Auch in seinen vorerst letzten Minuten in München ist Pierre-Emile Højbjerg ein freundlicher junger Mann geblieben, er holte weit mit seiner rechten Hand aus, dann schlug er ein. Mit dem ersten Ordner, mit dem zweiten Ordner, so lange, bis er allen Ordnern die Hand gegeben hatte. Dann verließ Højbjerg das Vereinsgelände des FC Bayern, in der rechten Hand eine schwarze Plastiktüte, im Gesicht ein verkniffenes Lächeln.
Højbjerg, 19, ist in all den Wochen immer ein freundlicher junger Mann geblieben, auch am Mittwoch, als er sich beim FC Bayern verabschiedete, um sich für ein halbes Jahr an den FC Augsburg ausleihen zu lassen. Aber freundlich, das war die äußere Erscheinung. In seinem Inneren zweifelte Højbjerg, niemals an sich selbst, aber an der Rolle, die er bisher in dieser Saison beim FC Bayern hatte.
Der Abschied des Dänen hatte sich lange angekündigt, spätestens, als er sich im November öffentlich geäußert hatte zu seiner Zukunft bei dem Verein, zu dem er im Sommer 2012 als 16-Jähriger gewechselt war. Unzufrieden sei er. Mehr spielen wolle er. Und wenn das beim FC Bayern nicht möglich sei, dann eben bei einem anderen Verein. Es waren freundliche Worte. Und doch sehr deutliche.
Schon bald meldeten sich mehrere Interessenten aus der Bundesliga, lange Zeit galt Hannover als Favorit auf ein Leihgeschäft, aber zuletzt haben sie das nur noch in Hannover geglaubt. Am Montag erst hatte 96-Sportdirektor Dirk Dufner gesagt: "Wir haben unser Interesse hinterlegt. Die Bayern können sich gut vorstellen, den Spieler an Hannover auszuleihen." Doch spätestens seit Mitte Dezember hatte Augsburg die besten Chancen, vor allem bei Højbjerg selbst. Am Mittwochabend bestätigte sein Berater, der ehemalige FC-Bayern-Spieler und -Trainer Søren Lerby, der Sport-Bild, dass Højbjerg zum FCA wechseln wird: "Pierre-Emile geht für ein halbes Jahr nach Augsburg. Er soll Spielpraxis sammeln. Im Mai oder Juni besprechen wir das weitere Vorgehen."
Bereits beim Trainingsauftakt des FC Bayern am Mittwochnachmittag gehörte Højbjerg nicht mehr zur Mannschaft - anders als Xherdan Shaqiri. Der Schweizer hat im vergangenen Jahr häufiger gesagt, dass er an einen Wechsel denke, seine Kritik richtete sich auch deutlich gegen Trainer Pep Guardiola. Schon im vergangenen Sommer hatte Shaqiris Bruder und Berater Erdin mit Klubs verhandelt, etwa mit dem FC Liverpool. Ein Wechsel scheiterte am Veto des FC Bayern.
Die Verletztenliste nimmt nach und nach ab
Nun aber mehren sich die Anzeichen, dass auch Shaqiri in diesem Winter den Verein verlassen wird, vermutlich zu Inter Mailand. Angeblich haben Vertreter beider Vereine am Mittwoch um den Schweizer telefonisch geschachert, während das Management in Mailand vorsorglich ein Privatflugzeug bereitstellen ließ, um Shaqiri gegebenenfalls schleunigst über die Alpen zu bringen.
Inter soll das ursprüngliche Angebot von zwei Millionen Euro für eine Ausleihe auf drei Millionen nach oben korrigiert haben, zudem sind die Mailänder offenbar bereit, ihre Ablöse-Offerte von bislang zwölf Millionen Euro zu erhöhen. "Shaqiri ist ein Spieler auf unserer Wunschliste, er ist aber nicht der einzige", sagte Inters Sportdirektor Piero Ausilio. Liverpool bietet angeblich mehr, doch Shaqiri soll signalisiert haben, er zöge Mailand vor.
Wer noch wie lange im Verein bleibt, das war das eine Thema beim Trainingsauftakt des FC Bayern. Das andere war, wer wieder dabei ist.
Wann Thiago zurückkommt, ist weiter ein Rätsel
Die Verletztenliste der Mannschaft war in der Hinrunde immer länger geworden, nun melden sich nach und nach die Vermissten zurück. Am Mittwoch trainierte etwa Holger Badstuber wieder mit der Mannschaft, erstmals seit einem Sehnenriss im Oberschenkel am dritten Spieltag. Der Innenverteidiger wird am Freitag mit der Mannschaft ins Trainingslager nach Katar fliegen, genauso wie David Alaba (Teilriss im Innenband) und Torhüter Tom Starke (Teilriss im Syndesmoseband); Alaba trainiert zurzeit individuell. Ob Javier Martínez (Kreuzbandriss) mitfliegt, soll kurzfristig entschieden werden. Fehlen werden Philipp Lahm (Knöchelbruch) und Thiago. Wann der Spanier nach seinem dritten Innenbandriss innerhalb eines halben Jahres zurückkehrt, ist weiter ein Rätsel.
Sollte die Liste der Verletzten bis zum Ende der Transferperiode nicht länger werden, wird der FC Bayern selbst keine Spieler verpflichten, Guardiola hatte Zugänge bereits im Herbst ausgeschlossen. Somit bliebe es für diesen Winter bei dem Perspektivtransfer von Joshua Kimmich, dem Mittelfeldspieler vom VfB Stuttgart, der zurzeit an den Zweitligisten RB Leipzig ausgeliehen ist. Der 19-Jährige kommt im Sommer, angeblich für sieben Millionen Euro Ablöse. Selbstbewusst hat er zuletzt angekündigt, dass er sich beim FC Bayern durchsetzen werde. Aber dieses Selbstbewusstsein hatte auch der freundliche Pierre-Emile Højbjerg.