FC Barcelona gegen Real Madrid:Wunderwusler gegen Neidgockel

Real Madrid vs FC Barcelona

Messi feiert, Ronaldo schaut mürrisch: Im Clásico trifft der Barcelona-Stürmer besonders gerne.

(Foto: Javier Lizon/dpa)
  • Vor dem 171. Clásico frohlockt der FC Barcelona wegen der Rückkehr von Schlüsselspieler Lionel Messi.
  • Bei Real Madrid herrscht schlechte Stimmung - Cristiano Ronaldo hält wenig vom neuen Trainer Rafael Benítez.
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Von Javier Cáceres, Madrid

Wer sich dieser Tage durch die Sportgazetten der spanischen Hauptstadt blätterte, konnte sich durchaus wundern, mit welcher Inbrunst die Rückkehr eines Spielers von Real Madrid gefeiert wurde, der von Haus aus eigentlich eher dazu verdammt war, ein Komparse zu sein: Keylor Navas, der zuletzt verletzte, im Sommer durch einen bizarren Wechsel-Hickhack gedemütigte Torhüter, der von den Zeitungen wie ein Held des Vereins zurück im Mannschaftstraining begrüßt wurde.

Allerdings: Es gibt tatsächlich gute Gründe dafür, als madridista über Navas' Rückkehr erleichtert zu sein. Der Mittelamerikaner hat in der laufenden Saison durch sagenhafte Paraden einige Punkte festgehalten, die der von Cristiano Ronaldo angeführte Sturm nicht sichern konnte. Kurzum: Es kriselt bei Real Madrid. Zum ungünstigsten Zeitpunkt: An diesem Samstag steht im Bernabéu-Stadion der 171. Clásico der spanischen Liga-Geschichte an: die Partie gegen den FC Barcelona.

Dass im "Weißen Haus" an Madrids Paseo de La Castellana die Krisenlage fast so offen zur Schau gestellt wird wie die vielen Pokale, die Real gewonnen hat, ist einigermaßen überraschend. Den Madrilenen war ein dermaßen einfaches Liga-Programm geschneidert worden, dass eigentlich ein Durchmarsch im Stile des FC Bayern erwartet worden war.

Spielt Messi gar von Beginn an?

Dazu kam, dass im September Barcelonas Fixpunkt, der argentinische Wunderwusler Lionel Messi, eine Innenbanddehnung im Knie erlitt. Die augenblicklich einsetzende Panik der Katalanen kleidete die Zeitung El Mundo Deportivo in ein einziges, lautmalerisches Wort: "Glups!" Kein Wunder: Damals lag Barcelona einen Punkt hinter Real. Nun stehen die Katalanen drei Punkte vor dem Rekordmeister - und Messi, der in 30 Spielen gegen Real 21 Tore geschossen hat, ist auch wieder da; als wollte er die These seines Kollegen Gerard Piqué stützen, wonach der Clásico ein Ereignis sei, "das uns geil macht".

In dieser Woche trainierte Messi erstmals wieder mit dem Team . Zunächst hieß es, Messi könne nur eine halbe Stunde spielen, mittlerweile wird debattiert, ob er nicht doch von Anfang an aufgeboten wird. "Messi ist kein Spieler, bei dem man im Bernabéu-Stadion bis zur 70. Minute warten sollte. Er ist ein Spieler, der schon vorher den Unterschied ausmacht", sagt der argentinische Fußball-Gelehrte Jorge Valdano. Luis Enrique wollte nichts verraten: "Seid nicht ungeduldig", sagte Barcelonas Trainer am Freitag. "Die große Nachricht ist, dass er wieder gesund ist."

Bei Real herrscht miese Stimmung

Real leidet hingegen nicht nur unter der Formschwäche der Offensive. Ronaldo hat an elf Spieltagen zwar acht Tore erzielt, doch gemessen an seinen Umsatzzahlen in der Vergangenheit ist das ein Witz. Im vorigen Jahr hatte er zum gleichen Zeitpunkt das Tornetz der Gegner 19 Mal perforiert. Das potenziert die Störungen in einem augenscheinlich vergifteten Binnenklima.

Die 100-Millionen-Euro-Einkäufe Cristiano Ronaldo und Gareth Bale präsentieren sich als zerstrittene Neidgockel; das Team hält Trainer Rafael Benítez zumindest mehrheitlich für einen komplexbeladenen Laptop-Trainer; Mittelstürmer Karim Benzema war zuletzt verletzt und hat Ärger mit der Justiz in Frankreich; und Klubchef Florentino Pérez zweifelt wieder mal an so allem und jedem. Auch an Ronaldo.

Als der Portugiese jüngst dem Kicker erklärte, er könne sich ein Karriereende auch woanders vorstellen ("Warum nicht?"), reagierte Pérez, als habe Ronaldo gegen die in Madrid gebräuchliche Variation eines Gebots aus dem Alten Testament verstoßen: Du sollst keine anderen Götter neben Real haben! Vor dem Champions-League-Spiel gegen Paris Saint-Germain stellte Pérez Ronaldo zur Rede, ein indiskretes Mikrofon registrierte den Dialog. "Das hat mir nicht gefallen, was Du da gesagt hast", sagte Pérez. Ronaldo revanchierte sich, indem er nach der Partie dem verdutzten PSG-Trainer Laurent Blanc etwas ins Ohr flüsterte.

Ob Ronaldo zu Blanc wirklich das sagte, was später in Frankreich kolportiert wurde ("Ich würde gern' mit Dir zusammenarbeiten"), ist nicht belegt. Am Freitag nun wurde bekannt, dass sich just am Tag des Spiels gegen PSG der Manager von Ronaldo, Jorge Mendes, und der Präsident von PSG, Nasser Al-Khelaifi, in Paris getroffen hatten. Thema der Unterredung laut RMC Sport: Ronaldos möglicher Wechsel zu PSG.

Ronaldo kommt nicht mit Benítez klar

Die Indizien stützen jedenfalls die in Madrid vorherrschende Theorie, wonach Ronaldo seinen Vorgesetzten Benítez für so nützlich hält wie eine Pyjamahosentasche. Nicht umsonst tauchte dieser Tage in der Online-Zeitung El Confidencial ein Ronaldo-Zitat auf, das ebenfalls nicht belegt ist, aber offenkundig Ronaldos Denken trifft: "Mit dem (Benítez/d. Red.) werden wir nie was gewinnen." Dabei spielt eine wesentliche Rolle, dass Ronaldo Benítez eines nicht verzeiht: Der Coach erklärte - wohl auf Geheiß von Vereinsboss Pérez - den Waliser Gareth Bale durch Gesten und Worte zum Real-Repräsentanten der neuen Zeit. Auch Bale hat gerade erst eine Verletzung überwunden.

Ob all diese Unwägbar- und Widrigkeiten ausreichen, um dem FC Barcelona eine Favoritenrolle zuzusprechen, ist offen wie eh und je. Dann auch spanische Clásicos richten sich nach dem nicht zu dechiffrierenden Gesetz der Unvorhersehbarkeit.

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