FC Bayern Basketball:Sensibler Prozess

Der lange verletzte Maxi Kleber steht vor dem Comeback. Der Verein hofft, dass seine Rückkehr in die Mannschaft in der letzten und entscheidenden Phase der Saison kommt. Der Verein könnte weitere Spieler holen.

Von Philipp Schneider

Es war Ende August, Svetislav Pesic stand auf einer grünen Wiese, die Sonne schien, Olivenbäumchen rahmten ihn ein und der Gardasee war nur ein paar Dreipunktewürfe entfernt. Dort, im Trainingslager der Basketballer des FC Bayern, dachte der Trainer kurz aber intensiv nach, ehe er eine nicht uninteressante Frage äußerst interessant beantwortete: "Riskant? Maxi Kleber bleibt ja Minimum zwei Jahre bei uns. Wir haben ihn doch nicht für den ersten Monat der Saison geholt."

Fünf Monate später läuft Pesic wie ein Tiger durch den Audi Dome; seine Mannschaft führt im ersten Eurocup-Heimspiel der Saison vier Minuten vor Ende mit 13 Punkten gegen Ulm, als ein recht aufdringlicher Singsang an seine Ohren dringt. "Wir! Wollen! Den! Maxi! Sehen! Wirwollndenmaxisehn", skandieren die Fans. Doch Pesic bleibt stur, er will Kleber noch nicht sehen. "Ich hab' das gar nicht gehört", erklärt er am Mittwochabend, nachdem eine einseitige Partie 83:69 gewonnen ist, in der Kleber immerhin erstmals auf der Bank des FC Bayern sitzen durfte.

Zweifelsfrei haben die Bayern hoch gepokert, als sie im vergangenen Sommer den Power Forward Kleber verpflichteten. Der 23-jährige Nationalspieler war zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung schon verletzt, im Sommertraining hatte er sich eine komplizierte Kapsel-Band-Verletzung am Fuß zugezogen. Angeblich waren damals auch Bamberg, Berlin und der Euroleague-Teilnehmer Malaga am wohl größten deutschen Talent interessiert. Doch die Bayern schlugen zu. Auch, weil sie nach Rücksprache mit ihrer medizinischen Abteilung davon ausgingen, dass Kleber im Oktober wieder fit sein würde.

Pesic schließt nicht aus, dass noch ein Spieler verpflichtet wird

War er aber nicht. Ins Mannschaftstraining stieg Kleber erst Anfang Januar ein. Und möglicherweise wird er am Sonntag (17 Uhr) beim Heimspiel gegen Bremerhaven seine ersten Spielminuten in München erleben. Ob der Trainer ihn dann einwechselt, das wusste am Donnerstag nicht mal dessen Sohn, Sportchef Marko Pesic. "Die Verletzung an sich ist ausgeheilt. Aber Maxi ist einer, der von seiner Spritzigkeit lebt. Er muss also 100 Prozent Vertrauen in seinen Fuß haben." Kleber müsse behutsam herangeführt werden, das sei ein "sensibler Prozess", sagt Pesic junior. Es dürfe nicht das Risiko eingegangen werden, dass Kleber gleich in eine Spielsituation geworfen wird, in der er volles Risiko gehen muss. Schön langsam. Schließlich spielen die Bayern noch nicht in den Playoffs um die deutsche Meisterschaft. Und im Eurocup liegen sie nach zwei Siegen in zwei Spielen auch ohne Kleber auf Kurs. Klar sei allerdings auch, sagt der Sportchef: "Wenn die Playoffs heute beginnen würden, hätte Kleber letzte Woche schon gespielt."

Es ist nämlich schon so, dass sich die Bayern durchaus in dieser Saison noch einiges erhoffen von Kleber, an dessen Stelle auch ein unverletzter Spieler hätte verpflichtet werden können. Schon im Teamtraining habe er den Eindruck gewonnen, sagt Pesic, dass Kleber "unser Spiel deutlich verbessern wird. Er macht uns viel variabler." Ähnlich wie sich jüngst die Verpflichtung von Point Guard Justin Cobbs positiv auf das Spiel von Alex Renfroe und Anton Gavel ausgewirkt habe, erhofft sich Pesic, dass das Mitwirken von Kleber positiv ausstrahlen wird auf Deon Thompson und Dusko Savanovic.

Bis Ende Februar dürften sich die Bayern auf dem Transfermarkt noch verstärken. Pesic schließt nicht aus, dass er noch einen Spieler für die großen Positionen verpflichten wird. Vieles hängt an der Frage, ob und wie schnell Maxi Kleber zur alten Form finden wird. Und dass er vorher so lang wie möglich geschont werden wird, ist offenbar kein Widerspruch. "Eine Rolex", sagt Marko Pesic, "trägst du auch nicht jeden Tag."

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