutlicher ausfallen können, doch die Präzision im Tore vorbereiten sowie im Abschluss schien oft der Hitze zum Opfer zu fallen. "Es war ein guter Start, nicht mehr, nicht weniger", sagte Seitz.

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Die Youth League der Uefa, in der Nachwuchsteams parallel zu den erwachsenen Profis in Vierer-Gruppen eingeteilt werden, geht in ihre vierte Saison. Abgesehen davon, dass Bayerns U19 zum vorerst letzten Mal vor immerhin zwölf Jahren deutscher Meister wurde, hat man auch in dieser Prinzenklasse bislang wenig erreicht und noch kein einziges Mal die Gruppenphase überstanden. Im aktuellen Jahr hat sich nicht nur, aber auch deshalb viel getan in der Nachwuchsabteilung. Jugendleiter Michael Tarnat oder Scout Jürgen Jung zum Beispiel sind gegangen. "Man kann ja schon nicht mehr richtig schlafen", sagt Nachwuchsleiter Wolfgang Dremmler mit Sarkasmus in der Stimme.

Diesmal hat der Klub die Ziele höher gesteckt: Die Endrunde um die deutsche Meisterschaft soll erreicht werden, im internationalen Wettbewerb zumindest mal das Achtelfinale. Und auch in der Bundesliga ist das Team gut gestartet mit vier Siegen in Serie, unter anderem auch mit einem 2:1 im prestigereichen Derby gegen 1860 München.

Der Kader, glaubt Seitz, ist gut genug, um es weit zu bringen, gegen Rostow waren dafür erste Ansätze zu erkennen. Da ist zum Beispiel der flinke Timothy Tillman, der in einer tief stehenden Deckung wie jener der Russen Lücken reißen und Pässe spielen kann - Tillman war nicht ohne Nebengeräusche vor einem Jahr von der SpVgg Greuther Fürth nach München gewechselt. Dort fand man, dass 500 000 Euro Ablöse für einen 16-Jährigen nicht ganz vernünftig seien.

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Meritan Shabani zeigte beim 1:0 aus gut 25 Metern, dass er über eine gute Schusstechnik verfügt (17.). Yousef Emghames glänzte vor dem zwischenzeitlichen 2:1 als Vorbereiter mit viel Übersicht. Der Österreicher Marco Friedl ist ein selbstbewusster Linksverteidiger mit einer modern-offensiven Ausrichtung seiner Rolle, er traf zum 2:1 (43.) und verwandelte dann nach der Pause den Foulelfmeter zur Vorentscheidung (77.).

Den Elfmeter hatte übrigens der Innenverteidiger namens Felix Götze herausgeholt, über dessen Kernkompetenz in der Viererkette gegen einen defensiven und später sehr erschöpften Gegner wenig zu sagen war. Er ist jedenfalls der letzte Götze in München, nachdem Fabian (SpVgg Unterhaching) seine Karriere bereits beendet hat und Mario (Borussia Dortmund) beim FC Bayern nie glücklich wurde. "Ich wollte immer meinen eigenen Weg gehen, auch wenn wir immer im selben Verein gespielt haben", sagt der strohblonde Götze, der seinen Brüdern nur ansatzweise ähnlich sieht.

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Und gegenüber vielen seiner Mitspieler einen Vorteil hat: Er musste am Dienstag vor dem Spiel nicht in die Schule, er hat sein Abitur schon in der Tasche. Und kann sich voll auf den Fußball konzentrieren. Er selbst sagt, die U23 sei für ihn im Moment noch kein Thema, doch aus dem Verein ist zu hören, dass es womöglich nicht mehr lange dauert.

Ohnehin musste Trainer Seitz in Niklas Dorsch und Fabian Benko zwei junge Spieler ziehen lassen, die nun dauerhaft beim Regionalliga-Team spielen. Umgekehrt hat es dafür der erst 16 Jahre alte Torwart Christian Früchtl in die U19 geschafft, er gilt nicht nur im Wortsinn (1,90 Meter) als großes Talent. Dass es jemand in die erste Mannschaft der Bayern schaffen könnte, was seit David Alaba auch schon nicht mehr passiert ist, das ist im Moment noch nicht das Thema.

Vielleicht ist die Youth League aber auch ein Stück weit dazu da, Talente aus anderen Regionen Europas kennenzulernen, die nicht einmal weit gereiste Scouts besuchen. Dimitrij Solowjew lautet der einzige Grund, warum es FK Rostow gelang, im Grünwalder Stadion überhaupt zwei Tore zu erzielen. Nach einem Kopfball in der ersten Spielhälfte erzielte der 18-Jährige zwischen zwei Krampfanfällen ein Freistoßtor, dass man so nur selten zu sehen bekommt: Über die Mauer hinweg schlug der Ball im Torwarteck ein, trotzdem schien der Ball wegen seiner seltsamen Flugkurve kaum haltbar zu sein. "Der war auffällig", sagte Seitz.

© SZ vom 14.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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