FC Basel vor dem Rückspiel in München:Generation ohne Angst und Stress

Vor dem Champions-League-Rückspiel in München siegt der FC Basel mühelos bei den Grasshoppers Zürich. Auf das 7:1 des FC Bayern gegen Hoffenheim angesprochen, reagieren die Schweizer mit bemerkenswerter Unerschrockenheit. Von Furcht vor dem großen Gegner keine Spur.

Peter Birrer

Hätte ja sein können, dass die Meldung aus München, dieser Sturmlauf der Bayern beim 7:1 gegen Hoffenheim, Spuren von Eindruck hinterlassen würde. Hätte ja sein können, dass die Spieler des FC Basel zumindest leicht zusammengezuckt wären. Als sie jedoch in Zürich ihre Arbeit beendet und keinen Tropfen Schweiß zu viel vergossen hatten, um Rekordmeister Grasshoppers 2:0 zu besiegen, da hörte es sich nicht so an, als würde Furcht beim Champions-League-Gegner der Bayern um sich greifen.

FC Basel vor dem Rückspiel in München: Ab ins Tor der Grashoppers: Xherdan Shaqiri, demnächst beim FC Bayern am Ball, trifft mit einem herrlichen Freistoß zum 1:0 für den FC Basel.

Ab ins Tor der Grashoppers: Xherdan Shaqiri, demnächst beim FC Bayern am Ball, trifft mit einem herrlichen Freistoß zum 1:0 für den FC Basel.

(Foto: AP)

Granit Xhaka stellte sich hin, frisch geduscht, an beiden Ohrläppchen funkelten die Ringe, und er sagte mit Grüßen nach München: "Die Bayern haben jetzt ihre Tore gemacht. Aber am Dienstag ist nicht Hoffenheim da, am Dienstag ist der FC Basel da. Und da gibt es keine Tore für sie." Er hoffe das zumindest, schob er vorsichtshalber nach, denn: "Es ist schon schwierig, gegen uns zu treffen."

Xhaka ist erst 19, aber voller Selbstbewusstsein. In seiner Welt, so formuliert es Basels Sportkoordinator Georg Heitz, gebe es keinen Grund, Angst vor den Bayern zu haben. Xhaka hat seinen Stammplatz in der Nationalmannschaft, er hat mit dem Ball am Fuß die Ruhe eines Routiniers, und seine außerordentlichen Fähigkeiten haben ihn so interessant gemacht, dass er im Sommer die Heimat verlässt. Die Bundesliga lockt, Thorsten Fink, sein früherer Trainer, will ihn nach Hamburg lotsen. Und Xhaka ist bei Basel nur einer von vielen Gefragten mit bemerkenswerter Unerschrockenheit.

Seit August nur eine Niederlage

Es gibt Aleksandar Dragovic, 21, und es gibt Xherdan Shaqiri, 20 und bald beim FC Bayern. Und im Tor steht Yann Sommer, 23 der in vier Sprachen die Kollegen dirigiert. Sie alle stehen für eine Generation beim FC Basel, der nicht bange ist, wenn sie das erste Mal im wuchtigen Old-Trafford-Stadion von Manchester antritt - oder nun am Dienstag in der ausverkauften Münchner Arena.

Dieses Selbstvertrauen ist bei Basel nicht bloß ein Privileg der Jugend, sondern auch ein Markenzeichen jener, die sich bald Gedanken machen müssen, wie ihr Leben nach dem Fußball aussehen soll. Benjamin Huggel ist einer von ihnen, bald wird er 35, aber eigentlich hat er keine Lust aufzuhören. Und weil der Körper mitmacht, bat er beim Sieg am Samstag auch nicht um eine Pause, um für München Energie zu sparen. Er hatte Spaß am Schaulaufen im Zürcher Letzigrund, bei dem Basel die Grasshoppers nach Belieben beherrschte: Tempo, Unterhaltung, die Höhe des Sieges, alles stimmte. Und als Huggel später von Bayerns 7:1 hörte, fiel ihm dazu lediglich ein: "Das gibt auch nur drei Punkte."

Bei der Generalprobe für München ließ der Schweizer Spitzenreiter gegen einen restlos überforderten Gegner Gnade walten. Shaqiri erzielte das frühe 1:0 (5.), der ehemalige Dortmunder Philipp Degen das 2:0 (41.). Basel spielt in der Schweiz in seiner eigenen Liga, steuert sicher auf den dritten Meistertitel in Serie zu. Seit dem 20. August 2011 gab es in 17 Ligaspielen keine Niederlage mehr, nur in der Champions League wurde einmal verloren, gegen Benfica Lissabon. Und die Xhakas und Shaqiris sehen keinen Grund, warum die positive Serie nicht ausgebaut werden sollte.

Vogel: "Mein Trophäenschrank ist noch leer."

Wenn sie am Montag aufbrechen nach München, werden sie von 10.000 Anhängern begleitet, die keine andere Erwartung haben als den Durchbruch ins Viertelfinale. Das Bewusstsein der eigenen Stärke schürt Trainer Heiko Vogel, 36 und erst seit knapp fünf Monaten im Amt. "Wir müssen uns nicht verstecken", sagt er. Das Rezept sei am Dienstag das gleiche wie immer: "Wir gehen stressfrei auf den Rasen. Egal, wer uns gegenübersteht", betont der Coach.

Der Deutsche Vogel, einst Jugendtrainer beim FC Bayern und in Basel zunächst Finks Assistent, hat sich mit Kompetenz eine hohe Akzeptanz verschafft "Um diesen Sport zu verstehen", sagt Georg Heitz, "muss man nicht 100 Bundesliga-Spiele in den Beinen haben. Vogel versteht den Fußball." 14 seiner 19 Pflichtspiele als Cheftrainer hat er gewonnen, das Gefühl des Verlierers ist ihm fremd. Einzuschätzen weiß er sich gleichwohl: "Mein Trophäenschrank ist noch leer."

Bei aller Begeisterung, die gegenwärtig in Basel um sich greift, bemüht sich aber gerade Heitz um Realismus: "Selbst wenn wir weiterkommen, sind wir nicht besser als die Bayern. Wir werden in hundert Jahren nicht erreichen, was dieser Verein zustande gebracht hat." Das 7:1 vom Samstag lieferte ihm nur die Bestätigung dafür, dass es "für uns in München im schlimmsten Fall nach 20 Minuten vorbei sein kann". Aber eigentlich sind solche Gedanken tabu in Basel, das weiß auch Heitz. Darum sagt er flugs: "Wir können es packen."

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