FC Bayern Basketball:Sogar Sammer lächelt

Heiko Schaffartzik, FC Bayern München, Mitteldeutscher BC

Einmal drei Punkte, bitte: Heiko Schaffartzik organisierte die starke Münchner Offensive.

(Foto: dpa)

Der Schlendrian währte nur kurz: Beim 86:63 gegen den Mitteldeutschen BC demonstriert Basketball-Meister FC Bayern vor den Augen prominenter Gäste seine Stärke. Interessant ist die spielerische Ausgeglichenheit der Mannschaft.

Aus der Halle von Jonas Beckenkamp

Es war kuschelig geworden am Donnerstagabend in der grauen Betonschüssel im Münchner Westen, die sich einst Rudi-Sedlmayer-Halle nannte. Während in der Ferne die Lichter der Wiesn-Fahrgeschäfte den Himmel erleuchteten, musste das Publikum in der Basketball-Arena auf den vorderen Plätzen eng zusammenrücken. Es war ja wieder einige Prominenz unter den 6073 Besuchern, so ist das immer, wenn der FC Bayern dort auftritt, also der Reihe nach: Matthias Sammer war gekommen, es gab ausnahmsweise nichts zu beanstanden - er hatte beste Sicht und der Schlendrian der Seinen währte nur kurz.

Daneben fand sich Präsident Karl Hopfner ein und wer genau hinschaute, konnte auch Javi Martínez unter einer schwarzen Baseballkappe erkennen. Sie alle erlebten einen vergnügsamen Abend an diesem 1. Spieltag der neuen BBL-Saison, in die der deutsche Basketballmeister mit einem kaum gefährdeten 86:63 (43:34) gegen den Mitteldeutschen BC aus Weißenfels startete. Trainer Svetislav Pesic zeigte sich erfreut über den gelungenen Auftakt: "Ich bin zu hundert Prozent überzeugt, dass wir die richtigen Spieler geholt haben. Jetzt beginnt ein neuer Prozess."

Dass die Fußballfraktion die Kollegen auf dem Parkett gerne unterstützt, ist nichts Neues bei den Bayern, aber diesmal gab es doch ein paar interessante Erkenntnisse. Zum Beispiel, dass die Münchner erneut den Start der Partie verpennten. Wie schon im Champions Cup am vergangenen Wochenende gegen Alba Berlin gingen die ersten Minuten in die Hose: Pesics Männer donnerten reihenweise Bälle gegen den Ring statt hinein, während die Gäste trafen.

Schnell stand es 0:8 und wäre Sammer nicht in privater Mission präsent gewesen, er hätte sicher ein paar Mahnerworte losgefeuert. Die brachte dann Meistertrainer Pesic während der ersten Auszeit an den Mann - und siehe da: Seine Auswahl spielte fortan so wie ein Meister eben spielt. Sicher, konzentriert und mit der nötigen Ernsthaftigkeit. Pesic hatte später folgende Erklärung für den Schlummerstart: "Wir haben in der Offensive viel Talent, aber zu Beginn war es defensiv viel zu wenig. Wir waren nicht auf dem Niveau, auf dem unser Team sein muss."

Neue Münchner Selbstlosigkeit

Vorne klappte es dafür umso besser. Angeführt vom eingewechselten Neu-Regisseur Vasiljie Micic (acht Punkte, sechs Assists) zeigten die Münchner ansehnliche Angriffe, er Ball kreiste flott umher und am Ende stand meistens ein leichter Wurf in Korbnähe. Nihat Djedovic (elf Punkte), der erstmals nach langer Verletzungspause wieder ein Punktspiel bestritt, war zufrieden: "Es war eine gute Reaktion auf das Spiel in Berlin. Wir waren heute viel geduldiger und haben die Angriffe zu Ende gespielt."

Als die Bayern ihren Rhythmus in der Offensive gefunden hatten, wuchs der Vorsprung. Erst stand es 22:15, weil vor allem Robin Benzing (insgesamt drei Dreier) das Geschehen für die Bayern bereicherte, dann spielte der Favorit seine Vorteile unter den Brettern aus - der Halbzeitstand von 43:34 war noch recht glimpflich für die Gäste, die diesmal höchstens einen Preis im Vorbeiwerfen verdient gehabt hätten.

Taktgeber-Duo Micic und Schaffartzik

Auffällig war das zackige Passspiel des Meisters: 21 Assists über die gesamte Spielzeit verdeutlichen die neue Selbstlosigkeit nach dem Weggang des Allein-Bevollmächtigten Malcolm Delaney. Viele dieser gut abgestimmten Zuspiele schickte das Taktgeber-Duo Micic und Heiko Schaffartzik auf die Reise, das in Abwesenheit des geschonten Kapitäns Bryce Taylor und des noch angeschlagenen Zugangs Anton Gavel die Offensive organisierten.

Als im dritten Viertel auch die langen Jungs John Bryant und Vladimir Stimac immer besser ins Spiel fanden, war die Sache entschieden. 63:47 stand es vor dem Schlussabschnitt, in der Halle gestaltete sich die Stimmung längst ausgelassen wie im Bierzelt. Zum Schluss durften die Zuschauer noch einmal miterleben, wie es in dieser Saison oft zugehen könnte - vor allem gegen kleinere Gegner: Überlegene Münchner verteilen die Punktausbeute auf viele verschiedene Schultern.

Alle neun Bayern-Akteure bekamen ihre Minuten und hatten ihre Szenen mit Korberfolgen. Als der Schlusslärm ertönte, war der Vorsprung von Pesics Männern noch weiter angewachsen - und sogar Sammer leistete sich ein Lächeln. "So ein Pflichtsieg zum Start fühlt sich gut an", sagte Flügelspieler Djedovic. Dann gingen in der Halle die Lichter aus. Aber das war egal, draußen schimmerte der Wiesnwahnsinn durch die Nacht.

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