Basketball:Abgehängt

Nicht mehr auf Augenhöhe: Das Team von Alba Berlin ist gegen München gegenwärtig chancenlos. Dem FC Bayern gelingt ein deutlicher Auswärtserfolg. Das sagt auch etwas über den Zustand des früheren Erzrivalen Alba aus.

Von Christopher Meltzer, Berlin/München

Der Basketballer Alex King kann schon jetzt auf eine beachtliche Laufbahn zurückblicken. Er kam in den Genuss einer Meisterschaft und zweier Pokalsiege, gleich mehrere Bundestrainer setzten auf ihn. Man tritt King aber nicht zu nah, wenn man behauptet: Zu den Schnellsten seines Sports hat er nie gehört. Inzwischen läuft King, 31, für den FC Bayern München auf. Schneller ist er nicht geworden. Doch als King am Sonntagnachmittag in der Berliner Arena losspurtete, konnte ihm kein Spieler des dort ansässigen Bundesligisten Alba Berlin folgen. Also stopfte King den Ball ganz gemütlich durch den Ring - zum 32:14, was dann bereits nach 13 Minuten nahelegte, dass an diesem 22. Bundesligaspieltag nicht nur King, sondern auch der FC Bayern den Berliner Basketballern davonrennen würde. Es kam dann auch genau so: Bayern siegte 80:56.

Während King also in der 13. Minute noch am Korb baumelte, verfestigte sich bereits jene These, die schon im Oktober letzten Jahres Form angenommen hatte, nachdem die Bayern im Hinspiel mit einem 97:58 über Berlin hergefallen waren: Höchsten Ansprüchen genügt diese Berliner Mannschaft nicht mehr.

Der sportliche Abfall hatte sich bereits in der Vorsaison angedeutet, doch als im Sommer auch noch der trickreiche Trainer Sasa Obradovic die Stadt verließ, ahnte wohl selbst der stolze Klub aus Berlin, dass die Selbstverständlichkeit, jedes Jahr um den Titel mitzuspielen, den jüngsten Entwicklungen angepasst werden müsse. Der Berliner Geschäftsführer Marco Baldi, ansonsten selten um eine großspurige Ansage verlegen, rief neulich ein wenig demütig aus, in diesem Jahr einfach unter die besten Vier kommen zu wollen.

Das verrät viel über den Zustand jenes Basketballvereins, der vor gar nicht allzu langer Zeit als der FC Bayern seiner Branche firmierte. Doch diesen Status knöpften ihm schon vor einiger Zeit die ambitionierten Bamberger ab, und dann tauchte ja irgendwann auch noch der echte FC Bayern im Basketballbusiness auf, natürlich darauf getrimmt, im nationalen wie internationalen Ansehen selbst auch der FC Bayern des Basketballs zu werden.

Gerade ist Berlins Rückstand auf die Bayern so groß wie nie. Am Sonntag offenbarte sich das auch den mehr als 12 000 Zuschauern in der Hauptstadt. Regelmäßig endeten die Alba-Angriffe mit komplizierten Einzelaktionen. Baldi verwies zurecht darauf, dass in Peyton Siva der "Lenker und Denker" verletzt fehlte. Doch auch in der Abwehr hechelten die Berliner den Bayern hinterher. Der neue Trainer Ahmet Caki verfolgt ein aggressives Abwehrkonzept, nur sind viele Berliner Spieler damit überfordert. Die Bayern nutzten die großen Lücken aus - und versendeten zugleich eine Botschaft für das kommende Wochenende. Dann steigt an selber Stelle nämlich das Final Four des deutschen Pokals, den Berlin dem FC Bayern im Vorjahr in deren Halle weggeschnappt hatte. Diesmal erwartet Titelverteidiger Berlin im Halbfinale: den FC Bayern.

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